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Rezension zu
Das erschöpfte Gehirn

Leider wurden meine Erwartungen enttäuscht

Von: Sina
14.02.2022

Dr. Nehls führt den Leser zunächst in die Funktionen des Gehirns, insbesondere des „Frontalhirn-Akkus“, den er für unsere mentale Energie verantwortlich macht, ein. Dabei schwankt er zwischen schwer verständlichen Erläuterungen, die in eine wissenschaftliche Publikation passen, und derart vereinfachten Darstellungen, dass man sich dann doch nicht immer ganz ernst genommen fühlt. Zudem ist das Ganze extrem ausgedehnt, redundant (ein paar Seiten später wird immer noch einmal in beinahe identischem Wortlaut wiederholt, was bereits gerade eben in ausgedehnter Form besprochen wurde), und man hätte das Buch ordentlich kürzen können, um die wirklich wichtigen Informationen zugänglicher zu machen. Anstoß habe ich dabei außerdem daran genommen, dass die durch den Autor diagnostizierte fehlende Willenskraft des Einzelnen für solche Übel wie den Klimawandel verantwortlich gemacht wird, wo er doch ebenso betont, dass gerade bei politischen Entscheidungen wirtschaftliche und Lobbyinteressen immer an erster Stelle berücksichtigt werden. Auch stört mich, dass immer wieder betont wird, das schrumpfende Gehirn und die ungesunde Lebensweise des Einzelnen stelle für die ganze Gesellschaft ein riesiges Problem dar. Interessanter wurde das Buch für mich ab Kapitel 7, da es damit ein bisschen praxisnaher wurde. Doch auch hier kommt der tatsächliche, greifbare Mehrwert zu kurz: dass ich mich gesund ernähren, auf Schlafhygiene achten und mich bewegen soll, ist nichts Neues. Interessant sind die Darstellungen, wie derlei Defizite einen Teufelskreis erzeugen und sich somit noch weiter verstärken - überraschend oder allzu neu scheint mir das jedoch auch nicht. Teils scheint mir der Autor auch in homöopathisches Gebiet zu rücken, wenn er von Pflanzenheilmittelchen, „(Zwangs-)Impfungen“ oder Mikrowellen-Strahlung in der Wohnung spricht. In diesem Zusammenhang werden ebenso Betroffene (oder deren Eltern) beinahe schon direkt für Übergewicht oder Krankheiten wie Autismus verantwortlich gemacht. Diese Einstellungen möchte ich gar nicht dem Autor selbst unterstellen, seine Formulierungen suggerieren diese aber, auch wenn es nicht Intention gewesen sein mag. Es hat einfach ableistische Untertöne, wenn suggeriert wird, allen möglichen erdenklichen Krankheiten sei durch gesunde Ernährung, mehr Bewegung, weniger Toxine etc. vorzubeugen. Positiv ist, dass der Autor ins Bewusstsein seines Lesers rückt, dass mächtige Interessen die Gesundheit der Bevölkerung hinter ihrem Profit anstellen. Das wird auch schlüssig argumentiert. Schön auch, dass zum Thema ausgewogener Ernährung konkrete Beispiele genannt werden und vegane Optionen genannt werden. Auch die Kritik an Massentierhaltung, Kuhmilchproduktion etc. finde ich sehr übersichtlich, neutral und doch treffend formuliert. Erfreulich, derlei sachliche und wissenschaftliche Darstellungen auch abseits von eindeutig als „vegan“ abgestempelten Medien zu finden. Die Vielzahl wissenschaftlicher Belege ist ebenso positiv hervorzuheben, nicht zuletzt am fast 50 Seiten starken Anhang ersichtlich. Zwar habe ich viel aus diesem Buch gelernt, und nehme auch Inspiration und ein paar realistisch umsetzbare Tipps mit, um mein Leben etwas zu verbessern, dennoch überwiegen für mich leider die Problematiken. Der Autor bespricht ein wichtiges Thema, nennt viele wichtige Ansätze, und verläuft sich dann doch in Redundanzen, einem Hin und Her von Themen und darin, dass er einfach zu vieles ansprechen möchte, das in dem Kontext wenig bis keinen Mehrwert mehr bietet. Eine deutlich gekürzte Version mit stärkerem Fokus auf umsetzbaren Tipps zur Verbesserung des Lebens, die über Schlafhygiene und Vollkornprodukte hinausgingen, hätten meine Erwartungen erfüllt und würde dem Buch einen enormen Mehrwert geben. Auch die auf dem Cover angeteaserten Themen „Willenskraft, Kreativität und Fokus“ fehlen in einer praxisnahen Betrachtung.

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