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S.A. Hunt im Interview zu »Die Hexenjägerin«

Cool, düster und originell: Die actiongeladene und gruselige Urban-Fantasy-Trilogie »Malus Domestica«

S.A. Hunt
© Joyce Richey
Bitte erzählen Sie uns ein bisschen über Ihr Leben und die wichtigsten Phasen in Ihrem Leben.
Ich hatte bisher ein ziemlich hartes Leben, was mich aber, denke ich, zu einem besseren und klügeren Menschen gemacht hat. Durch meine traumatische Kindheit und zwei von Missbrauch geprägte Beziehungen bin ich mitfühlender und einfühlsamer geworden.
Ich hatte viele harte Jobs, z.B. in der Termitenbekämpfung, im Einzelhandel, im Lebensmittelservice und in der Instandhaltung von Wohnungen. Im Jahr 2005 verpflichtete ich mich für acht Jahre in der US-Armee und wurde 2011 nach Afghanistan geschickt. Nach meiner Rückkehr habe ich dank meines neu gewonnenen Selbstvertrauens und meiner Entschlossenheit, ein glückliches Leben zu führen und mir selbst treu zu bleiben, mein Geschlecht von männlich zu weiblich geändert, und das ist das Beste, was ich je für mich getan habe. Ich bin nun fast 40 und so glücklich wie noch nie in meinem Leben.

Welche Ausbildung haben Sie absolviert? Was haben Sie studiert? Üben Sie neben dem Schreiben noch einen Beruf aus?
Ich bin tatsächlich nie aufs College gegangen! Ich war schon immer ziemlich arm, und in Amerika kann es sehr teuer sein, die Universität zu besuchen. Außerdem besaß ich seit jeher ein natürliches Talent zum Schreiben. Anscheinend hat es ausgereicht, viel zu lesen und zu schreiben, um meine Fähigkeiten als Romanautorin auszubilden. Das klingt wahrscheinlich lächerlich und ich habe das Gefühl, dass ich mich selbst verrate, wenn ich das schreibe, aber wie Stephen King einmal sagte: »Autor ist man dann, wenn man die Stromrechnung mit seinen Tantiemen bezahlen kann«. Das kann ich mittlerweile, also habe ich es wohl irgendwie geschafft. Moderne Probleme erfordern moderne Lösungen. Außerdem sagen viele Autor*innen, dass ein Studium nicht unbedingt notwendig ist, um Romane zu schreiben.
Wie gesagt, ich hatte schon viele Jobs. Am besten war ich u.a. in einer Kampfunterstützungstruppe der Militärpolizei, ob Sie es glauben oder nicht. Offenbar bin ich eine sehr gute Pistolenschützin. An zweiter Stelle steht die Arbeit in einem Bekleidungsgeschäft – obwohl ich eher ein dunkles Herz habe und nicht gerade ein Elternliebling bin, war ich eine sehr freundliche, hilfsbereite und talentierte Verkäuferin.
Zudem bin ich Künstlerin. Vor der Veröffentlichung von »Die Hexenjägerin – Der Zirkel der Nacht« habe ich Buchumschläge für Selfpublisher gestaltet.

