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SPECIAL zu Anja Förster und Peter Kreuz

Macht, was Ihr liebt! Drückt dem Leben Euren Stempel auf!

Frau Förster, Herr Kreuz, Sie rufen in Ihrem neuen Buch „Macht, was Ihr liebt!“ dazu auf, das Leben zu leben, das wir uns selbst wünschen. Ist es wirklich so simpel zu sagen: Macht, was Ihr liebt – und schwupps, seid Ihr glücklich?

Kreuz: Nehmen Sie einfach das Gegenteil: „Mach’, was von Dir erwartet wird“. Genau das tun die meisten Menschen. Sie fügen sich in ihren Beruf, sind fleißig, zahlen ihre Kredite ab, ecken möglichst nicht an. Das kann man so machen, aber es ist ein sehr begrenztes Leben. Unser Leben kann dramatisch reicher sein, wenn wir eine Sache kapieren: All die großartigen Dinge um uns herum sind von Menschen erschaffen worden, die keinen Tick intelligenter sind als wir. Es sind Menschen, die dieses begrenzte Leben nicht akzeptiert haben.

Die fünf wesentlichen Plädoyers in Ihrem Buch lauten: Sei außergewöhnlich, sei leidenschaftlich, sei unbequem, sei anspruchsvoll, sei wertvoll. Was meinen Sie damit konkret?

Förster: Unser Leben ist kein Zufallsprodukt. Wir haben die Freiheit, ihm unseren Stempel aufzudrücken. Dazu müssen wir die irrige Vorstellung abschütteln, dass man das Leben eben so hinnehmen muss, anstatt es mit offenen Armen zu empfangen. Wer das erst mal begriffen hat, wird nie mehr dieselbe sein.

Wie setze ich das für mich um?

Kreuz: Alles beginnt damit, präsent und wach zu sein und ganz bei dem, was ich gerade tue. Das hört sich selbstverständlich an, aber die meisten Menschen eilen fleißig und geschäftig wie Roboter durch ihr Leben, sind aber nie wirklich da. Der zweite wichtige Aspekt ist, dass ich mir meiner Freiheit zur Wahl bewusst werde. Wo immer wir im Leben stehen, wir können immer neu wählen.

Die Positive Psychologie hat ja inzwischen eingestanden, dass es Menschen nicht unbedingt glücklich macht, stets nach neuen Höhepunkten zu streben. Es gibt durchaus Menschen, die zufrieden damit sind, Hinterbänkler zu sein statt in erster Reihe zu stehen.

Förster: Es geht uns nicht darum, in der vordersten statt in der hintersten Reihe zu sitzen. Es geht darum, seine Talente auszuleben. Wir sollten uns das Recht nehmen, unser Leben zum Erblühen zu bringen.

Der Philosoph Richard David Precht sagt, wir hätten heute so viel Wahlmöglichkeiten, dass wir gar nicht mehr fähig sind, zu entscheiden, wo die Reise hingeht.

Kreuz: Was Menschen oft fehlt, ist die Entschiedenheit in der Wahl. Wenn viele Türen offen stehen, bleiben viele ratlos stehen. Oder sie entscheiden sich für eine Tür, bleiben aber unzufrieden, weil ihr Sehnsuchtsmotor weiterläuft. Nicht die Wahlmöglichkeiten vergiften das Leben sondern die ständige Sorge, etwas zu versäumen.

Sie zitieren im Buch Albert Einstein, der kokett behauptet, er habe es ohne große Begabung aber mit Neugierde durchs Leben geschafft. Kommt man wirklich ohne besondere Begabung glücklich durchs Leben?

Förster: Es kommt darauf an, die eigene Leidenschaft zu erkennen und sich ein Spielfeld zu suchen, wo das auch gewollt wird. Der Irrsinn ist, dass viele Menschen sagen: Die Momente, in denen ich mich total für etwas begeistern kann, gibt es nur in meiner Freizeit. Dahinter steht die Denkhaltung: Es gibt ein Freizeit- und ein Arbeits-Ich. Beides sollte man in seinem Leben zusammenführen. Unsere private Herzensgeschichte ist zum Beispiel das Reisen, wir haben schon 72 Länder bereist. Unsere Begeisterung, in fremde Kulturen einzutauchen, uns neuen Fragen zu stellen, überträgt sich auch auf unseren Beruf. In dem wir uns mit Menschen beschäftigen, die mit ihrer Arbeit neue Wege beschreiten.

Sie rufen im Buch dazu auf, sich –ob als Chef oder Mitarbeiter – ruhig mit Querulanten auseinanderzusetzen. Das muss man erst mal aushalten können.


Kreuz: Wenn wir uns nur mit Menschen umgeben, die so ticken wie wir, entwickeln wir uns nicht weiter. Wir wachsen, wenn wir uns mit Menschen umgeben, die uns auch mal pieksen. Das ist oft mühsam. Aber nur wer sich herausfordern lässt, wird neue Seiten an sich entdecken.

Was lähmt uns am meisten?


Förster: Die Angst, den Erwartungen der Anderen nicht zu entsprechen. Was wir uns klar machen sollten: Lieber den planierten Weg zu gehen als seinen eigenen zu suchen, ist ein freiwilliges Einverständnis, am Ende die Hälfte des Lebens ungelebt zurückzugeben.

Ist es heutzutage, in Zeiten zum Beispiel von Internet-Shitstorms, denn so leicht, eine eigene, unbequeme Meinung zu äußern?

