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Boris Koch, Der Drachenflüsterer, Heyne fliegt, Banner Big

SPECIAL zu Boris Koch »Die Drachenflüsterer-Saga«

Ein Gespräch mit Yanko, dem besten Freund des Drachenflüsterers

Sie wollen also wissen, wie Ben so war, bevor das riesige Kopfgeld auf uns ausgesetzt wurde? Bevor er herausfand, welche verdammten Lügen der Orden der Drachenritter seit Jahrhunderten verbreitet, um seine Macht zu festigen? Bevor der Drache Aiphyron ihm erzählt hat, welche besondere Gabe in ihm schlummert, nämlich dass Ben Drachen heilen kann? Bevor wir uns im Verlies der Stürme verschanzten, um Widerstand zu leisten?
Nun, er war nicht viel anders. Er hat schon immer das getan, was er für richtig hielt, auch wenn er es nicht leicht hatte. Wir stammen ja beide vom letzten Ende des Großtirdischen Reichs, aus dem Kaff Trollfurt, mit dem es nach der Schließung der Blausilbermine vor einem Jahrzehnt beständig bergab ging. So bedeutungslos, dass es über Jahre von keinem Ritter besucht wurde. Kein Ort für große Taten, nur große Träume. Und doch …
Bens Vater ist verschollen, seit er denken kann, und seine Mutter war … eine griesgrämige, prügelnde Säuferin. Tut mir leid, aber das war so. Eines Nachts ist sie in den Dhernn gefallen und ertrunken, als Ben gerade mal zwölf war. Tja, so war das. Aber statt zu jammern, hat er ein verlassenes Minenarbeiterhaus in Besitz genommen und für seinen Lebensunterhalt geangelt.
Gut, ab und zu hat er auch hier und da bei einem Bauern einen Apfel, ein paar Eier oder so stibitzt, doch wer will ihm das verdenken?
Natürlich gab es da welche, nämlich die lieben besorgten Eltern von Trollfurt, all die feinen Damen und aufrechten Herren. Anstatt ihm nach dem Tod seiner Mutter beizustehen, haben sie ihm, dem Sohn einer Säuferin, ein böses Ende vorhergesagt und ihn bald ein schlimmes Vorbild für ihre eigenen Kinder geschimpft. Und das nur, weil er weder das Geld für den Sonntagsunterricht im Tempel hatte noch die rechte Lust dazu. Viel lieber lag er draußen im Gras und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Mann, waren wir im Tempel da neidisch, wenn der alte Habemaas uns mit seinem Sermon wieder langweilte!
Das hat nicht allen gefallen, und auch die gehorsamen Muttersöhnchen der Stadt haben Ben zu ihrem Sündenbock und Prügelknaben erklärt, und er musste einiges einstecken. Aber er hat nie gekniffen; wenn sie ihn gestellt hatten, hat er sich gewehrt und den Warzenköpfen genug Schrammen und blaue Flecken verpasst.
Ein paar Jungs haben ihn auch in Ruhe gelassen, aber richtig befreundet war er nur mit mir. Ich habe ihm dann auch zur Flucht verholfen, als sie ihn lynchen wollten für einen Mord, den er nicht begangen hat, aber das wissen Sie ja.
Was ich sagen will: Ben mag manchmal aufbrausend sein und es mit vielen Regeln nicht so genau nehmen, aber er ist kein Mörder und hat das Herz am rechten Fleck. Dass er ein Geächteter ist, hat er nur dem verlogenen Orden zu verdanken.
Sie fragen, in welcher Hinsicht der angesehene Orden lügt? Nun, das ist einfach gesagt. Diese machtgierigen Darmgeburten beharren auf einer alten Legende, der zufolge die Flügel der Drachen vom lügnerischen Gott Samoth verflucht wurden. Das gibt ihnen das Recht, allen Drachen im Namen des Sonnengotts Hellwah die Flügel abzuhacken. Angeblich, um sie von diesem ominösen Fluch zu befreien, doch tatsächlich ist das die einzige Möglichkeit, einen Drachen zu versklaven. Denn mit den Flügeln verliert er nicht nur die Fähigkeit zu fliegen, sondern auch den Willen zur Freiheit und die Sprache. Und weil Ben das weiß und verbreitet und Drachen befreien will, wird er gejagt. Und wir anderen auch, meine schöne Nica und seine Anula mit der eisig glitzernden Haut und unsere vier geschuppten Freunde.
Warum Ben ein Drachenflüsterer geworden ist, weiß niemand. Zufall oder auch Glück, es hat nichts zu tun mit seiner Herkunft, dem Stand der Sterne bei seiner Geburt oder irgendeiner Prophezeiung. Sagen zumindest die Drachen. Aber wer weiß schon, ob nicht doch eine weiße, dreiäugige Ratte schuld ist, die bei Bens Geburt den Mond anheulte. Ist nicht immer alles Aberglaube, und zumindest beim Beseitigen von Warzen sind Ratten äußerst hilfreich.
Wie auch immer, Ben gehört nun zu den wenigen, die jemals mit einer besonderen Gabe geboren wurden. Er kann Drachen heilen, ja sogar ihre abgeschlagenen Flügel nachwachsen lassen, so wie die Schlüsselmacherin Rauna Schlüssel schmieden konnte, die das Herz eines Menschen leichter öffneten als jeder Liebestrank, oder der Beutelnäher Ailon Beutel nähen, in denen er Winde fangen und sie nach Belieben wieder freilassen konnte.
Aber trotz allem hält Ben sich nicht für was Besseres. Wenn er das irgendwann mal tut, trete ich ihm in den Hintern. Und das mit Wucht!

Da fällt mir ein: Wissen Sie eigentlich, woher die Drachen stammen? Die wachsen langsam in der Welt heran. Im Fels der schönsten Berggipfel, im Stamm mächtiger Bäume oder in der Erde fruchtbarer Täler, sogar auf dem Grund des Meeres, wo besonders viele Korallen wuchern, oder in einem ewig vereisten Teich hoch im Gebirge. Ihre Schuppen nehmen die Farbe der Umgebung an, und irgendwann schlüpfen sie.
Unser Juri trägt die Schattierung eines Schilffeldes auf seinem Rücken und fühlt sich im Wasser heimisch. Warum er allerdings so viel reden muss, weiß ich nicht; vielleicht, weil Schilf auch ständig zu rauschen scheint.
Nicht einmal die Drachen wissen, warum sie auf diese Weise entstehen. Aiphyron sagt, manche Leute glauben, es gibt eben Orte, die so wunderschön sind, dass sie einfach eine Seele entwickeln.
Andere sagen, dass sich die Götter am Feierabend nach der Schöpfung die Hände wuschen und sie trocken schüttelten. Von ihren Händen fielen Tropfen, die noch voller Schöpferkraft steckten, voller Drang, zu etwas heranzuwachsen. Sie versanken in der Erde und in Pflanzen, und irgendwann wuchsen aus ihnen Drachen.
Und ein paar Spinner behaupten, der kindische Gott Bashntog hat die Drachen einfach versteckt, um damit die anderen Götter zu überraschen. Es gibt zahlreiche Mythen, aber niemand weiß es genau. Und eigentlich wollen die Drachen nicht, dass das groß bekannt wird, also sagen Sie es bitte nicht weiter, ja? Ich bin jetzt einfach nur so ins Labern gekommen … Warum nur kann ich meine verdammte Klappe nicht halten?
Nein, jetzt sag ich nichts mehr. Keinen Ton. Vom Verlies der Stürme lassen Sie sich einfach die offizielle Version geben …

Die Drachenflüsterer-Saga

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