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A. J. Finn im Interview zu seinem Buch »The Woman in the Window«

Wussten Sie, dass A. J. Finns Roman auf seinem eigenen Kampf gegen Angst und Depressionen basiert?

Eine kurze Biografie:
Ich bin der Älteste von vier Kindern. Nachdem ich die Duke-University als Jahrgangsbester verlassen habe, habe ich in Oxford meinen Master in englischer Philologie gemacht. Anschließend war ich drei Jahre in New York als Lektor bei Random House tätig, ehe ich für meinen Doktor nach Oxford zurückkehrte, wo ich mich insbesondere mit Kriminalliteratur auseinandersetzte. 2009 wurde ich Programmleiter bei Little, Brown (UK). Anschließend arbeitete ich bei Sphere, dem kommerziellen Verlag für Erwachsene. Ich habe verschiedene Bestsellerautoren betreut, darunter J. K. Rowling, Robert Galbraith, Patricia Cornwell, Nicholas Sparks, Stephenie Meyer oder Rafael Nadal. Ende 2012 ging ich nach New York zurück, wo ich seitdem bei William Morrow/Harper Collins arbeite.

Ich liebe Bücher, Filme und Hunde gleichermaßen. Ich bin ein unersättlicher Leser, sehe gern alte Filme (aber auch neuere), und da ich mit sechs Hunden aufgewachsen bin (wenn auch nicht mit allen gleichzeitig), hätte ich sehr gern wieder einen eigenen Hund. Sportlich tobe ich mich mit Schwimmen, Segeln und Fitnessstudio aus. In den letzten Jahren hat mich auch das Reisefieber gepackt, und ich bereise möglichst oft andere Länder.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, Autor zu werden?
An meinem Geburtstag 2015 erfuhr ich, dass ich an einer bipolaren Störung erkrankt war (welch ein Geburtstagsgeschenk!). Sechs Wochen später begann ich mit der Arbeit an diesem Buch. Für viele Menschen hätte diese Diagnose den Beginn eines mühsamen Weges bedeutet; für mich bedeutete sie das Ende eines solchen Weges. Ich kämpfte damals schon über 15 Jahre lang mit schweren Depressionen, die alle Aspekte meines Lebens überschatteten, meine Beziehungen, mein Studium und meine Karriere. Im Kampf gegen die Depressionen hatte ich alle erdenklichen Behandlungen ausprobiert: Medikamente, Meditation, Gesprächstherapie, Hydrotherapie, Elektroschocktherapie. Die Ergebnisse waren ganz unterschiedlich. Dann wurde meine Diagnose korrigiert, und ich erhielt neue Medikamente. Nach anderthalb Monaten ging es mir merklich besser. Ich war wie befreit und wollte ein kreatives Projekt angehen. Dieses Projekt war The Woman in the Window – ein Roman, in dem die Heldin (nicht zufällig) depressiv ist. Beim Schreiben hatte ich die Möglichkeit, meine eigenen Kämpfe näher zu beleuchten.

Wo finden Sie die Inspiration für Ihre Romane?
Ich lasse mich von klassischen Filmen und literarischen Werken inspirieren. The Woman in the Window spielt auf Hitchcocks Das Fenster zum Hof (1954) an, und mein nächstes Buch ist von Der Graf von Monte Cristo inspiriert, einer Geschichte, in der ebenfalls ein altes Verbrechen die Gegenwart überschattet.

Woran schreiben Sie im Moment?
Mein zweiter Roman spielt in San Francisco und ist wieder ein Psychothriller. Es geht um eine junge Frau, die eine Auftragsbiographie für einen Sterbenden schreiben soll, der einst ein bekannter Krimiautor war – am bekanntesten ist er jedoch wegen des spektakulären Verlusts seiner ersten Frau und seines Sohnes (damals noch ein Teenager), die 20 Jahre zuvor spurlos verschwunden sind. Während die junge Autorin nun den Mann und sein nächstes Umfeld interviewt, keimt in ihr der Verdacht auf, dass jemand weiß, was damals wirklich geschah.

