Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
153 Formen des Nichtseins

Slata Roschal

(2)
(2)
(0)
(0)
(0)
€ 18,00 [D] inkl. MwSt. | € 18,50 [A] | CHF 25,50* (* empf. VK-Preis)

„153 formen des nichtseins“ von Slata Roschal, Penguin @penguinbuecher Dich erwarten 153 poetische Kapitel über Alltagsbeobachtungen, Herkunft, Ankunft und den Wert des eigenen Daseins. Es sind E-Mails, Gedanken, Skizzen, Googlesuchen, Vereinbarungen, Notizen, Kassenzettel oder ein Lied. Sie ist eine junge Russin. Russin in Deutschland. In Deutschland ohne Bindung. Ohne Bindung zur Verteidigung der eigenen Heimat. Die eigene Heimat als Nichtsein zwischen dem Russischsein und Deutschsein. Taucht gerne mal in ein anderes Lesevergnügen ab - nicht für jeden, aber genau für diesen! 2022 wurde dieses Debüt für den Deutschen Buchpreis nominiert. Zum Lesen war es für mich aber jetzt der richtige Zeitpunkt. Dieses Buch habe ich zum Besprechen selber angefragt und freundlicherweise zur Verfügung gestellt bekommen. Herzlichen Dank dafür an @penguinbuecher und @team.bloggerportal

Lesen Sie weiter

Eine poetische Lektüre

Von: Bookfeminist

21.02.2024

„153 Formen des Nichtseins“ von Slata Roschal ist eine poetische Lektüre ohne Handlung. In 153 Kapiteln, die unter anderem aus Anekdoten, E-Mails, Ebay-Inseraten, Tagebucheinträgen und Fragebögen bestehen, geht die Autorin der Frage nach Zugehörigkeit und Identität nach. Sie nutzt dafür das Leben der Protagonistin Ksenia. Ksenia ist Russin, Deutsche, Tochter, Mutter, Jüdin und unter Zeugen Jehovas aufgewachsen. Welcher Part davon definiert sie? Was macht sie aus? Sie blickt auf ihre Jugend zurück. Da ist ihr erster Freund, der doppelt so alt war wie sie. Unzählige Jobs, die ihr sinnlos erschienen, aber ihr Einkommen sicherten. Wir begleiten sie aber auch als junge Mutter, die ihre Eltern und das System anprangert. Die Erzählung ist nicht chronologisch, teilweise bestehen einzelne Kapitel nur aus Textfragmenten. Die Sprache ist besonders, die angesprochen Themen aktuell und eindringlich. Literarisch bewegt sich die Autorin auf hohem Niveau. Sicherlich nicht für alle Lesenden geeignet, aber wer schöne Sprache wertschätzt und ein experimentelles Leseerlebnis nicht scheut, ist mit der Lektüre gut beraten. Ich hab den Erzählungen auf jeden Fall gerne beigewohnt. Das Buch stand 2022 auf der Shortlist des deutschen Buchpreises und hat 2023 den „Christine Preis“ gewonnen. Das Taschenbuch ist im Januar bei @penguinbuecher erschienen.