Bitte erzählen Sie uns ein bisschen über sich selbst – Ihre Hobbys, wie Ihr Leben momentan aussieht, was Sie zu erreichen hoffen.
Ich bin absolut verrückt nach »Dungeons & Dragons«! Gelegentlich spiele ich auch Videospiele auf Steam. Im Sommer begebe ich mich gerne nach draußen in die Sonne, um mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren und die Aussicht auf den See zu genießen. Wenn ich mich abends ins Bett lege, mache ich es mir gern mit einem guten Buch gemütlich. Als nächstes Buch habe ich mir »Mexican Gothic« von Silvia Moreno-Garcia vorgenommen.
Um Stress abzubauen, nehme ich manchmal das Katana von der Wohnzimmerwand und führe damit Iaido-Bewegungen aus. Ich liebe die japanische Kunst des Iaido (eine Kampfkunst, bei der es darauf ankommt, bewusst zu sein und das Schwert schnell zu ziehen, um auf einen plötzlichen Angriff reagieren zu können), auch wenn ich mich als Amateurin bezeichnen würde. Um mich zu zentrieren, hilft es mir, in einem offenen Raum in meiner Wohnung zu üben. Besonders gerne führe ich die »noto«-Übung aus, bei der man das Schwert in die Scheide steckt, denn obwohl es sich gut anfühlt, das Schwert zu ziehen, ist es besonders großartig, die Klinge blitzschnell in die Scheide zu stecken, ohne danach zu tasten oder zu suchen. Zum Glück gibt es in meiner Wohnung keine Deckenleuchte. Da ich schon fast mein ganzes Leben im Besitz eines Schwertes bin, schwöre ich auf Stehlampen.
Seit dem Beginn meiner Geschlechtsumwandlung im Jahr 2019 habe ich entdeckt, dass es mir wirklich Spaß macht, shoppen zu gehen, da mir die Kleider, die ich jetzt anprobiere, auch wirklich gefallen.
Petoskey ist eine wunderschöne Touristenstadt am Ufer des Lake Michigan, und ich lebe sehr gerne hier. Bis ins Erwachsenenalter hinein habe ich in Wäldern fernab der Zivilisation gewohnt, und es ist schön, endlich Freunde und viele Menschen zu haben, mit denen ich in Kontakt bin. Ich versuche, im Sommer so viel Zeit wie möglich außerhalb meiner Wohnung zu verbringen, was im Winter in Michigan beinahe unmöglich ist. Dann sinken die Temperaturen bis unter Null, und ein Spaziergang an der frischen Luft ist wie ein Fußmarsch auf dem Mond ohne Raumanzug. Im Dezember 2010 hatte ich einmal einen Zwischenstopp am Flughafen Leipzig, und ich wette, Sie wissen, wovon ich rede.
Einmal pro Woche gehe ich zu meiner Therapeutin Kim, bei der ich eine EMDR-Therapie (»Eye Movement Desensitization and Reprocessing«, dt. etwa: Desensibilisierung und Aufarbeitung durch Augenbewegungen) durchführe, um in meinem Gehirn das Trauma zu verarbeiten, das durch meine traumatische Kindheit und meine gewaltsamen Beziehungen entstanden ist. Meine lebenslange Depression habe ich mit einer Hormonbehandlung besiegt, jetzt muss ich mich von so viel Trauma wie möglich befreien, um wie ein gesunder Mensch zu funktionieren und Beziehungen auf gesunder, emotional-intelligenter Ebene zu führen.
Was erhoffe ich mir im Allgemeinen? Im Moment versuche ich nur zu überleben und Bücher zu verkaufen und dabei hoffentlich glücklich zu sein und ein paar Rechnungen bezahlen zu können.
Was mir jedoch am meisten an der Arbeit gefällt, ist, mitten in der Nacht solche E-Mails und Twitter-Nachrichten über meine Bücher zu erhalten: »Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast!«, »Wehe, du tötest meinen Lieblingscharakter!« und »Ich hasse dich, bitte schreib mehr Bücher.«

Was macht Sie wütend?
Donald Trump. Tyrannen. Rassismus. Waffenfanatiker. Weiße Rassisten. Frauenhasser. Transphobe. Homophobe. Republikaner. Menschen, die sich weigern, ihre Mund-Nasen-Maske zu tragen. Menschen, die versuchen, mich oder mein Leben zu kontrollieren. Menschen, die Tiere verletzen. Die meinen Kopf gegen etwas stoßen. Die mein Essen auf den Boden fallen lassen, kurz nachdem ich es bezahlt habe. Die neue Kleidung zerstören.
Ich versuche, so ruhig und sorgenfrei wie möglich zu sein – wenn ich mich zu sehr ärgere oder aufrege, mache ich mich selbst krank, daher ist es in meinem eigenen Interesse, immer so entspannt wie möglich zu sein und alles mit Fassung zu tragen. In der Armee habe ich auf jeden Fall viele Erfahrungen gesammelt, die mich lehrten, wann es angebracht ist, wütend zu werden, und wann es sich nicht lohnt, seine Energie zu verschwenden.

