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Rezension zu
Sea Change - Eindrücke einer bedrohten Schönheit

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein mitreißendes Bildband mit eindrucksvollen Texten

Von: J. Löwe
26.07.2022

Bei “Sea Change - Eindrücke einer bedrohten Schönheit” handelt es sich um eine Art Bildband der beiden Autoren Craig Foster und Ross Frylinck. Das Buch erschien im April 2022 beim Mosaik-Verlag und umfasst 336 Seiten. Inhalt: Craig Foster hat sich vorgenommen, jeden Tag in die Unterwasserwälder bzw. Kelpwälder Südafrikas einzutauchen und das ganz ohne Tauchausrüstung und Neopren sowie bei manchmal lediglich 9 Grad Celsius (max. 20 Grad Celsius) Wassertemperatur! Bei seinen täglichen Entdeckungstouren lernt er über die Jahre dieses vielfältige Ökosystem immer näher kennen und beginnt dieses schließlich Stück für Stück zu kartografieren. Er erlebt eindrucksvolle Begegnungen mit diversen Lebewesen, die ihm teilweise unglaublich nahe kommen und ein z.T. erstaunliches Vertrauen ihm gegenüber an den Tag legen. Das beeinflusst ihn nachhaltig. Irgendwann lernt er auch Ross Frylinck kennen, welchen er schnell mit in seinen Bann ziehen kann. Ross selbst kämpft immer wieder mit seiner Vergangenheit bzw. Kindheit und leidet an Depressionen. Hierbei spielt die Suche nach seinem Vater, der die Familie vor sehr vielen Jahren verlassen hatte, eine entscheidende Rolle. Das Abtauchen in den Unterwasserwald hilft Ross dabei seine Dämonen zu bekämpfen und nicht nur den Wald sowie dessen Bewohner zu verstehen, sondern auch sich selbst zu finden. Craig und Ross gehen so oft es geht gemeinsam Tauchen und bauen über die Jahre eine innige Freundschaft auf. Eines Tages begegnet Craig dann einem Oktopus-Weibchen. Nachdem Craig das Vertrauen des Oktopus gewonnen hat, begibt er sich auf zahlreiche Ausflüge mit dem Tier und lernt dieses immer besser kennen. Er erfährt jede Menge über dessen Lebensart sowie noch einiges mehr über das Ökosystem des Tangwalds. Das Buch soll dem Leser zeigen, dass jeder Mensch eine direkte Verbindung zur Natur herstellen kann, so wie es vor vielen 1000 Jahren der Fall war und die viel tiefer geht, als man es sich heutzutage vorstellen kann. Den Großteil an Text im Buch nehmen die Erzählungen von Ross ein. Wie bereits erwähnt, berichtet er über die Erlebnisse, die er zusammen mit Craig oder auch alleine in den Kelpwäldern erlebt hat. Er lässt jedoch auch sehr viel Persönliches mit einfließen und kann somit zeigen, auf welche Art und Weise die gemachten Naturerlebnisse sein Denken und Leben nachhaltig beeinflusst haben. Diese Texte wechseln sich mit zahlreichen Fotografien (z.T. tolle Nahaufnahmen) ab, welche hauptsächlich diverse Bewohner des Kelpwaldes zeigen, darunter Meerbrassen, Klippfische, Katzenhaie, Otter, Napfschnecken, Seesterne, Seehase und natürlich auch Oktopussen. Die Bilder werden von Craig ausführlich beschrieben. Im Einband des Buches findet man übrigens eine sehr anschauliche Zeichnung von Craigs sogenannter kognitiven Karte, die er während des Fährtenlesens Unterwasser nach und nach erstellt hat. Meine Meinung: Ich war sehr gespannt auf das Buch und auch etwas skeptisch. Das lag vor allem daran, dass ich mit Kelpwäldern zuvor nichts anfangen konnte und mir ein sehr dunkles, gruseliges Biotop vorgestellt habe - ein bisschen wie ein deutscher Baggersee mit sehr viel Tang. Ich wurde jedoch sehr positiv überrascht und das Buch holte mich von Anfang an ab. Die Kombination aus Ross’ Lebensgeschichte, den Erlebnissen mit den Bewohnern der Unterwasserwälder sowie die wundervollen Fotos haben mich beeindruckt und überzeugt. Man konnte beim Lesen zu jeder Zeit die Verbindung der beiden Autoren zur Natur und jedem einzelnen Lebewesen des Biotops spüren, was mich sehr berührt hat. Ich habe viel lernen und einen neuen, für mich bisher ganz unbekannten Lebensraum kennenlernen können. Auch bin ich fasziniert von ihrem Umgang mit der kälte im Ozean. Was mich an dieser Stelle aber noch interessiert hätte: Wie lange können die beiden die Luft anhalten? Zwei kleinere Kritikpunkte, die ich habe: Die Fotos sind größtenteils in guter bis sehr guter Qualität. Manche wirken jedoch eher amateurhaft aufgenommen, was etwas schade ist. Das liegt eventuell aber auch an den vermutlich schwierigen Lichtbedingungen. Was man definitiv hätte anders lösen können: Manche Fotos sind nicht gut im Buch platziert und werden auf der ein oder anderen Doppelseite sehr ungünstig von der Buchmitte geteilt. Wovon ich auch kein Fan bin: wenn einzelne Passagen aus dem Text 1:1 noch einmal (nur in größerer Schriftart) hervorgehoben werden und das teilweise nur wenige Sätze nach der entsprechenden Passage. Mir sind auch in Bezug auf den Inhalt ein paar Wiederholungen aufgefallen, die man hätte herausnehmen können. Fazit: Bei dem Buch handelt es sich um ein bemerkenswertes und sehr umfangreiches Werk, bestehend aus eindrucksvollen Bildern aus der Welt der Kelpwälder und mitreißenden Texten der beiden Autoren. Das Buch zeigt die (auf den ersten Blick) verborgene Schönheit dieser doch etwas mysteriösen Unterwasserwelt. Was ich für mich mitnehme: Man muss sich nur weit genug öffnen, dann kann man die Natur und deren Bewohner sowie sich selbst auf einem ganz anderen Level kennenlernen. Das Buch kann ich allen Naturliebhabern nur ans Herz legen.

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