Wer sind Ihre Lieblingsautoren? Und warum?
Die meisten meiner Lieblingsautoren sind schon lange tot. Manchmal frage ich mich, ob das daran liegt, dass ich jeden Tag mit Autoren zu tun habe. Graham Greene, Evelyn Waugh, Charles Dickens – die kann ich immer wieder lesen. Ich habe auch eine Vorliebe für klassische britische Krimiautoren, besonders Arthur Conan Doyle, Josephine Tey und Edmund Crispin. Meine Abschlussarbeit in Oxford drehte sich um Patricia Highsmith.

Zu den zeitgenössischen Schriftstellern, für die ich mir immer wieder Zeit nehme, zählen Kate Atkinson, Andrea Camilleri, Gillian Flynn, Carl Hiaasen und Fred Vargas—Autoren, deren sogenannte Kriminalromane mehr liefern als reinen Nervenkitzel.

Welche Bücher haben Sie in letzter Zeit gelesen?
In letzter Zeit waren das verschiedene Thriller, unter anderem Tausend kleine Lügen von Liane Moriarty, The Chalk Man von C. J. Tudor und The Dry von Jane Harper. Gut gefallen hat mir auch Frances Spuffords historischer Roman Golden Hill. Und beim Wiederlesen von Der Graf von Monte Cristo ist mir aufgefallen, wie lang der ist. Das hatte ich total vergessen! Aktuell lese ich Ich, Eleanor Oliphant von Gail Honeyman, eine Biographie von E. M. Forster und eine Sammlung Gruselgeschichten von Arthur Conan Doyle.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Es mag banal klingen, doch ich bin der festen Ansicht, dass man anderen freundlich begegnen sollte. Man weiß nie, was im Leben anderer los ist – womit sie gerade fertig werden müssen, welchen Druck sie ausgesetzt sind und so weiter. Ich bereue selten, dass ich nett zu jemandem war, aber ich bereue jeden Moment, wo ich hätte netter sein können.

Was tun Sie, wenn Sie nicht schreiben?
Ich lese viele Bücher (und sehe fast genauso viele Filme). Ich bin gern im Fitnessstudio und gehe täglich schwimmen. Dreimal in der Woche betreue ich ehrenamtlich in einem Tierheim die Hunde. Oh, und ich koche gern. Außerdem versuche ich, so oft wie es geht, zurück nach Großbritannien zu reisen, wo viele meiner Freunde leben.

Fünf Dinge über Sie, die wir noch nicht wissen …
1. Ich bin Linkshänder, aber als Schüler musste ich mit der rechten Hand schreiben. Bis heute führe ich den Stift in der rechten Hand so, als ob ich mit links schreiben würde, die Finger ums Papier gekrallt. Das ist ausgesprochen unbequem. Mir graut ein wenig davor, auf diese Weise Bücher zu signieren.
2. Ich hätte sehr gerne eine französische Bulldogge – die würde ich Ike nennen. Ike wäre ein echter Social-Media-Star (Feeds mit französischen Bulldoggen haben auf Instagram hunderttausende Follower). Ich würde gern ein paar Filmchen fürs Internet drehen, wo der Kleine meinen tapsigen Mitbewohner spielt: Everybody Likes Ike. Das könnte funktionieren.
3. Wenn ich nicht jeden Tag schwimme, werde ich ungenießbar. In New York City gibt es leider nicht allzu viele Swimming Pools, aber ich habe dann doch sowohl in der Nähe meines Büros als auch zu Hause Schwimmclubs aufgetan.
4. Ich bin zwar ein Filmliebhaber, aber ich sehe kaum fern – ich kenne keine einzige Folge von Game of Thrones oder The Walking Dead oder Breaking Bad oder was sonst noch so im Fernsehen erfolgreich war und ist. Diese Formate sind häufig relativ gewalttätig, und mit Gewaltdarstellungen auf dem Bildschirm komme ich nicht gut klar.
5. Obwohl ich nach wie vor gegen meine innere Angst ankämpfe, habe ich mit öffentlichen Auftritten oder Interviews kein Problem. Keine Ahnung, warum. Aber das hinterfrage ich lieber nicht.