Haben Sie ein Lebensmotto, und wenn ja, welches?
Wenn du hart arbeitest, wird das Glück dich finden.
Und immer freundlich sein.

Leisten Sie wohltätige Arbeit oder unterstützen Sie eine Wohltätigkeitsorganisation? Falls nicht, gibt es Organisationen oder Anliegen, die Sie gern unterstützen würden?
- Black Lives Matter
- Trans Rights Are Human Rights
- Black Trans Lives Matter
- Oppose Police Brutality
- Defund The Police
- Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

Wenn Sie Wohltätigkeitsorganisationen in Ihrem Land oder Ihrer Region kennen, die sich für die Belange von Schwarzen, LGBTQ und Transgender oder für Aktionen einsetzen, die Polizeibrutalität verringern sollen, möchte ich Sie von ganzem Herzen dazu ermutigen, etwas zu spenden oder sich ehrenamtlich zu engagieren. Seien Sie ansonsten einfach freundlich und mitfühlend zu People of Color und LGBTQ-Personen. Sie führen jeden Tag einen ermüdenden Kampf.

Bitte erzählen Sie uns fünf Dinge, die wir noch nicht über Sie wussten:
1. Als Kind besuchte ich jedes Jahr das örtliche Bluegrass-Festival. Ein Haufen Leute, die wie Landstreicher im Wald am Lagerfeuer saßen und den Wald mit Banjomusik und dem Geruch von leckerem Essen erfüllten.
2. Ich habe früher ein Kajak besessen und liebe es, auf Flüssen zu paddeln.
3. Ich liebe Kartenspiele! Im Moment sind meine Favoriten »Ravine« und »Fluxx«. Außerdem mag ich »Scrabble«, »Unstable Unicorns«, »The Tea Dragon Societ«y, »Donner Dinner Party« und »Dice Forge«.
4. Ich liebe Hunde!! Besonders Windhunde, meine Lieblingshunde.
5. Ich kann nicht mit Schaltgetriebe fahren. Sorry, ich habe es versucht. Ich komme gut zurecht, bis ich an einer Steigung anhalten muss, und dann geht es nicht mehr weiter. Aber in den meisten anderen Dingen bin ich ziemlich gut, also mache ich mir darüber nicht allzu viele Gedanken.

Beschreiben Sie bitte in wenigen Sätzen, wie für gewöhnlich Ihr Schreiballtag aussiehst. Haben Sie spezielle Routinen, Rituale oder Gewohnheiten?
Vor der Corona-Quarantäne schrieb ich in meinem Lieblingscafé Roast & Toast in Petoskey. Am liebsten saß ich an einem Tisch in der Nische am Frontfenster, sodass ich (a) an einem Platz saß, der etwas isoliert von den übrigen Gästen war, (b) das gesamte Café überblicken konnte, (c) sehen konnte, wer das Café betrat, (d) das Treiben draußen auf der Straße beobachten und (e) hinter allen Leuten sitzen konnte, die das Café betraten. Das klingt wahrscheinlich verrückt, aber in Anbetracht meiner lebenslangen PTSD und der damit verbundenen erhöhten Wachsamkeit, meiner Zeit beim Militär und dem Problem, das wir hier in den USA mit Waffengewalt haben, finde ich es gerechtfertigt.
In Covid-19-Zeiten schreibe ich aktuell einfach auf einem Sessel im meinem Wohnzimmer, was nicht so spektakulär ist. An schönen Sommertagen packe ich gerne meinen Laptop ein und setze mich an das Ende des größten Kais im Yachthafen. Dort gibt es einen überdachten Pavillon mit einer Steckdose, aber kein Internet, sodass ich ohne Ablenkung arbeiten kann.

Wo machen Sie es sich mit Ihrem Buch gemütlich? Bitte erzählen Sie uns, wo Sie am liebsten lesen!
Gewöhnlich gehe ich ein bisschen früher ins Bett, um vor dem Einschlafen ein Buch zu lesen und zu entspannen. Wenn ich besonders angetan von einem Buch bin, mache ich es mir nach dem Abendessen manchmal auf einem Sessel im Wohnzimmer unter einer Leselampe gemütlich.

