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Rezension zu
Shotgun Lovesongs

Melancholisch und wunderschön.

Von: Jacky von Düstertraum
27.03.2015

Inhalt: Shotgun Lovesongs erzählt die Geschichte von Fünf Freunden aus einer Kleinstadt im Norden der USA. Fast alle verschlägt es in die weite Welt, jedoch kehren alle aus verschiedenen Gründen immer wieder zurück in ihre Heimatstadt. Sie alle verbindet die lebenslange Freundschaft, Liebe und die Sehnsucht danach beieinander zu sein. Henry und Beth sind ein Paar seit der High School, Freunde seit der Grundschule. Sie haben geheiratet, eine Familie gegründet und führen ihr bescheidenes Leben auf einer Farm in Little Wing. Trotz Geldsorgen und Problemen halten sie zusammen. Lee ist Henrys bester Freund, der es geschafft hat ein berühmter Musiker zu werden. Obwohl er die ganze Welt bereist kehrt er immer wieder nach Little Wing zurück, weil dies sein Zuhause ist und er hier seine musikalische Inspiration findet. Ronny ist eine ehemalige Rodeo-Berühmtheit. Das Leben hat ihn körperlich sowie mental gezeichnet und durch sein Alkoholproblem überstand er einen dummen Unfall mit erheblichen Blessuren. Seine leichte Behinderung -welche eigentlich nur verursacht, dass er sich Dinge nicht mehr so gut merkt und er vielleicht nicht mehr so schnell im Denken ist- beeinflusst sein Leben und die Art wie seine Freunde ihn sehen und behandeln sehr. Kip ist jemand, der nie so wirklich in diese Kleinstadt gepasst hat. Früh hat er die Stadt verlassen um in Chicago Karriere zu machen. Doch nach seiner Hochzeit kehrt er nach Little Wing zurück um die Mühle dort zu renovieren. Meine Meinung: Dieses Buch ist ungewöhnlich und doch so schön, so behaglich wie ein kuscheliger Pullover in den man nach einem langen Arbeitstag schlüpft. In diesem Buch fühlt man sich wohl, geborgen und zuhause, so als wäre man selbst ein Teil von Little Wing, Teil dieser langjährigen Freundschaften. Meiner Meinung nach ist es eine Ode an die Freundschaft, die Liebe und Heimat. Vorab muss wohl gesagt werden, dass es sich hierbei nicht um eine unglaublich spannende Geschichte mit ungeahnten, überraschenden Wendungen handelt. Es gibt keine Mysterien, Skandale, Tragödien. Und dennoch kommt dieses Buch auch vollkommen ohne all dies aus. Die Geschichte dreht sich hauptsächlich um die Freundschaften dieser fünf Menschen, darum, wie sie entstanden, wie sie gefestigt wurden, was sie alles schon ertragen mussten. Und was sie noch ertragen werden. Erzählungen aus der Vergangenheit vertiefen all diese Erlebnisse, es sind Geschichten, die aus echten Menschen zu sprechen scheinen. Jedes Kapitel wird aus der Perspektive eines anderen Protagonisten erzählt. Hierbei wird deutlich wie die jeweiligen Personen ticken und was ihnen wichtig ist zu erzählen. Zu keinem Zeitpunkt fühlte ich mich „bloß“ wie ein Leser, ich fühlte mich vielmehr wie eine alte Freundin dieser fünf Menschen, die vor langer Zeit fortgezogen ist und nun von ihnen erzählt bekommt wie das alles sich entwickelt hat. Bei diesem Roman habe ich zum ersten Mal in einem Buch wirklich ausnahmslos alle Charaktere gemocht und lieb gewonnen. Diese Personen könnten nicht unterschiedlicher sein und doch konnte ich jeden einzelnen in seinem Denken und Handeln verstehen. Besonders das Schicksal von Ronnie hat mich sehr mitgenommen. Denn zunächst erfährt man von Henry was überhaupt passiert war bei jenem Unfall, doch im ersten Kapitel von Ronnie erfährt man, dass er gar nicht so bemitleidenswert ist, wie seine Freunde denken. Sie nehmen ihn ganz anders war als er sich, sie denken seine „Behinderung“ schränkt ihn vollkommen ein, dabei möchte er nichts sehnlicher als endlich wieder als normaler Mann wahrgenommen werden. Er will einfach nur arbeiten, Entscheidungen treffen, eine Familie gründen genau wie jeder andere. Umso großartiger ist es dann zu sehen, dass gerade Ronnie, den alle unterschätzen schließlich die größte Entwicklung von allen macht. Auch Lee ist ein toller Charakter, da sich seinen Ruhm hart erarbeitet hatte. Da war kein glücklicher Moment und sofort war er ein großer Star, bis zu seinem Erfolgsalbum Shotgun Lovesongs stieß auch er nur auf Ablehnung und musste immer wieder schwere Rückschläge erleiden. Zit. Die Entwicklungen der einzelnen Charaktere ist rasant, unglaublich und mit den Entwicklungen der Freundschaften brach Nickolas Butler mir sehr oft das Herz. Ein ganz besonders positiver Punkt ist für mich definitiv die Sprache und der Stil. Jede Zeile ist unglaublich ehrlich und ergreifend, man verliert sich einfach wunderbar in den Seiten. Die Sprache überzeugt mit Authentizität, da sie auch derber wird in Situationen der Wut oder Verzweiflung. Auch die Dialoge sind einfach nur echt. Zit. Kernpunkt dieser wunderbaren Geschichte sind die Probleme, die so langjährige Beziehungen mit sich bringen, Entwicklungen von Personen und Gefühlen und das große Liebe auch oftmals großen Schmerz mit sich bringen kann, was aber keinesfalls bedeuten muss, dass sich so tiefe, innige Freundschaft deshalb entzweit. Insgesamt schwingt immer diese leise Melancholie mit. Denn man ist immer ein bisschen glücklich und ein bisschen traurig während des Lesens. Insgesamt lässt sich sagen, dass dieses Buch einfach gut tut. Mit seiner Melancholie hat es mir das Herz gebrochen, aber auf eine so wundervolle Art und Weise, dass ich am liebsten niemals aufgehört hätte mit Lesen. Nickolas Butler gelingt es hier die elementarsten Instanzen Heimat, Freundschaft und Liebe so wunderschön darzustellen, eine Geschichte zu schreiben wie eigentlich nur das Leben selbst sie schreibt. Eindeutig ein Lesehighlight und sehr zu empfehlen!

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