Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
SAPIENS - Eine kurze Geschichte der Menschheit

Die Geschichte vom anfänglich „ziemlich unauffälligem Tier“

Von: Textopfer
12.02.2024

Ich hatte es noch nicht gelesen, aber sehr viel darüber gehört: „Sapiens“ vom genialen Oxforder Professor Yuval Noah Harari. Es stand schon lange auf meiner Bücherwunschliste! Und so nahm ich nun die (erweiterte) Neuauflage, welche in diesem Jahr anlässlich des ersten Erscheinens vor 10 Jahren auf dem deutschen Büchermarkt herausgebracht wurde, zum Anlass, es endgültig zu lesen. Ich gebe zu – ich bin begeistert und verstehe die Begeisterung rund um den Autor! Harari hat einen fabelhaften, unterhaltsamen Schreibstil, der die oft trockenen Fakten intelligent und auch mit feiner Ironie präsentiert. Zudem besticht er mit einem wunderbaren kritischen Blick - manchmal auch mit Nachsicht - auf die Menschheit und ihre Geschichte. Hier ist nicht nur ein Historiker am Werk, sondern auch ein Philosoph. So wie Harari erzählt, haben wir das Gefühl von etwas Großem und Großartigen zu hören. Seine Begeisterung für diese Geschichte reißt uns mit. Er sprüht förmlich! Umsichtig, faktenreich und mit Wortgeschick und -witz. Kein Buch, dass man zwischendurch mal ein paar Minuten liest, es hat mir sofort immer Stunden genommen und währenddessen viele, viele neue Perspektiven gegeben. Gerne hätte ich einige Semester bei diesem faszinierenden Historiker studiert - aber ich habe zumindest dieses Buch, das ich in naher Zukunft noch einmal lesen werde. Harari erzählt die Geschichte der Menschheit, indem er die revolutionären Entwicklungsschritte und deren Erfindungen (wie z.B. Sesshaft zu werden, Schrift, Verwaltung, etc.) hinterfragt. Nicht jeder Schritt war ein Ergebnis eines voll umfassenden, durchdachten Handelns, sondern oft Konsequenz vorheriger Handlungen oder eines vorläufigen Glaubens an einen Fortschritt oder einer Sicherheit. So sind wir fern ab eines Masterplans der Entwicklung, sondern mehr in einem (sehr menschlichen) „Try and Error“ und der Weg zurück (wenn es mal nicht so gut gelaufen ist) fällt uns halt mehr als schwer. Es ist die Geschichte eines Wesens mit Verstand, das aber auch sehr geprägt ist durch vorschnelle Fehler. An die Spitze der Nahrungsketten katapultiert Bei all den vielen Fragestellungen rund um die Geschichte des Sapiens, schafft es Harari auf wunderbare Art, uns immer wieder einen Spiegel vorzuhalten. Vor allem wenn es darum geht, die primitive Natur des hochgestylten modernen Sapiens zu entlarven. Wir sind nicht lange weg aus der Zeit der „Jäger und Sammler“, wir haben uns nur gut getarnt und sind darin geübt, unser primitives Sein zu übertünchen. „Wir fühlen bis heute zwar wie die Jäger und Sammler, doch wir ernähren uns wie die ersten Bauern.“ Das führt dann auch zu den Wohlstandskörpern, die wir uns zu unserem medizinischen Leidwesen anfressen. Bezogen auf die gelernte Beherrschung des Feuers und der damit einhergehenden plötzlichen Auswirkung nun an den Spitzen von Nahrungsketten zu sein stellt er zum Beispiel fest: „Die Menschheit ist kein Wolfsrudel...Die Menschheit ist vielmehr eine Schafsherde, die Dank einer Laune der Natur lernte, Panzer und Atombomben zu bauen“. Dies ging alles so schnell, dass sie vielleicht nicht gelernt hat, mit der Verantwortung an der Nahrungsspitze umzugehen. Ein Gedanke, den man sacken lassen sollte. Harari macht uns auch deutlich, dass das erfolgreichste Tier der Welt keine Rücksicht in der brutalen Ausbeutung anderer Tiere kennt. Es ernährt sich nicht nur von Tieren, sondern zeigt auch keine Gnade bezüglich Haltung oder möglichen Verstümmelung durch Züchtung, etc. der domestizierten Tiere. Ein Historiker, der uns auch mal andere Sichtweisen zeigt, denn Perspektivenwechsel können helfen. Wieso einige Kritiker dann so extrem auf ihn reagieren, ist wenig zu verstehen, denn er selbst ist kein Extremist, sondern verfolgt einen sozialhistorischen Ansatz, der grundsätzlich erst einmal sehr gut nachzuvollziehen ist und auch auf der Höhe unserer modernen Geschichtsforschung. Also viel Spaß bei einer historischen Selbsterkenntnis!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.