Von Angst und wie man sie überwinden kann.
Von:
@lesenmitausblick
15.04.2024
„Mutig“ sein ist leichter gesagt als getan. Wenn die Angst lähmend groß ist, wie soll man sie besiegen?
Das neue Bilderbuch der beliebten und erfolgreichen Autorin und Illustratorin Britta Teckentrup erzählt genau davon. Es ist im Prestel Verlag erschienen und richtet sich an Kindergarten- und Grundschulkinder. Vielleicht kennt ihr den Vorgänger „Wütend“ bereits?
Britta Teckentrup erkennt man an ihrem ganz eigenen Stil. Sie arbeitet mit einer Mischtechnik aus strukturiertem Papier, Collagen und digitaler Arbeit. Ich weiß, dass viele von euch große Fans ihrer Bücher sind.
„Mutig“ könnte von mir und meiner Angst erzählen. Ich habe mich in diesem poetisch schönen Buch wieder gefunden, so wie es mir als Kind manchmal ging. Es könnte mein Weg sein, von dem das Buch erzählt.
In dunklen Bildern, allein im Wald, zwischen sprödem Gestrüpp sitzt ein Mädchen und ist gelähmt vor Angst, kann nicht mutig sein, das Vertraute nicht loslassen, die Deckung nicht verlassen. Einerseits will es nicht da sein, aber andererseits kommt es von allein nicht aus der Situation heraus. Ich denke, wir alle kennen solche und ähnliche Begebenheiten selbst. Vielleicht ist es die Angst vor dem Unbekannten, sie ist bedrohlich, groß wie ein Bär…
Die Farbgebung im Buch verändert sich, je weiter das Mädchen seinen Weg geht, sich der Angst stellt. Die Farben werden heller und wärmer. Plötzlich wirkt der Bär gar nicht mehr bedrohlich, sondern eher freundlich. Während es auf einer Doppelseite nur bange, ängstliche Worte ohne Bilder gibt, merkt das Mädchen beim Davonlaufen vor der Angst, dass es mutig sein kann, wenn es sich selbst vertraut und Schritt für Schritt vorangeht.
Die Geschichte ist in Reimen geschrieben, was den Worten noch mehr Ausdruckskraft verleiht. Sowohl den Worten der Angst, als auch den Mut zusprechenden Worten. Ich mag es sehr, dass die Geschichte gereimt ist. Reime haben Rhythmus und Rhythmus kann vorantreiben.
„Mutig“ kann Kindern einen Weg zeigen, mit ihrer Angst umzugehen. Angst kann lähmen, sie kann aber auch vorantreiben, sie kann ein Begleiter sein, genauso, wie Mut wachsen kann, Schritt für Schritt. Am Ende des Buches strahlen große kräftige Mutmachwörter in einem satten Gelb auf einer Doppelseite und verdeutlichen die Leichtigkeit, die sich ausbreitet, wenn man sich seiner Angst stellt, sie benennen kann. Aus dieser Erfahrung kann man so viel Kraft und Motivation gewinnen. Es ist wichtig zu erkennen, dass Angst und Mut ein Teil von uns sind, zusammengehören. Wir müssen nur lernen, mit ihnen umzugehen, sie anzunehmen.
„Mutig“ kann ich mir als Bilderbuch sehr gut in der Arbeit mit Kindergruppen vorstellen, sei es nun im Kindergarten oder in der Grundschule. Das Buch bietet über die Bilder und die Reime einen Zugang, um über eigene Erfahrungen und Ängste zu sprechen. Vielleicht tatsächlich den Mut zu finden, sich der Angst Stück für Stück zu stellen, sie zu überwinden.
Ich bedanke mich für das schöne Rezensionsexemplar.