Wie würden Sie Ihren Roman mit einem Satz beschreiben?
The Woman in the Window ist Das Fenster zum Hof des 21. Jahrhunderts: Eine Frau mit Agoraphobie glaubt, sie wäre Zeugin eines Verbrechens geworden, kann aber keinen Fuß nach draußen setzen, um der Sache nachzugehen – und sie kann auch niemanden dazu bringen, ihr zu glauben.

Was inspirierte Sie zu diesem Buch?
Während ich mit meinen Depressionen kämpfte, war ich häufig nicht in der Lage, die Wohnung zu verlassen (oder tat es höchst ungern). Als ich einmal Das Fenster zum Hof sah, fragte ich mich, wie jemand in meiner Lage reagieren würde, wenn er mit einer Situation konfrontiert wäre, in der er oder sie eigentlich hinausgehen müsste. Nachdem ich die Diagnose der bipolaren Störung erhielt und sich meine Stimmungslage dank der neuen Medikamente stabilisierte und verbesserte, beschloss ich, eine Geschichte über Trauma und Trauer zu schreiben – in Form eines Thrillers.

Wer ist Ihre Lieblingsfigur und warum?
Ich mag den freundlichen Polizisten, Detective Little, aber ganz besonders lieb ist mir unsere Heldin wider Willen, Anna Fox.

Ich hoffe natürlich, dass The Woman in the Window Leser aus vielen Sparten anspricht, doch in ihrem tiefsten Inneren ist die Geschichte ein Krimi. In der Belletristik sind weibliche Figuren – selbst die Hauptprotagonistinnen – vielfach hilflos und vollkommen von Männern abhängig. Pausenlos sorgen sie sich um Männer, verlassen sich auf Männer, kreisen um Männer. Unabhängig vom Thema Emanzipation ist das ziemlich unrealistisch. Jedenfalls meiner Erfahrung nach. Das ist auch einer der Gründe, warum Lisbeth Salander in Verblendung und Amy Dunne in Gone Girl – Das perfekte Opfer so viel Aufsehen erregt haben: Wie viele Frauen sind sie den Männern in ihrem Leben mehr als ebenbürtig. Ich wollte eine weibliche Hauptfigur erschaffen, die nicht von ihrem Ritter gerettet werden muss. Anna Fox führt keinen Kreuzzug wie Salander und ist nicht so herrschsüchtig wie Amy Dunne, doch im Verlauf des Buches strengt sie eine Untersuchung an, klärt ein Geheimnis auf und tritt einem Widersacher gegenüber – alles ohne männliche Hilfe.

Was meinen Sie – welchen Lesern wird Ihr Buch gefallen?
Ich hoffe, der Roman findet bei den Lesern Anklang, die viele Psychothriller der letzten Jahre zu einem Megaerfolg gemacht haben. Beim Schreiben hatte ich bewusst einen Blockbuster im Sinn. Ansonsten würde ich mich freuen, wenn die Leser von eher anspruchsvoller Belletristik zugreifen. Also nicht unbedingt die Fans von sehr literarischen Werken, doch ich rede mir gerne ein, dass The Woman in the Window etwas mehr Substanz hat und besser geschrieben ist als ein üblicher Psychothriller. Womit ich mich natürlich auch irren kann.

Ein paar Worte an Ihre deutschen Leserinnen und Leser?
Liebe Leserinnen und Leser,

es macht mich glücklich, dass ich Ihnen mit The Woman in the Window meinen ersten Roman präsentieren darf. In diesem Psychothriller geht es um eine Frau mit Agoraphobie, der Angst vor weiten Räumen, die glaubt, sie hätte ein Verbrechen beobachtet, aber keinen Schritt nach draußen setzen kann, um der Sache nachzugehen. Und bald ist sie nicht einmal mehr im eigenen Haus sicher. Ist sie wirklich in Gefahr oder bildet sie sich das alles nur ein? Das Buch basiert auf meinem jahrzehntelangen Kampf gegen Angst und Depressionen, ist aber auch durch klassische Kriminalfilme von Alfred Hitchcock inspiriert. Die Autorin von Gone Girl – Das perfekte Opfer spricht von einem „erstaunlichen und spannenden“ Buch—ich hoffe, dass Sie der gleichen Meinung sein werden. Viel Vergnügen beim Lesen!

The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?

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