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7 Minuten nach Mitternacht - Die Verfilmung

Wie alles begann

Die Filmgeschichte beginnt mit Sergio Sánchez, selbst unersättlicher Leser sowie Drehbuchautor von Das Waisenhaus (El Orfanato, 2007) und The Impossible (Lo imposible, 2012). Er war derart verzaubert von dem Roman, dass er ihn seinem Freund Juan Antonio Bayona zu lesen gab, seines Zeichens Regisseur der obigen preisgekrönten Filme.

Produzentin und Regisseur spürten, dass die Geschichte als Film funktionieren würde, ohne dass es auf Kosten des emotionalen Kerns geschehen würde, wie Atienza anmerkt: „Bayona ist jemand, der auf seine Gefühle hört. Er hat in diesem Kind vieles von sich selbst wiedergefunden, darin wie Conor zu einer schwierigen Zeit in seinem Leben Zugang zur Fantasie findet. Da Bayona in seinen Filmen das Publikum gern mit einer Kombination unterschiedlicher Genres anspricht, war es das perfekte Ausgangsmaterial für ihn. Mit der Zeit wurde ihm klar, wie er den Roman auf seine Weise interpretieren und ihn in seinem eigenen Fach zum Leben erwecken könnte.“
Der Regisseur selbst ergänzt: „Ich wurde auch dazu inspiriert darüber nachzudenken, warum wir überhaupt Geschichten erzählen, und ich begann bestimmte Werke der Mythologie sehr aufmerksam zu studieren, u.a. von Experten wie Joseph Campbell.“

Nach der Fertigstellung von The Impossible, einem Film, der Zuschauer auf der ganzen Welt bewegen sollte, bekam Bayona von seinem Agenten das Drehbuch zu SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHTzugeschickt. Die spanische Firma Telecinco Cinema, die seine früheren Filme begleitet hatte, erklärte,die Umsetzung finanzieren zu wollen und somit war klar, dass dies das nächste Projekt des Regisseurs werden würde. „Dank der bedingungslosen Unterstützung dieser geschätzten Partner waren wir in der Lage, den Film angemessen vorzubereiten“, so Atienza. Mit dem Eintritt von La Trini aus Spanien und den angesehenen US-amerikanischen Produktionsfirmen Participant Media und River Road Entertainment nahm die Geschichte schließlich Kurs auf die große Leinwand. „Bayona und ich spürten, dass River Road und Participant unsere kreativen Ziele und diese Geschichte von Anfang an verstanden“, unterstreicht Atienza.
„Ihnen war klar, dass wir den Film zu einer bedeutungsvollen Erfahrung machen wollten, etwas, über das man nach dem Abspann nachdenkt, aber für ein breites Publikum.“

Eine Besetzung finden

Wie üblich umfasste die Vorbereitung des Films für den Regisseur alles von Konzeptzeichnungen bis zu Casting-Aufrufen für Kinder. Dabei nahm er ein wichtiges Kreativteam mit auf seine Reise von SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT, nämlich „die Menschen, die seit jeher ausschlaggebend sind für die Geschichten, die ich erzähle – manche seit meinen Tagen an der Filmschule.“ Atienza ergänzt: „Óscar Faura, unserer Kamermann, unsere Cutter Bernat Vilaplana und Jaume Martí, der Komponist Fernando Velázquez – dieses starke Team von uns nimmt es mit jeder technischen Herausforderung auf und behält sich trotzdem seine künstlerische Seele und die nötige Empfindsamkeit für Bayonas intime Erzählung.“

Zum diesem Team gehören auch Szenenbildner Eugenio Caballero, der für seine Arbeit an Pans Labyrinth mit dem Oscar geehrt wurde und bereits an The Impossible mit Bayona zusammengearbeitet hat, sowie Kostümbildner Steven Noble, der schon an Die Entdeckung der Unendlichkeit (The Theory of Everything, 2014) die dafür Oscar-nominierte Schauspielerin Felicity Jones eingekleidet hat. „Mit diesen Mitarbeitern hatte ich die besten Voraussetzungen“, schwärmt Bayona. Darüber hinaus bezeichnet er während jeder Phase zwischen Vorproduktion, Dreharbeiten und Postproduktion Belén Atienza als seinen verlässlichen Schatten: „Sie ist eine ständige Unterstützung, nicht nur bei der Planung des Drehs, sondern auch in kreativer Hinsicht. Belén ist der Schlüssel zu meinem täglichen Fortschritt. Wir haben versucht, diesen Roman auf die bestmögliche und originalgetreuste Art auf die Leinwand zu bringen und ihn gleichzeitig mit unserer persönlichen Vision zu färben.“