Wie organisieren Sie Ihr Bücherregal? Sortieren Sie nach Farbe, Genre, Autor? Oder ordnen Sie Ihre Bücher vielleicht gar nicht?
Ich muss zugeben, dass ich es eigentlich gar nicht ordne. Tatsächlich sind die meisten meiner Bücher auf meinem Kindle. Aber ein paar sind bei mir zu Hause, hauptsächlich Bücher, die mir am Herzen liegen. Leider habe ich in den letzten Jahren einige meiner Lieblingsbücher verschenkt, aber hier sehen Sie, was momentan in meinem Bücherregal steht.

Haben Sie ein Lieblingsreiseziel?
Im Moment ist Grand Rapids, Michigan, mein Lieblingsreiseziel – dort herrscht ein überraschend progressives, multiethnisches Flair mit einer großen Auswahl an köstlicher Küche aus der ganzen Welt und einer pulsierenden LGBTQ-Kultur. Als ich Anfang dieses Jahres kurz vor Quarantänebeginn erstmals dort war, habe ich zum ersten Mal in einem Club getanzt, dem LGBTQ-Club »Rumors«. Ich fing gerade an zu lernen, mich als Frau zu präsentieren, und es war aufregend, in meinem neuen karierten Kleid auf der Tanzfläche zu tanzen.
An diesem Abend gingen wir in ein Sushi-Restaurant namens ANDO, und ich aß das Beste, was ich je in meinem Leben gegessen habe: die Rinder-Ramen des Hauses (von der Speisekarte: mariniertes Bulgogi-Rindfleisch, Berggemüse, Baby Bok Choy, Pilze, Schalotten, getoastete Nori, knusprige Zwiebeln). Die Brühe war unglaublich gut und ich nahm etwas von dem Rindfleisch und tauchte es in die Sojasauce des Hauses. Es schmeckte so gut, dass mir fast die Tränen kamen.

Haben Sie ein Haustier, das Ihnen beim Schreiben, tagsüber und im Urlaub Gesellschaft leistet? Falls ja, wie heißt es?
Leider habe ich kein Haustier! Aber Petoskey ist sehr hundefreundlich. Immer, wenn ich in die Stadt gehe, hole ich mir meine Dosis Welpen (hoffentlich lässt sich das einigermaßen ins Deutsche übersetzen!). Meine Freunde Steve und Gary besitzen und betreiben hier in der Stadt Ruff-Life Pet Outfitters, und wenn ich in der Nachbarschaft bin, gehe ich dort vorbei und besuche ihre Hunde, eine Bulldogge namens Cosmo und einen geretteten Pitbull-Mischling namens Jack. Jedes Mal, wenn ich Jack sehe, gibt er mir zu verstehen, wie sehr er mich vermisst hat. Einmal sah ich ihn auf dem Weg in die Stadt, als er von einem Ladenangestellten Gassi geführt wurde. Er zerrte den Jungen über einen Bach und eine buschige Böschung hinauf, nur um zu mir zu kommen.
Meine Freundin Jessi wohnt ein paar Wohnungen weiter und hat einen Windhund als Diensthund, einen wunderbaren Welpen namens Jake. Er ist der Grund, warum ich Windhunde liebe – er hat so viel Persönlichkeit und ist unglaublich anhänglich. Wie könnte man ihn nicht lieben?

