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SPECIAL zu Lisa See

Ahnenverehrung in der chinesischen Kultur

“Ich bin in einer chinesischen Familie aufgewachsen, in der an Geister geglaubt wurde. Geister sind in der chinesischen Kultur nichts Fantastisches, sie sind Alltag, Teil des wirklichen Lebens. Man kann das in der chinesischen Architektur sehen, an der Städteplanung. Es gibt zum Beispiel keinen direkten geraden Weg in ein Dorf. Denn Geister können keine Ecken gehen – man versuchte so, die Geister fernzuhalten. Selbst der Kaiser hatte in seinem Garten Zick-Zack-Brücken.“ (Lisa See)



In China ist die familiäre rituelle Ahnenverehrung Hauptbestandteil der Volksreligion und ein fest integrierter Teil des Alltags. Auf hölzernen Ahnentafeln in der Ahnenhalle oder auf dem Hausaltar stehen die Namen der Toten. Ihnen werden Opfer dargebracht und vor ihnen werden wichtige Familienangelegenheiten (z. B. Hochzeiten) entschieden.
Beim Ahnenkult werden Nahrungsmittel geopfert sowie die Geister (Shen) der Familienahnen im Gebet angerufen, um ihre Hilfe zu erbitten und um sie vor dem Schicksal der hungrigen Geister oder Gui zu bewahren: Ein Shen bedarf ritueller Opfergaben vonseiten der Familienmitglieder, um nach dem Tod in den Himmel emporsteigen zu können. Wenn die Familie einen Ahnen nicht ehrt oder nicht genügend Opfergaben darbringt, kann der Geist des Ahnen nicht in den Himmel emporsteigen – und er wird als rachsüchtiger Gui oder hungriger Geist wiederkehren und der Familie Unglück bringen. Niemand möchte von hungrigen Geistern heimgesucht werden – oder schlimmer noch, nach dem Tod selbst einer werden. Der Ahnenkult erfüllt somit zwei Zwecke: den Schutz vor Geistern. Gleichzeitig möchte man den eigenen Kindern ein Vorbild sein und sicherstellen, dass die Kinder einen ehren und Opfer bringen werden, damit man in den Himmel aufsteigen kann.
Zur Ehrung der hungrigen Ahnengeister wird jedes Jahr im Sommer einen Monat lang das Geisterfest gefeiert. Die Geister verstorbener Verwandter kehren hungrig zurück nach Hause. Zur Begrüßung wird ihnen Essen gereicht und man verbrennt sogenanntes 'Höllengeld'. In Hongkong feiert man das „Hungrige Geist-Fest“ bis heute.