Während das Projekt in die Vorbereitung ging, erwies es sich als besonders schwierig, den richtigen Jungschauspieler für die Rolle des Conor zu finden, wie Atienza zugibt: „Conor ist praktisch in jeder Szene des Films. Also sahen wir uns im Endeffekt nahezu 1.000 Jungen an.“ Patrick Ness machte sich bereits „Sorgen, ob wir jemals jemanden finden würden, der das gesamte emotionale Gewicht des Films tragen könnte – jemanden, der in der Lage wäre, die ganze Reise der Geschichte zu absolvieren.“ Auf Lewis MacDougall wurde das Produktionsteam erst spät im Casting-Prozess aufmerksam gemacht. Er hatte mit Pan (2015) gerade erst seinen ersten Spielfilm abgedreht und als Ness das Video von MacDougalls Vorsprechen gezeigt wurde, sah er in ihm „eine echte Entdeckung, so authentisch und konzentriert. Man konnte in seinem Gesicht einfach alles ablesen.“
Bayona gab schnell seine Zustimmung: „Letztendlich hatten wir ein paar sehr gute Kandidaten für die Rolle von Conor, aber wir konnten sehen, dass besonders Lewis einen inneren Konflikt vermitteln konnte. Das war ausschlaggebend, weil Conor in seinem Inneren mit etwas ringt, das er nicht in der Lage ist auszudrücken. Alles in allem hat Lewis einfach ein außergewöhnliches Vorsprechen abgeliefert.“ Nach weiteren Probeaufnahmen in Barcelona hatte Lewis die Rolle schließlich.

Das Projekt begann schnell, eine beeindruckende Riege an erwachsenen Stars zu interessieren, die den jungen Schauspieler unterstützen sollten. „Sobald ich das Skript gelesen hatte, hatten sie mich“, so Toby Kebbell, der die Rolle von Conors Vater übernahm. „Es nahm mich emotional sehr mit. Ich habe noch tagelang darüber nachgedacht. Selbst wenn wir die besten Eltern hatten, gibt es für uns alle doch Dinge, die wir nicht verstanden haben am Erwachsenwerden.“ Die Oscar-nominierte Schauspielerin Sigourney Weaver wurde als Conors Großmutter mütterlicherseits ins Auge gefasst. „Ich bin eine große Bewunderin von Bayonas früheren Filmen, sie besitzen eine unglaubliche Kraft“, wie sie erklärt. „Ich las Patricks Drehbuch und fand, dass es eine zutiefst bewegende und gefühlvolle Geschichte war. Mir war sofort klar, dass sie bei diesem Regisseur in den besten Händen wäre, weil er genau die richtige Balance zwischen der Realität der Situation und der Fantasiewelt, in die Conor sich flüchtet, finden würde. Sowohl im Roman als auch im Drehbuch gibt es großen Respekt für Kinder – dafür, was sie erleben, was sie fühlen und was ihnen Angst macht. Die Geschichte hält nichts zurück, ist aber genauso angereichert mit viel Liebe.“

Die Konstruktion eines Monsters

In einer sehr gefühlvollen Szene kauern Mutter und Sohn sich zusammen, um King Kong und die weiße Frau (King Kong) aus dem Jahr 1933 zu schauen. Der Filmklassiker erlaubte den Machern von SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT einen Ansatz für die Herangehensweise an ihr eigenes Monster. Denn, wie Atienza anmerkt, „es wäre einfacher gewesen – und wird heutzutage auch irgendwie erwartet – es vollständig am Computer zu erschaffen. Wir hatten ein sehr gutes CGI-Team zusammengestellt, aber unserem Gefühl nach sind Kinozuschauer die ständigen digitalen Effekte ein wenig leid. Es fühlt sich um so vieles kraftvoller an, wenn das Gezeigte greifbar ist. Das verleiht selbst einer so bedrohlichen Kreatur Wärme und eine Seele.“
So kam es, dass eine reale Version des Monsters konstruiert wurde. Dazu J.A. Bayona: „In gewisser Hinsicht verbündeten wir uns so mit King Kong und die weiße Frau – die riesige Pranke, die Conor aus seinem Schlafzimmer herausholt, der massive Fuß, den er berührt, und der gigantische Kopf vor seinem Fenster – das ist alles echt und wahre Handwerksarbeit. Dieser Tage gibt es quasi nichts, was nicht mithilfe visueller Effekte getan werden könnte. Also glaube ich, es fesselt das Publikum mehr, wenn man zurückgeht zu den Dingen, wie sie in der ersten Generation des Filmemachens gemacht wurden. Die Schauspieler können dann auch mehr und besser interagieren.“