Kreuz: Mir müssen uns heute eine eigene Meinung erlauben. Natürlich ist das nicht ohne Risiko. Aber nur wer gewillt ist, eine klare Position zu beziehen, hat die Chance, Außergewöhnliches zu realisieren. Wer davor zurückschreckt, kann sich immer noch den Wahlspruch „Rundgelutschte Gummibärchen haben kein Profil“ über den Schreibtisch hängen.

Wie kommt man denn heraus aus dem Muster, den Anderen gefallen zu wollen?


Kreuz: Wir sind nicht auf der Welt, um die Erwartungen Anderer zu erfüllen. Wir müssen uns klar machen, dass die Erwartungen anderer eben die Erwartungen anderer sind. Diesen Erwartungen anderer kann ich entsprechen, muss ich aber nicht. Anderen gefallen zu wollen, ist an sich auch kein Problem. Zu dem wird es erst, wenn ich mich den Erwartungen reflexartig unterwerfe und mich zum Spielball der Anderen mache.
Förster: Die wunderbare Architektin Zaha Hadid sagt: „Wenn ich auf die öffentliche Meinung gehört hätte, hätte ich meine Arbeit schon vor 20 Jahren hingeschmissen“. Dann hätte es ihre außergewöhnlichen Bauten nicht gegeben. Aber sie hat eben auch Widersacher. Das ist der Preis. Wer überall zustimmendes Kopfnicken erfährt, kann weder originell noch außergewöhnlich sein.

Zaha Hadid gilt ja durchaus auch als kapriziös und undiszipliniert. Gehört das bei herausragenden Querdenkern auch dazu?

Förster: Der französische Designer Philippe Starck ist ein Super-Gegenbeispiel. Er bezeichnet sich als „kreativen Mönch“. Er ist hochkreativ, hat eine disziplinierte Lebensweise und einen strengen Tagesablauf.
Kreuz: Daran glauben wir auch. Was uns dabei hilft, ist unsere Not-to-do-Liste. Dadurch ist uns erst bewusst geworden, wie viele alltägliche Kleinigkeiten uns den Kopf verstopfen. Nach jedem „Na, das hätten wir uns echt sparen können“ setzen wir dieses misslungene Stückchen Alltag auf die Liste: Reizmüll, Konsummüll, News-Müll, Nahrungsmüll. Der Effekt ist gewaltig. Das Energiesaugende, Fremdbestimmte wegzulassen, hält den Kopf frei für das Wesentliche.

Ein provokanter Appell in Ihrem Buch ist, dass man sich von Langweilern in seinem Umfeld verabschieden, fade Freunde aussortieren soll. Ist das nicht etwas arrogant?

Förster: Das muss jeder für sich entscheiden. Fakt ist, dass eine Beziehung Spuren hinterlässt wie eine Druckplatte auf Papier. Auch wenn wir es selbst nicht wahrnehmen, werden wir mit der Zeit so wie die Menschen, mit denen wir uns umgeben. Hängen wir mit Langweilern herum, werden wir langweilig. Suchen wir die Nähe von inspirierenden Leuten, färbt das auch auf uns ab.
Kreuz: Die Wissenschaft nennt das soziale Homophilie. Das bedeutet, Menschen orientieren sich an Menschen, die so ähnlich sind wie sie selbst. In letzter Konsequenz führt das zu Ignoranz und geistiger Verstopfung. Ein Freund von mir macht das Gegenteil: Wenn man ihn trifft, ist eine seiner ersten Fragen: „Wer ist der interessanteste Mensch, den du in den letzten Wochen getroffen hast? Wie kann ich den kennenlernen?“ Er praktiziert gezielt soziale Heterophilie. Genial!

Sind Sie sich als Autoren-Duo beim Querdenken eigentlich immer einig?

Förster: Nein, und das ist gut so. Wir sind uns nur einig über die große Richtung, die Leitplanken.
Kreuz: Innerhalb dieser Leitplanken streiten wir immer mal wieder. Diese Reibung ist erwünscht. Aber wir reiben uns nicht über die Werte unserer Arbeit und Beziehung. Die sind nicht verhandelbar.

Fünf Tipps von Anja Förster und Peter Kreuz

1. Sei außergewöhnlich!
Sei besser die erstklassige Version deiner selbst als die zweitklassige Kopie eines anderen. Mach’ das, was Deine eigenen Augen zum Funkeln bringt. Und akzeptiere, dass Du nicht nur Fans sondern auch Gegner haben wirst.
2. Sei leidenschaftlich!
Finde Dein eigenes Ding. Brenne für Deine eigene Sache, die viel mehr ist als nur ein Job. Engagiert, mit Freude, Freundlichkeit und Deinem klaren Commitment.
3. Sei unbequem!
Du hast nur ein Leben. Nutze es – und beziehe Deine eigene Position. Schau über den Tellerrand, setze Dich mit Menschen auseinander, die Dich in Deiner Meinung auch mal irritieren.
4. Sei anspruchsvoll!
Erstelle Deine eigene Not-to-do-Liste: Geh’ raus aus einem Kinofilm, der Dir nicht gefällt. Umgib Dich nicht mit Menschen, die Dich nicht bereichern. Sag nicht Ja, wenn du Nein meinst.
5. Sei wertvoll!
Lebe diszipliniert, um Deinen Geist frei zu halten. Messe Dich nicht nach Arbeitsstunden sondern nach dem Hier und Jetzt – diesen einen Moment, diese Aufgabe, dieses Gespräch.

Macht, was ihr liebt!

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