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Rezension zu
Providence

Max Barry: “Providence” (Heyne)

Von: Christian Funke
17.06.2021

Bis vor sieben Jahren war die Menschheit der Überzeugung, ihre Geschicke im Griff zu haben, ja beinahe unantastbar zu sein. Doch als eine vierköpfige Gruppe Forscher bei ihren Erkundungen im All auf eine außerirdische Lebensform trifft, ändert sich diese Einstellung grundlegend. Die unbekannte Spezies, Salamandern nicht unähnlich, mit einer schützenden Harzschicht überzogen, ist absolut tödlich und zu keiner Kommunikation bereit. Seitdem wurde eine Flotte riesiger Raumkreuzer der Providence-Klasse entsandt. Diese sind vollständig KI-gesteuert, was bedeutet, dass das Schiff sämtliche Entscheidungen selbstständig trifft, sich selbst wartet und die vierköpfige Besatzung lediglich dazu benötigt, der Mission ein menschliches Gesicht für die sozialen Netzwerke und der Berichterstattung zu bieten. Doch die neue Mission führt die unvorbereitete Crew unerwartet nah an Hauptbasis der Außerirdischen, wo sie ohne Kontakt zur Erde völlig auf sich allein gestellt sind… Max Barry, ein bissig-pointierter Erzähler und sehr genauer Beobachter, präsentiert mit Providence einen Science-Fiction-Roman, der sich stilistisch sowohl an den cineastischen, als auch den literarischen Größen des Genres orientiert. Technisch versiert, gelingt es ihm, eine actiongeladene, emotional packende Geschichte zu erzählen, die sowohl von ihrer dynamischen Story, als auch ihrer genauen, aber nicht überstrapazierten Charakterskizzierung lebt. Er zeigt auf, was geschieht, wenn künstliche Intelligenzen – hier die Providence -, gleichgültig dem Wohl der in ihr lebenden Menschen eine Mission verfolgen, die wiederum allem den Krieg erklären, was sie nicht kennen oder verstehen. Dabei begibt er sich – vielleicht nicht so intensiv, wie in seinen vorangegangenen Büchern – in vielen Passagen auf eine mehrdeutige Metaebene, ohne konkrete Antworten zu den Fragen zu liefern, die er aufwirft. Das mag manch einen frustrieren, mich jedoch hat es sehr gut unterhalten und zum Nachdenken angeregt. Auffällig ist, dass sich der Roman in zwei stilistische Teile aufsplittet. Während die erste Hälfte sehr strukturiert ist, rutscht die zweite Hälfte ab in ein sich manchmal dem erzählerischen Zufall überlassendes Chaos. Nicht ganz elegant, nicht immer befriedigend, aber in seinem Gesamteindruck ein trotzdem sehr überzeugender, äußerst unterhaltsamer Roman, den ich sehr genossen und quasi verschlungen habe! Providence (Originaltitel: Providence, USA 2020), der neuste Roman des von mir sehr geschätzten Max Barry, erscheint als schön gestaltetes Paperback in einer Übersetzung aus dem Amerikanischen von Bernhard Kempen bei Heyne (400 Seiten, €14,99). Ich mag Science-Fiction, ich mag Max Barry und ich mag gut geschriebene und unterhaltsame Romane. Damit liefere ich wahrscheinlich genau die Voraussetzungen, um dieses Buch gut zu finden. Erneut setzt er sowohl sein Talent als guter Schriftsteller, als auch seine Abwechslungsfähigkeit unter Beweis. Auch wenn er hier weniger tiefsinnig oder bissig ist, wie in seinen früheren Büchern, bietet er eine toll lesbare Unterhaltungslektüre, die einen schnell sehr tief in ihre Geschichte zieht. Temporeich, sehr dynamisch mit herrlich geschriebenen Actioneinlagen… von mir gibt es eine klare Empfehlung!

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