Warum haben Sie angefangen zu schreiben?
Ich habe schon immer Geschichten geliebt, und als Kind konnte ich diese Liebe am besten zum Ausdruck bringen, indem ich mich in der Kunst des Geschichtenerzählens ausprobierte. Ich erzählte mir selbst Geschichten über meine Actionfiguren und zeichnete Comics. Schließlich bekam ich einen Computer und begann auf diese Weise Geschichten zu erzählen.
Doch nach meinem Highschool-Abschluss versuchte ich, erwachsen zu werden, also einen Job zu finden, ein eigenes Zuhause und eine Familie zu gründen. Nachdem jedoch meine erste Ehe zerbrach und ich meinen Job verlor, tat ich das, was ich immer tue: Ich brauchte einen Tapetenwechsel. Daher ging ich zur Armee.
In Afghanistan sah ich Dinge und erlebte gefährliche Situationen, die mir klarmachten, dass das Leben zu kurz ist, um es mit Bedauern zu vergeuden und sich zu wünschen, dieses oder jenes getan zu haben. Eines Abends saß ich mitten in der Nacht in meiner Containerunterkunft in Camp Arena und hörte, wie die Taliban Raketen über unseren Köpfen abfeuerten und die italienischen und spanischen NATO-Soldaten das Feuer erwiderten. Ich dachte: »Wenn ich ein Buch schreiben will, dann sollte ich es tun, solange ich noch lebe.« Mir wurde klar, dass es wichtiger ist, mich selbst glücklich zu machen, als die Erwartungen anderer zu erfüllen, und dass ich nur eine sehr begrenzte Zeit auf diesem Planeten habe, in der ich glücklich sein kann.
Das hat mich dazu inspiriert, 2013 meinen allerersten Roman »The Whirlwind in the Thorn Tree« zu schreiben und im Selfpublishing zu veröffentlichen. Als ich nach Hause kam, schrieb ich ein Buch, das als Hommage an meine Lieblingsromanreihe von Stephen King, »Der dunkle Turm«, gedacht war, und seitdem bin ich süchtig nach Schreiben.

Was inspiriert Sie? Wie kommen Sie auf Ihre Ideen und Geschichten?
Es sind tatsächlich alles nur Tagträume. Man muss gelangweilt sein. Gelangweilt und empfänglich. Man muss dem Internet und allen anderen Ablenkungen entsagen und einfach nur nachdenken, die Gedanken schweifen lassen und alles festhalten, was einem in den Sinn kommt. Deshalb kommen die Leute beim Duschen auf Ideen, oder wenn sie im Bett liegen und versuchen zu schlafen, oder wenn sie im Verkehr sitzen – man langweilt sich und die Gedanken gehen auf Wanderschaft. Der einzige Unterschied zwischen ihnen und mir ist, dass ich diese Dinge aufschreibe.

Bitte beschreiben Sie Ihr aktuelles Buch in wenigen Sätzen.
Auf ihrer Reise mit ihrem Kleintransporter durch Amerika – von San Francisco bis Kalamazoo – erschlägt Robin Martine Hexen und entwickelt Fähigkeiten, die sie zu einer Gefahr für alle möglichen Monster machen. Doch als sie in ihre Heimatstadt zurückkehrt, um es mit dem Hexenzirkel aufzunehmen, der ihre Mutter getötet hat, steht sie vor ihrer bisher schwersten Prüfung: dem tiefsten und dunkelsten Geheimnis ihrer Familie.

Welche Szene war am schwierigsten zu schreiben?
Mir fallen keine Szenen ein, die besonders »schwierig« zu schreiben waren, aber ich neige dazu, emotional zu werden, wenn ich emotionale Szenen schreibe. Oft muss ich weinen – und dann weiß ich, dass ich etwas Gutes geschrieben habe. Wenn es mich zum Weinen bringt, stehen die Chancen gut, dass es meinen Leser*innen genauso ergeht.
Wenn etwas schwierig zu schreiben ist, dann wohl die Szenen, bei denen es mir schwerfällt, in den »Flow« zu kommen, und sich die Suche nach den richtigen Worten so anfühlt, als würde ich mir selbst meinen Blinddarm herausoperieren.

Haben Sie eine Lieblingsszene?
Vielleicht die gegen Ende von »Der Zirkel des Blutes«, in der Kenway eine wichtige Entscheidung trifft und sich von seinen persönlichen Geistern befreit. In diesem Moment wird er von Schuldgefühlen, Erleichterung und Trauer überwältigt. Wahrscheinlich wissen Sie das noch nicht, aber es ist kein allzu großer Spoiler. Diese Szene gehört zu jenen, die mich beim Schreiben – wie oben erwähnt – zum Weinen brachten.

