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Interview mit Beatriz Williams zu »Das geheime Leben der Violet Grant«

Wussten Sie schon, dass Beatriz Williams meist außerhalb ihres Hauses in einem Café oder Restaurant ihre Geschichten schreibt?

Wie kamen Sie zum Schreiben?
Ich schreibe Geschichten, seit ich lesen kann. Als ich jung war, fand man mich meist vor mich hin kritzelnd in meinem Zimmer. Obwohl ich nach der Uni zunächst meine Wirtschaftskarriere verfolgt habe, hatte ich immer vor, eines Tages Bücher zu schreiben. Nach der Geburt meines dritten Kindes war es dann so weit.

Wie finden Sie Ihre Themen?
Vor allem in der Geschichte, manchmal bringen mich aber auch Zeitungsmeldungen auf eine Idee oder Familiensagen. Ich liebe faszinierende geheimnisvolle Erzählungen, die in der heutigen Zeit spielen, aber eine Verbindung zur Vergangenheit haben, sowie Charaktere, die etwas unzeitgemäß wirken.

Wer sind Ihre Lieblingsautoren? Und warum?
Ich lese sehr unterschiedliche Sachen, von literarischen und historischen Romanen bis hin zu zeitgenössischen Frauenromanen und erzählenden Sachbüchern. Besonders gern mag ich Bücher, bei denen die Grenzen zwischen diesen Bereichen verwischen. Karen White und Lauren Willig gehören zu meinen Lieblingsautorinnen (deshalb schreiben wir ein Buch zusammen!), weil sie zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her wechseln; ebenso Kate Morton (die ich auch sehr mag). Patrick O’Brians Romane aus der Napoleonischen Ära der britischen Marine sind wundervolle historische Romane, die perfekte Mischung aus literarischem Stil und fesselnden Geschichten.

Welche Bücher haben Sie in letzter Zeit gelesen?
Ich habe kürzlich Jess Walters Schöne Ruinen gelesen, in dem diverse Erzählungen auf wunderbare und elegante Weise miteinander verwoben werden. Als Nächstes stehen auf meiner Liste You should have known von Jean Hanff Korelitz und Der stete Lauf der Stunden von Justin Go.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Ich habe gern viel zu tun. Ich habe vier Kinder, einen wunderbaren Ehemann, zwei Katzen und einen Hund, ich schreibe ständig und kümmere mich selbst um Haus und Garten. Wenn Kopf und Hände stets etwas zu tun haben und man Dinge gern macht, bleibt keine Zeit, unglücklich zu sein. Man ist glücklich, ohne sich extra darum zu bemühen.

Was tun Sie, wenn Sie nicht schreiben?
Ich bin eine aktive Mutter, wenn ich also nicht mit Schreiben oder der Bewerbung meiner Bücher beschäftigt bin, verbringe ich Zeit mit meiner Familie. Wir reisen gern zusammen und wandern in den Bergen von New Hampshire. Außerdem laufe ich viermal pro Woche, dabei kann ich wunderbar über meine Geschichten und Figuren nachdenken. Und natürlich fordert der Wäscheberg auch meine tägliche Aufmerksamkeit!

Fünf Dinge, die wir noch nicht von Ihnen wissen:
1. Ich schreibe meist außerhalb des Hauses in einem Café oder Restaurant.
2. Ich habe fünf Jahre in London gewohnt, meine zwei ältesten Kinder wurden dort geboren.
3. Ich esse jeden Morgen Eier zum Frühstück.
4. Ich fahre einen Minivan.
5. Mein Mann ist 1990, nachdem er sein Examen gemacht hat, nach Berlin gezogen und hat zwei Jahre für die Treuhandanstalt gearbeitet. Er war anschließend zehn Jahre bei der Deutschen Bank und spricht hervorragend Deutsch.

Wie würden Sie Ihren aktuellen Roman Das geheime Leben der Violet Grant in einem Satz beschreiben?
Eine bezaubernde junge Reporterin, die in den 1960er Jahren in Manhattan bei einer Illustrierten arbeitet, kommt der Geschichte ihrer Großtante Violet auf die Spur, einer fortschrittlichen Physikerin, die 1914, als in Europa der Krieg ausbrach, mit ihrem Geliebten verschwunden ist.

Was hat Sie zu diesem Roman inspiriert?
Der Erste Weltkrieg hat mich schon immer fasziniert: die dramatische Verkettung der Ereignisse, die zu seinem Ausbruch geführt hat, die langen Kriegsjahre, die Veränderung, die er in der westlichen Kultur und Zivilisation bewirkt hat. Ich habe dann erfahren, dass die amerikanische Großmutter meines Mannes 1914 als Touristin durch Europa gereist ist und dort einen Koffer zurückgelassen hat, den die deutsche Regierung ihrer Familie 1950 zurückgebracht hat. Das fand ich einen wunderbaren Ausgangspunkt für einen Roman über ganz normale Menschen, die von dem Drama jenes Sommers mitgerissen worden sind, und darüber, wie diese gewaltigen Ereignisse einigen die Möglichkeit eröffnet haben, ein neues Leben zu beginnen.

Haben Sie eine Lieblingsfigur?
Das ist sehr schwer zu sagen! Meine Bücher und meine Figuren sind wie meine Kinder, ich kann nicht wirklich eine Lieblingsfigur herausheben. Aber ich muss sagen, dass es mir am leichtesten gefallen ist, den Charakter von Vivian zu schreiben: Es hat mir so viel Spaß gemacht, ihrer Stimme Ausdruck zu verleihen, ihr Charakter ist so kraftvoll und lebendig, dass diese Szenen wie von selbst zum Leben erwacht sind.

Möchten Sie Ihren Leserinnen und Lesern in Deutschland noch etwas sagen?
Deutschland ist immer ein besonderes Land für mich gewesen: Viele meiner Freunde haben deutsche Vorfahren oder haben die deutsche Sprache und Kultur studiert. Mein Mann hat nach der Wiedervereinigung sogar zwei Jahre in Berlin gelebt und für die Treuhandanstalt gearbeitet. Ich erinnere mich gern daran, wie ich als Studentin nach Deutschland gereist bin, und freue mich, dass meine Bücher hier gelesen und gemocht werden. Ich glaube, wir teilen ein starkes Interesse an Geschichte, an großen Geschichten, an starken Charakteren und gehaltvollen Büchern, und ich freue mich darauf, von meinen deutschen Lesern zu hören.