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Philip Reinartz über seinen Krimi: Die letzte Farbe des Todes

Der erste Fall des Elite-Polizisten Jerusalem Schmitt ist schon mehr als außergewöhnlich: Aus dem Berliner Westhafen wird die Leiche eines Hotelchefs geborgen. Der Tote ist merkwürdig kostümiert, sein Nacken wurde mit einem lilafarbenen Punkt markiert. Schon bald wird die nächste Leiche gefunden, wieder mit einem farbigen Punkt im Nacken. Und schon lange Vergangenes wird plötzlich aktuell. Was Autor Philipp Reinartz zu seinem ersten Krimiroman inspiriert hat, warum er gerade in Berlin spielt und wie weit ihn die Handlung in den Schlaf verfolgt, erzählt er im Interview:
Ihr erster Roman „Katerstimmung“ war eine Komödie. Warum der Wechsel zu Mord und Todschlag?
Ich liebe Abwechslung und stürze mich gerne immer wieder in neue Projekte. Vor allem glaube ich, dass gute Bücher aus guten Ideen entstehen. Ich habe mich nicht hingesetzt und gesagt: Ich will jetzt einen Krimi schreiben. Ich bin 2011 auf eine Plotidee gekommen – noch vor Katerstimmung – und wusste, dass ich das irgendwann aufschreiben möchte.

„Die letzte Farbe des Todes“ ist eine komplexe Geschichte. Was hat Sie dazu inspiriert?
Es ist zwar eine komplexe Geschichte, aber mit einer schnörkellosen Auflösung. Ich mag es nicht, wenn Komplexität dadurch erreicht wird, dass man es kompliziert macht. Denn oft geschieht das auf Kosten der Glaubwürdigkeit. Ich mag Geschichten, bei denen der Leser wirklich mitdenken darf, daher finde ich Bücher wie Herrndorfs Sand inspirierend, teilweise alte Agatha-Christie-Geschichten, aber auch Filme wie Memento, Die üblichen Verdächtigen.

Ihr Krimi spielt in Berlin. Weshalb ist unsere Hauptstadt der perfekte Schauplatz dafür?
Berlin eignet sich sehr gut, weil es hier viele tolle Orte gibt, an denen man Szenen spielen lassen kann. Es ist aber kein Berlin-Krimi, für mich steht die Geschichte im Vordergrund.

Ihr Ermittler Jerusalem „Jay“ Schmitt ist ein Elite-Polizist. Wie haben Sie sich mit der Arbeit von solchen Eliteeinheiten vertraut gemacht?
Ich habe zwei hervorragende ehemalige Führungskräfte der Berliner Mordkommission, die ich jederzeit mit Fragen behelligen darf. Ansonsten kenne ich die Arbeit von „Elite-Einheiten“ auf ganz anderem beruflichen Gebiet. Deren Methoden und Denkweisen habe ich auf den Polizeialltag projiziert. Eine solche Einheit für besondere Fälle, wie Jay sie leitet, gibt es in Wirklichkeit ja gar nicht, ein bisschen Vorstellungskraft war da vonnöten.

Sie sind nicht nur Schriftsteller, sondern auch Mitgründer einer Berliner Ideenschmiede. Wie bringen Sie ein Startup und das Schreiben unter einen Hut?
Es ist natürlich nicht ganz einfach, zwischen den verschiedenen Projekten hin und her zu springen. Aber insgesamt ist das eine große Bereicherung, weil man mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt kommt. Man kann sich glaube ich besser vorstellen, wie eine Managerin, wie ein Anwalt, wie eine Sekretärin denkt, wenn man tagtäglich mit solchen Menschen zu tun hat. Insofern kommt der abwechslungsreiche Arbeitsalltag dem Schreiben zugute.

Wenn Sie über eine düstere Szene grübeln, sie gedanklich ausschmücken und schließlich zu Papier bringen – packt Sie dann manchmal selbst die Angst?
Ich beschreibe selten wirklich düstere Szenen. Blutige Details, brutale Tötungsbeschreibungen – das gibt es bei mir weniger. Es kommen zwar bei „Die letzte Farbe des Todes“ mehrere Morde vor, aber ich beschreibe die Szenen immer nur bis zu dem Moment, in dem der Mord stattfindet. Mich interessieren die Menschen in den letzten Sekunden ihres Lebens.

Wie schafft man es als Krimiautor, die düsteren Phantasien im Arbeitszimmer zu lassen und abends fröhlich auf eine Party zu gehen?
Das ist glaube ich nicht so schwer, wie man denken mag. Ein Stück weit ist das Buchschreiben für mich wie das Schauen einer Serie. Ich bin immer gespannt, was als nächstes passiert – auch wenn ich das natürlich oft schon weiß und in jedem Fall beeinflussen kann. Aber gefühlt machen die Figuren eben doch, was sie wollen. Und wer drei Folgen Breaking Bad gesehen hat, kann danach ja auch ganz normal feiern gehen, ohne sich von Drogenbossen verfolgt zu fühlen.

Die Fragen stellte Marion Lenke