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Antony Beevor »D-Day«

Der Wendepunkt des Zweiten Weltkriegs

„D-Day. Die Schlacht um die Normandie“ von Antony Beevor

Es ist die vielleicht entscheidende Schlacht des Zweiten Weltkriegs: 170.000 Soldaten der alliierten Streitkräfte greifen vom Atlantik und aus der Luft die von den deutschen Truppen besetzte Normandie an. Der am 6. Juni 1944 eröffnete mörderische Kampf trägt in den Geschichtsbüchern den Namen „D-Day“. Das Ereignis wird mehrfach verfilmt, in einer Vielzahl von Büchern beschrieben, bewertet und mitunter auch verklärt. Der englische Historiker Antony Beevor legt nun mit seinem Buch auf über 600 Seiten die wohl präziseste Beschreibung des Geschehens vor. Die Grundlage dieser außergewöhnlichen Fleißarbeit liefern Archive, Tagebuchaufzeichnungen und Gespräche mit Augenzeugen. Es imponiert, wie diese Materialfülle erschlossen und zu einem hochspannenden Geschichtswerk verarbeitet wurde.

Grausamkeit und Hass
Beevor zeigt ein für die Nachkriegsgenerationen kaum vorstellbares Maß an Vernichtung und Grausamkeit, Patriotismus und Fanatismus, Mut und Feigheit – und an Kriegsverbrechen. Der Verfasser folgt der Chronologie der Schlacht, von der Entscheidung Englands, der USA und weiterer Verbündeter, eine zweite Front zu eröffnen und Frankreich zu befreien, bis hin zur Einnahme von Paris am 25. August 1944. Antony Beevor ist bei seiner gründlichen Recherche an die Quellen gegangen und hat die wichtigsten Akteure der damaligen Zeit im Blick: Großbritanniens Premier Churchill, Deutschlands Diktator Hitler und seine Generalfeldmarschälle, den Oberkommandierenden der alliierten Streitkräfte, Eisenhower, der später Präsident der USA wurde. Dabei wird deutlich, dass auf Seiten der Alliierten nicht nur Eintracht herrschte. Und auch nach Kriegsende gab es heftigen Streit um Verdienst und Schuld. Besonders scharf attackiert wurde der englische General Montgomery, der behauptete, alles sei nach seinem Masterplan gelaufen. Denn die Amerikaner sehen das anders. So nennt Eisenhower „Monty“ einen Egozentriker und Psychopathen.

Kriegsverbrechen auf allen Seiten
Der „D-Day“ ist nicht nur eine gewaltige Materialschlacht, sondern vor allem eine tödliche Auseinandersetzung Mann gegen Mann, bei der auch die Zivilbevölkerung nicht verschont bleibt. Permanente Missachtung der Genfer Konvention wurde bisher, zu Recht, den Deutschen nachgewiesen. Kriegsverbrechen verüben in der Normandie aber auch Angehörige der alliierten Truppen. Beevor belegt dies an mehreren Beispielen. So wird von einem Soldaten Smith von der 79. US-Infanteriedivision berichtet, der in einem Fort mehrere Verwundete entdeckt. „Lauthals verkündete er, nur ein toter Deutscher sei ein guter Deutscher. Er machte mehrere Verwundete zu guten Deutschen, bevor man ihm in den Arm fiel.“ Der Bergungsdienst der Amerikaner wiederum meldet, dass er bei Gefallenen von Deutschen versteckte Handgranaten entdeckt, die beim Abnehmen der Erkennungsmarke explodieren.

Ernüchternde Bilanz
Unbestritten hat die Schlacht in der Normandie entscheidend dazu beigetragen, den Aggressor aus Frankreich zu vertreiben. Der Krieg wird nun, unterstützt von den anglo-amerikanischen Bombardements, in deutsches Gebiet getragen. Alle Beteiligten haben ungeheure Opferzahlen zu beklagen. Auch die französische Zivilbevölkerung trifft es schwer. Es ist, wie Beevor schreibt, „ein ernüchternder Gedanke, dass während des Krieges 70.000 französische Zivilisten von alliierter Hand sterben mussten“. In diesen drei Sommermonaten verliert die Wehrmacht fast 240.000 Mann durch Tod oder Verletzungen. Weitere 200.000 gehen in alliierte Gefangenschaft. Die Verluste der 21. Armeegruppe, die aus Briten, Kanadiern und Polen besteht, betragen 83.045 und die der Amerikaner 125.847 Mann. Hinzukommen die 16.714 Toten und Vermissten unter den alliierten Luftstreitkräften. Dennoch: Die teuer erkaufte Befreiung Frankreichs hat maßgeblich die Weichen für die Nachkriegsarchitektur Europas gestellt. Es ist dem Historiker Beevor zu danken, dass er dieses dramatische Kapitel des Zweiten Weltkriegs auf ungeheuer dichte und spannende Art nicht nur begreifbar, sondern geradezu erlebbar gemacht hat.

Hans Jürgensen
Literaturtest
Berlin, Mai 2010

D-Day

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