Lesen Sie weiter

Herkunft und Ankunft, verfremdete alte Heimat und zur Gewohnheit gemachte neue Heimat. Es sind zwei Welten, in welchen sich die Ich-Erzäherlin Ksenia Lindau nicht zurecht findet. Ksenia kam, genauso wie die Autorin selbst, im Kindesalter von Russland nach Deutschland. Hier gelten sie als Russen, dort als Deutsche. Eine eigene Identität zu finden ist schwierig. Zu alle dem kommen noch religiöse Verwirrungen hinzu. Ihre Großvater ist Jude, und übt diesbezüglich einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Mädchen aus. Ihre Eltern hingegen bekennen sich als Hardliner der Zeugen Jehovas. Die Erziehung ist streng, Züchtigungen gehören genauso dazu wie das Entsagen von gewissen Freuden, wie etwa das ein Weihnachtsfest oder gar Geburtstage. All dies macht Ksenia in Deutschland neben ihrer Herkunft nur noch deutlicher zu einer Außenseiterin. Die Jahre gehen dahin, ihr Leben wird eines Tages eigenständig, aber gewisse Lücken bleiben. Und sie hinterfragt immer wieder all die erzwungenen Schranken und Normen – sie fühlt sich oftmals fehl am Platz, auch wenn sie versucht zu verstehen. Sie erfasst, was sie nicht ist oder nicht sein will, viel mehr als jene Fakten, welche sie im Leben verankern (könn(t)en). Und so wie das Seelenleben Ksenias nach außen hin ein Durcheinander darstellt, hat die Autorin die Schreibart angepasst. Es sind meist nur kurze Kapitel, titelgebend 153 Stück, in verschiedensten prosaischen Stilen. Kurzprosa, Briefe, Ebay-Suchergebnisse, Mails, Tagebucheinträge, Gedichte oder sogar Gottesdienste dienen als Botschafter einer Suche, welche die Autorin in nicht chronologischer Reihenfolge aufs Papier bannt und somit die Unschlüssigkeit Ksenias an die Leser:Innen weitergibt. Die Autorin bedient sich der vielen prosaischen Stilmitteln, um ihr Anliegen und ihren inneren Kampf der Leserschaft plastisch darzulegen. Für mich unterscheidet sich dieser Roman somit sehr von den meisten anderen Büchern. Die Zahl 153 besitzt eine sehr tiefe Symbolik, vor allem in der Religion. Die Autorin hat mit ihren Ausführungen, was explizit ihre Berührungen zu Judentum und Zeugen Jehovas anbelangt, mit dieser mystischen Zahl und der Art der erzählerischen Herangehensweise, ein einzigartiges Werk geschaffen. Für mich ist das ein sehr gelungenes Stilmittel, wenn auch nicht immer leicht zu lesen oder nach zu vollziehen. Dennoch gebe ich hier sehr gerne eine Leseempfehlung für dieses außergewöhnliche Buch. Der Roman war auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2022

Lesen Sie weiter

Die achtzehnjährige Ksenia lässt sich auf Georgij, (40 Jahre, 50% Armenier, 50% Russe) ein. Zuhause hat er Frau und Kind und trifft sich mit Ksenia auf Parkplätzen und in Hotels. Wenn sie ihre knallrote Handtasche dabei hat, nennt er sie Nutte. Wenn sie seine Anweisungen nicht befolgt gibt es keinen Sex und sie geht beschämt nach Hause. Eigentlich wartet sie auf jemanden, der sie aus ihrem peinlichen Traum erlöst, aber das passiert irgendwie nicht. Ihre Eltern nahmen sie und ihren Bruder mit nach Deutschland, als Ksenia vier Jahre war. Sie wussten beide nicht wer sie waren. Zuerst lebten sie in einer Notunterkunft, dann in einer Plattenbausiedlung. Sie mussten jeden Mittwoch und Sonntag mit zu den Zeugen Jehovas, dort Stillsitzen und Zuhören. Ksenia pulte unauffällig das grüne Zeug aus ihrem Sitz hervor, zerkrümelte es und ließ es auf den Boden fallen. Beim Putzen hat die Mutter ihr Tagebuch gefunden und es dem Vater vorgelesen. Der Vater war erschüttert, die Mutter hat in den Kuchenteig geweint. Beide so unendlich enttäuscht von ihr. Sie war doch früher immer so ein liebes Mädchen gewesen, wo ist das hin? Sie wird ihren Eltern niemals gerecht werden können. Ihren Sohn Emil halten sie für “Zurückgeblieben”, weil der noch nicht laufen und in ganzen Sätzen sprechen kann. Ihre Mutter schämt sich zu Tode, wenn sie mit ihnen spazierengeht. Ksenia wird nie den Status einer guten Mutter erlangen. Fazit: Die Tragik Ksenias Lebens entblättert die Autorin häppchenweise. Sie hat ihrem Buch 153 Kapitel gewidmet und jedes, in kurzen Erinnerungen, Rückblicken, aber auch Momentaufnahmen und Selbstgesprächen erzählt. Sie gibt einen gekonnten Einblick in Ksenias Inneres und lässt sie über das sprechen, was wir alle, in bestimmten Abschnitten unseres Lebens thematisieren. Der Wunsch nach Anerkennung, bedingungslos für das geliebt zu werden, was wir sind, ohne faule Kompromisse eingehen zu müssen. Der Wunsch nach Unabhängigkeit, zum Beispiel vom Vater unserer Kinder. Identität und die Frage wer wir sind. Schuld und das schlechte Gewissen nicht genug zu sein, oder zu machen. Ich habe das Buch gerne gelesen. Es ist ehrlich und gibt den wichtigen Themen genug Raum. Meine klare Leseempfehlung.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.