Das animatronische Monster am Set und die einzelnen beweglichen Teile wurden den Oscar-prämierten Make-up-Effekt-Schöpfern von Pans Labyrinth übertragen, Montse Ribé und David Martí mit ihrer Firma DDT. Das Duo entwarf alles in enger Absprache mit Bayona und Produktionsdesigner Eugenio Caballero, ihrem ebenfalls mit dem Oscar ausgezeichneten Partner bei Pans Labyrinth. Über einen Zeitraum von drei Monaten schuf ein Team aus 30 Künstlern und vier Hydraulik-Spezialisten den Kopf, die Schultern, die Arme, Hände und Füße. Martí beschreibt das Ergebnis ihrer Arbeit: „Es gibt Hydraulik im Nacken, damit der Kopf beweglich ist und mithilfe einer Art Lenkrad von einer Person dahinter bedient werden kann. Zuerst haben wir den Kopf geformt, dann machten wir eine Gussform, kopierten ihn und färbten ihn ein. Kopf, Schultern, Füße, Arme und Geäst bestehen letztlich alle aus Schaumstoff. Wir mussten ihn schnitzen, anbrennen, formen, bemalen und mit Texturen versehen, um alle Teile des Monsters baumartig aussehen zu lassen. Als Herausforderung an uns selbst wollten wir alles möglichst realistisch aussehen lassen, aber mit sehr grundlegenden Materialien.“
Laut J.A. Bayona „wurden ungefähr 200 Zeichnungen des Monsters angefertigt. Je mehr wir uns dabei einer zu fantastischen Darstellung näherten, desto uninteressanter wurde es in meinen Augen. Letzten Endes besannen wir uns auf etwas, das möglichst dicht an Jim Kays ikonischer Zeichnung im Roman war.“

Mit den digitalen Komponenten des Monsters wurden mehrere Effektfirmen betraut. Für die Post-Produktion wurde ein Zeitraum von mehr als einem Jahr angesetzt, denn die digitale Ausarbeitung war kompliziert, wie Visual Effects Supervisor Félix Bergés von El Ranchito zugibt. Gemeinsam mit Special Effects Supervisor Pau Costa wurde er von der Visual Effects Society für die unterstützenden Effekte bei The Impossible ausgezeichnet. „Er musste die Starrheit und das Gewicht von Holz haben und sich entsprechend überzeugend bewegen. Am Ende planten, erstellten und filmten wir 100 Einstellungen des Monsters in Interaktion mit dem Jungen – das war sehr komplex!“

„Das Monster geht zurück auf eine Figur aus einem englischen Mythos namens ‚Der Grüne Mann‘“, wie Bayona erklärt. Er ist eine Art personifizierte Landschaft, die sich erhebt, um Geschichten zu erzählen. Er ist aus einer großen und mächtigen Kraft heraus entstanden und ist selbst ebenfalls eine solche. Darüber hinaus steht das Monster für einen Teil der eigenen Persönlichkeit, mit dem man noch nicht ganz ins Reine gekommen ist.“

Als Schauspieler, der für seine zutiefst ausgeprägte Persönlichkeit, Stimme und Statur bekannt ist, war Liam Neeson jedermanns erste Wahl für die Darstellung des Monsters – sowohl für die Synchronisation als auch für die Bewegungserfassung. Der Oscar-nominierte Schauspieler war sofort von der Geschichte hingerissen, die er als „Fabel über die Komplexität unserer Emotionen und die Kontrolle derselben während des Erwachsenwerdens“ betrachtet.

Die Arbeitsweise J. A. Bayonas

Aufgrund der zutiefst emotionalen Geschichte von SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT wendete J.A. Bayona verschiedene Techniken an, um sicherzustellen, dass seine Schauspieler sich den Empfindungen ihrer Charaktere jederzeit verbunden fühlten. An den meisten Tagen schallte unvergessene Filmmusik über das Set, um eine ganz bestimmte Stimmung zu kreieren. Ennio Morricone und Jerry Goldsmith waren während des Drehs die Favoriten des Regisseurs. Darüber hinaus ließ er die Kamera immer wieder über mehrere Takes hinweg durchlaufen, ohne eine Unterbrechung durch die Klappe oder ein lautes „Action“ oder „Cut“. Für Felicity Jones war das eine große Hilfe: „Wenn jemand ‚Action!‘ ruft und du gerade dabei bist, für eine Szene zu weinen, bringt dich das nicht gerade in die ideale Stimmung. Auf diese Weise ermöglicht Bayona es dir, in die emotionalen Tiefen der Szene und deiner Figur einzutauchen. Du denkst nicht ‚Wo ist die Kamera?‘ – du denkst an nichts, was um dich herum passiert. Du verschmilzt mehr und mehr mit deiner Figur und genau das will er bei dir erreichen. Mit ihm zu arbeiten, ist eine ganz besondere Erfahrung.“