Haben Sie einen Lieblingscharakter?
Das ist wohl Santiago aus »Der Zirkel der Hölle«, dem dritten Buch in dieser Reihe. Ich habe noch nie zuvor einen so antagonistischen, dynamischen, komplexen Bösewicht geschrieben, vor allem nicht aus seiner eigenen Perspektive, und es war sowohl herausfordernd als auch befriedigend, in seine Psyche einzutauchen.

Gibt es Orte in dem Roman, zu denen Sie einen besonderen Bezug haben?
Ja! Miguel’s Pizza ist ein echtes Lokal in der Gemeinde Slade, die in der realen Welt in Kentucky liegt. Dort war ich eine Zeitlang obdachlos, ein Jahr, bevor ich mit dem Schreiben von »Der Zirkel der Nacht« begann.
Es ist eine ziemlich lange und lustige Geschichte. Ich werde nicht näher darauf eingehen, wie es dazu kam, dass ich mich mit einem Rucksack voller persönlicher Sachen in einem fremden Landhaus in einem unbekannten Dorf wiederfand – Blut ist dicker als Wasser, heißt es –, doch ich lebte mich schnell in Slade ein und blieb dort mehrere Monate, um »Law of the Wolf«, mein zweites selbstveröffentlichtes Buch, zu schreiben. Jeden Morgen stand ich auf und lief mehrere Kilometer zu Miguel’s Pizza, wo ich mit meinem Laptop im Restaurant arbeitete. Manchmal saß ich oben im Hauptbereich, wo Robin Joel trifft, manchmal hinten, wo Kenway Robin beim Videoschneiden sieht, und manchmal im Keller, in dem auch Tische stehen, der im Roman nicht vorkommt.
Der Keller ist für mich auf seltsame Weise ein magischer Ort. Nach der Selbstveröffentlichung meines ersten Buches, »The Whirlwind in The Thorn Tree«, schrieben die Leser*innen in ihren Rezensionen, dass sie der Roman sehr an Lev Grossmans »Fillory – Die Zauberer« erinnere, da die Figuren die Erde verlassen, um in die absonderliche Welt einer fiktiven Fantasy-Reihe einzutauchen. Ich erinnerte mich, wie mir schon einmal jemand in einem Gespräch so etwas gesagt und mich gefragt hatte, ob ich »Fillory – Die Zauberer« gelesen hätte. Das hatte ich nicht.
Als ich am nächsten Tag zu Miguel’s Pizza ging, lag im Bücherregal im Keller ein Exemplar von »Fillory – Die Zauberer«.
»Das ist tiefe Magie«, sollte mir Lev Grossman viel später sagen.
Also nahm ich das Buch zum Lesen mit nach Hause und hinterließ dafür ein Taschenbuchexemplar von »The Whirlwind in The Thorn Tree«. Als ich am nächsten Tag wiederkam, stellte ich fest, dass jemand »The Whirlwind in The Thorn Tree«mitgenommen hatte. Es fühlte sich so an, als würde das Universum oder noch etwas Größeres zu mir sprechen. Etwas Mysteriöses und Mächtiges. Bis heute hinterlasse ich jedes Mal ein Exemplar meines neuesten Buches, wenn ich irgendwo eine »kleine Tauschbibliothek« entdecke – eines dieser Bücherregale, die man manchmal in Krankenhäusern, Restaurants und an Straßenecken sieht und wo Leute kostenlose Bücher spenden können.
Damit will ich das Universum – oder vielleicht irgendeinen obskuren Gott oder einen anderen Geist – wissen lassen: » Hey, ich bin immer noch hier, danke, dass du mir geholfen hast, ich erinnere mich an unseren Deal, hier ist ein neues Buch.«

