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Nimmersatt? Dr. Med. David Ludwig im Interview

Wann und wie haben Sie herausgefunden, dass eine fettreiche Ernährung nicht zwingend zu einer Gewichtszunahme führt?
Das „Kalorien rein, Kalorien raus“-Model der Gewichtskontrolle ist einfach und verlockend. Wenn Sie Gewicht verlieren wollen, essen Sie einfach ein bisschen weniger und bewegen sich mehr. Und weil Fett doppelt so viele Kalorien pro Gramm hat als die anderen Hauptnährstoffe, wurde uns die fettarme Ernährung empfohlen. Leider hat die fettarme Diät nicht gut funktioniert. Als Amerikaner und Europäer damit anfingen, weniger Fett zu essen, schoss der Anteil der Fettleibigen in die Höhe. Sowohl meine eigenen als auch die Forschungsergebnisse anderer deuten darauf hin, dass vor allem die fettarme Ernährung für diese Entwicklung verantwortlich ist. Das entscheidende Problem bei der Low-Fat-Diät ist, dass sie einen wissenschaftlichen Fakt ignoriert, der bereits seit fast hundert Jahren bekannt ist: Körpergewicht wird langfristig mehr durch die Biologie als durch die Willenskraft kontrolliert. Natürlich kann man durch eine kalorien- und fettarme Diät vorübergehend Gewicht verlieren. Aber das Unvermeidbare schlägt zurück in Form von steigendem Hungergefühl, langsameren Metabolismus und dem Hungerstoffwechsel – ein Rezept für langfristiges Scheitern.

Warum genau funktionieren Low-Fat-Diäten nicht?
Die fettarme, kohlehydratreiche Ernährung, die uns seit 40 Jahren empfohlen wird, hat die Insulinspiegel in die Höhe getrieben und damit dazu geführt, dass Fettzellen zu viele Kalorien horten. Dadurch sind zu wenige Kalorien im Blutstrom verfügbar, um die Bedürfnisse des restlichen Körpers zu stillen. Unser Gehirn nimmt das Problem wahr und ergreift Maßnahmen, um Energie zu sparen – wir werden also hungrig, unser Stoffwechsel wird langsamer und wir nehmen zu. Weniger Kalorien aufzunehmen verschlimmert die Situation nur und führt zu einem Kampf zwischen Willen und Metabolismus, den wir nur verlieren können.

Und warum funktioniert eine High-Fat-Diät, wie Sie sie in „nimmersatt?“ vorstellen?
In „nimmersatt?“ verwenden wir leckere fettreiche Lebensmittel, um die ganzen verarbeiteten Kohlehydrate zu ersetzen, die sich in den letzten Jahrzehnten in unsere Ernährung geschlichen haben – dazu gehören Weißbrot, weißer Reis, Kartoffelchips, Kekse, Kräcker und zuckerhaltige Getränke und Lebensmittel. Mit dieser High-Fat-Diät sinkt der Insulinspiegel und chronische Entzündungen verringern sich, Fettzellen öffnen sich und geben die angestauten Kalorien frei. Diese fließen zurück in den Körper und Sie beginnen, natürlich Gewicht zu verlieren, ohne den Kampf und Verzicht, der bei konventionellen Methoden üblich ist.

Welche verschiedenen Arten von Fetten gibt es?
Natürliche Fette werden in drei Kategorien unterschieden:
• Gesättigte Fettsäuren – sie kommen in Milchprodukten, Fleisch und tropischen Ölen (Kokosnuss-, Palmöl) vor
• Einfach ungesättigte Fettsäuren – viele Nüsse, Olivenöl, Avocado
• Mehrfach ungesättigte, einschließlich Omega-3-Fettsäuren (vor allem von Fisch) und Omega-6-Fettsäuren (pflanzliche Öle wie Distel-, Sonnenblumen- und Maisöl)
• Eine vierte Art von Fett, genannt Trans- oder hydrierte Fette kam üblicherweise in industriell hergestellten Lebensmittelprodukten vor. Glücklicherweise werden diese ungesunden, künstlichen Fette kaum noch verwendet.

Vor 40 Jahren wurde uns erzählt, dass gesättigte Fettsäuren der Gesundheitsfeind Nummer eins sind, und aus unserer Ernährung verbannt werden sollte. Neuerdings schwingt das Pendel in die andere Richtung durch einige, die sich für die einzigartigen gesundheitlichen Vorteile von gesättigten Fettsäuren aussprechen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte. Vieles an Vollwertkost, die reich an gesättigten Fettsäuren ist – wie zum Beispiel Vollfettjoghurt oder dunkle Schokolade – sind großartig fürs Herz und es gibt keinen Grund, sie zu vermeiden. Allerdings können zu viele gesättigte Fettsäuren das LDL-Cholesterin mancher Menschen negativ beeinflussen und chronische Entzündung unterstützen. In „nimmersatt?“ regen wir zu einer ausgeglichen Ernährung mit allen Fetttypen und dem Schwerpunkt auf einfach gesättigten und Omega-3-Fettsäuren an.

Gibt es abgesehen vom Gewichtsverlust noch andere positive Auswirkungen einer High-Fat-Diät?
Fettreiche Diäten sind nicht nur gut für Ihre Hüften sondern auch für Ihr Herz. In der Predimed-Studie wurde 7500 Erwachsenen mit Risiko eine Herzerkrankung zu erleiden entweder eine kontrollierte fettarme Diät oder fettreiche Diäten angereichert mit Olivenöl (1 Liter pro Person und Woche!) oder Nüssen verschrieben. Die Forscher mussten die Studie frühzeitig abbrechen, als eine Zwischenanalyse zeigte, dass die Häufigkeit kardiovaskulärer Erkrankungen bei den fettreichen Gruppen so schnell fiel, dass es nicht vertretbar gewesen wäre, die andere Gruppe weiterhin mit einer fettarmen Diät zu ernähren. Aktuelle Forschungen deuten auch stark darauf hin, dass fettreiche Diäten vor Diabetes, Krebs, neurologischen Erkrankungen und sogar vorzeitigem Ableben schützen – exakt das Gegenteil von dem, was man angenommen hat. Doch die Art der Fette, die konsumiert werden, macht einen entscheidenden Unterschied in den gesundheitlichen Auswirkungen, wie in „nimmersatt?“ deutlich gemacht wird.