„Als Regisseur hat er mich in höchstem Maße motiviert“, schwärmt Toby Kebbell begeistert. „Ich spürte jederzeit eine zwischenmenschliche Verbindung zu ihm, und auch zu den anderen Schauspielern.“ „Bayona ist ein echtes Kinotalent“, pflichtet Liam Neeson bei. „Gelegentlich hat man die Chance mit Regisseuren zu arbeiten, die tief verwurzelt sind in der Liebe für ihren Beruf – Bayona ist so ein Regisseur. Er isst, trinkt und atmet Filme. Er ist ein wandelndes Filmlexikon. Was das angeht, ist er ein bisschen wie Martin Scorsese. Außerdem ist er sehr sensibel. Er umsorgt, führt und pflegt seine Schauspieler und das ist immer meine Hoffnung bei einem Regisseur. Er erlaubt dir aber auch zu experimentieren, so dass beide Seiten der Kamera zum Kern einer Szene vorstoßen können. Und dafür kämpft er so lange, wie es nötig ist.“

Zu Bayonas Herangehensweise gehörte es auch, Liam Neeson und Lewis MacDougall Seite an Seite arbeiten zu lassen, so dass beide Schauspieler großen Anteil an ihren gemeinsamen Szenen hatten. Neeson kommentiert: „Ich habe schon mit Kindern gearbeitet, die von der Filmbranche schon völlig vereinnahmt waren und dadurch ihre kindliche Unschuld verloren hatten. Lewis hingegen ist unversehrt. Er ist immer noch ein echtes Kind – aber genauso ein kraftvoller Jungschauspieler.“
Dieser Jungschauspieler – der zur Zeit der Dreharbeiten zwölf Jahre alt und damit fast genau im Alter seiner Figur war – sah sich bei SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT einer breiten Vielfalt mimischer Herausforderungen gegenüber, darunter auch einem Spielpartner in Motion Capture: „Das war ziemlich schwierig, weil es so ein technischer Vorgang war. Ich stand an einem Ende des Raums und Liam am anderen. Im fertigen Film sollte es dann aussehen, als würde ich direkt vor ihm stehen. Aber er war in jeder unserer gemeinsamen Szenen immer für mich da.“ In den noch anspruchsvolleren Außenszenen musste MacDougall allerdings oftmals im Angesicht der
mechanischen Puppenversion des Monsters spielen – und manchmal mit nicht mehr als einer Markierung. Zusätzlich verlangten die Albtraumsequenzen von ihm das Tragen eines Geschirrs und das Abseilen aus großer Höher unter Aufsicht eines Stuntteams – über mehrere Tage hinweg unter kalten und nassen Bedingungen. Sigourney Weaver gewann dabei viel Respekt für ihren jungen Kollegen: „Ich bin voller Bewunderung für Lewis. Er hat stundenlang gearbeitet und ist nahezu in jeder Szene. Vordergründig ist er ein echtes Talent, aber er ist genauso bereits ein erfahrener Schauspieler und ein Vollprofi. Die Rolle von Conor ist eine sehr anspruchsvolle, physisch und emotional. Lewis war dabei so tapfer, so präsent und so authentisch. Ich habe tatsächlich noch etwas von ihm lernen können, weil er immer so sehr im jeweiligen Augenblick ist.“

Lewis MacDougall sagt selbst über die Arbeit mit seinem Regisseur: „Das Tolle war, dass er mich immer motivierte, noch besser zu sein, und am Ende jeder Szene drückte er mich und sagte ‚Danke.‘“ Juan Antonio Bayona entschied sich, seinem jungen Hauptdarsteller nicht die Drehbuchseite der allerletzten Szene von SIEBEN MINUTEN NACH MITTERNACHT zu geben, damit MacDougall so natürlich und authentisch auf die stattfindenden Ereignisse reagieren konnte wie möglich. „Und genau das war es, womit Lewis uns schließlich auch beschenkte“, schließt der Regisseur ab.

Sieben Minuten nach Mitternacht

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