Gibt es in Ihrem aktuellen Buch autobiografische Elemente? Zehren Sie beim Schreiben von persönlichen Erfahrungen? Basiert Ihr Buch auf wahren Begebenheiten?
Ich glaube nicht, dass »Der Zirkel der Nacht« autobiografische Elemente aufweist, mit Ausnahme von Miguel’s Pizza. Aber fast alles, was ich schreibe, ist in gewisser Weise von meinen persönlichen Erfahrungen inspiriert. Ich glaube fest an das Prinzip »Write what you know« (WWYK, dt.: »Schreibe, was du weißt«), von dem ich mich seit meinem ersten Buch leiten lasse. »Schreibe, was du weißt« bedeutet, die Gefühle, Gedanken, Empfindungen, Erfahrungen und Erinnerungen, die man im Laufe des Lebens gesammelt hat, ins Schreiben einfließen zu lassen.
Zu viele Leute denken, WWYK bedeutet, man solle sich darauf beschränken, nur über Dinge zu schreiben, die man gelernt, getan oder miterlebt hat. Mir haben schon Leute gesagt: »Ich bin noch nie ein Raumschiff geflogen, also kann ich keine Science-Fiction schreiben«, »Ich weiß nur, wie es ist, Buchhalter zu sein, also kann ich nur Bücher über Buchhaltung schreiben« oder »Schreibe, was du weißt? Ich weiß gar nichts, also kann ich auch kein Buch schreiben« –, aber das ist überhaupt nicht damit gemeint.
Ihnen wurde schon einmal das Herz gebrochen, oder nicht? Dann können Sie die Herzen Ihrer Figuren viel realistischer brechen lassen und diesen Schmerz zu Papier bringen. Vielleicht hatten Sie einen Autounfall und erinnern sich an das Knirschen von Metall, den Aufprall von Glas, das Gefühl kalter Nachtluft, die in Ihr Gesicht strömt, Ihren Körper, der schmerzhaft gegen Ihren Sicherheitsgurt gedrückt wird – nutzen Sie diese Erinnerungen, um noch authentischer zu beschreiben, wie Ihr Held mit seinem Raumschiff in die Urwälder einer fremden Welt abstürzt!

Welche Recherchen haben Sie für Ihr aktuelles Buch angestellt?
Keine richtigen Bilder. Ich bin oft auf der Suche nach Informationen, die eigentlich nur als Text zu finden sind, worauf der Schwerpunkt meiner Recherchen liegt. Ich bin immer auf der Suche nach neuen Namen, dem Gewicht von Objekten, einheimischen Bäumen in bestimmten Regionen oder obskuren Ungeheuern. Im Allgemeinen recherchiere ich nicht viel, wenn ich mit einem Roman beginne. Fast alles fügt sich nach und nach zusammen, während ich Ideen für Charaktere und Situationen sammle und wissenschaftliche Theorien sowie neue Entdeckungen erforsche, die ich für den Roman verwenden möchte, zum Beispiel die masseerzeugenden Bosonen der kanalisierenden Kraft in der Fortsetzung von »Der Zirkel der Nacht«.

Was sollen Ihre Leser*innen durch die Lektüre Ihres Buches lernen und verstehen?
Ich weiß nicht, ob mein Ziel darin besteht, irgendjemandem etwas beizubringen, obwohl es mir Spaß macht, Dinge darzustellen, von denen die Leser*innen vielleicht nichts wussten, zum Beispiel die japanische Wabi-Sabi-Ästhetik, »Yokai«-Geisterbilder oder auch die Selbstmordepidemie unter amerikanischen Veteranen.
Mein erstes Ziel liegt in der Unterhaltung. Ich möchte einen roten Faden spinnen und die Geschichtenerzählerin am Lagerfeuer sein, die die Köpfe der Menschen mit Geschichten von fernen Orten, seltsamen, schönen Menschen und furchterregenden Kreaturen füllt. Ich möchte die Leser*innen auf eine Reise mitnehmen. Und wenn die Leute, die meine Bücher lesen, dabei etwas lernen können, umso besser.

Ein kurzer Gruß an Ihre Leser*innen:
Vielen Dank, dass ihr mein Buch lest! Ich betrachte alle meine Fans als Teil meiner Familie und liebe jeden einzelnen von euch. Dank euch kann ich das tun, was ich tue, und ich freue mich immer wahnsinnig, von euch zu hören, also zögert nicht, mich über Social Media zu kontaktieren. Allerdings spreche ich nicht so gut Deutsch und muss einen Übersetzer benutzen. Bitte habt Geduld mit mir!

Die Hexenjägerin - Der Zirkel der Nacht

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