Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Jun'ichiro Tanizaki

Lob des Schattens

Entwurf einer japanischen Ästhetik
Übersetzt von Eduard Klopfenstein

Mit Illustrationen von Suishu Klopfenstein-Arii
(4)
Hardcover
18,00 [D] inkl. MwSt.
18,50 [A] | CHF 25,50 * (* empf. VK-Preis)
Benachrichtigungen aktiviert

In der Buchhandlung oder hier bestellen

«Wie ein phosphoreszierender Stein, der im Dunkel glänzt, aber bei Tageshelle jeglichen Reiz als Juwel verliert, so gibt es ohne Schattenwirkung keine Schönheit.»

Am Beispiel des Umgangs mit Licht und Schatten gelingt Tanizaki Jun’ichiro der faszinierende Entwurf einer japanischen Ästhetik. Kunstfertig und mit Leichtigkeit ergründet sein Essay die Wurzeln fernöstlicher Schönheit.

Ob Gärten, Häuser oder Gegenstände des alltäglichen Gebrauchs – im Umgang mit Licht und Schatten liegt der Schlüssel zum Verständnis japanischer Ästhetik. Gerade das Halbdunkel und die irritierende Düsternis bringen den Glanz bestimmter Materialien aufs Eindrücklichste zur Geltung. Die Eleganz lackierter Flächen, das Glitzern der Gold- und Silberfäden alter Gewebe entfalten sich ausschließlich im Schattenspiel zwischen den Objekten. Farbe und Struktur japanischen Papiers rückt erst der Dämmerschein ins rechte Licht. «Das, was man als schön bezeichnet, entsteht in der Regel aus der Praxis des täglichen Lebens heraus. So entdeckten unsere Vorfahren, die wohl oder übel in dunklen Räumen leben mussten, irgendwann die dem Schatten innewohnende Schönheit, und sie verstanden es, den Schatten einem ästhetischen Zweck dienstbar zu machen», erklärt Tanizaki Jun’ichiro.

Einen besorgten Blick richtet er Richtung Westen. Denn was bedeuten der Siegeszug des elektrischen Lichts und gleißender Helligkeit für die jahrtausendealten Schönheitsvorstellungen seiner Heimat? An der Wende zur Moderne geschrieben, wurde Tanizakis berühmter Essay zum «ästhetischen Testament Japans» (Neue Zürcher Zeitung).

In bibiophiler Ausstattung mit einem Schutzumschlag aus Naturpapier, gebunden in schwarzes, geprägtes Strukturpapier, mit einer Original-Kalligraphie.

«Überlebensstrategien im Kampf gegen das ewig Hässliche. Tanizakis Band könnte den vom Fortschrittsdenken erschöpften Europäer retten... Bei Tanizaki kommt das Menschenrecht des Auges zur Geltung.»

Süddeutsche Zeitung, 10.11.2007

Aus dem Japanischen von Eduard Klopfenstein
Mit Illustrationen von Suishu Klopfenstein-Arii
Hardcover mit Schutzumschlag, 96 Seiten, 12,5 x 20,0 cm
1 Kalligrafie
ISBN: 978-3-7175-4082-3
Erschienen am  27. September 2010
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Ähnliche Titel wie "Lob des Schattens"

Die Rolling-Stone-Jahre

Hunter S. Thompson

Die Rolling-Stone-Jahre

Thomas Mann und die Seinen

Marcel Reich-Ranicki

Thomas Mann und die Seinen

Die Herzlichkeit der Vernunft
(4)

Ferdinand von Schirach, Alexander Kluge

Die Herzlichkeit der Vernunft

Dao De Jing
(2)

Lao Zi, Michael Hammes

Dao De Jing

Ansichten eines Hausschweins
(1)

Harald Martenstein

Ansichten eines Hausschweins

Ahasver

Stefan Heym

Ahasver

Dichter in der Welt
(1)

Ulla Hahn

Dichter in der Welt

Das Haus Morell - Glanz und Sünde

Penny Vincenzi

Das Haus Morell - Glanz und Sünde

Gelenke des Lichts

Emanuel Maeß

Gelenke des Lichts

Vaterjahre

Michael Kleeberg

Vaterjahre

Mitternachtskinder

Salman Rushdie

Mitternachtskinder

Mama Mutig
(1)

Birgit Virnich, Rebecca Lolosoli

Mama Mutig

Die blaue Hand

Edgar Wallace

Die blaue Hand

Das Zeugenhaus

Christiane Kohl

Das Zeugenhaus

Babbitt
(3)

Sinclair Lewis

Babbitt

Der Stift und das Papier
(5)

Hanns-Josef Ortheil

Der Stift und das Papier

Mein abenteuerliches Leben als Hochstapler

Fürst Lahovary al. Georges Manolescu

Mein abenteuerliches Leben als Hochstapler

Effingers
(4)

Gabriele Tergit

Effingers

Ein Porträt des Künstlers als junger Mann

James Joyce

Ein Porträt des Künstlers als junger Mann

Der Mann im roten Rock

Julian Barnes

Der Mann im roten Rock

Rezensionen

Ganz große Kunst

Von: Lesesaite

26.01.2024

Tanizaki Jun‘ichiros Essay, 1933 geschrieben, entstand aus dem Konflikt und der Annäherung westlicher Zivilisation zur feingliedrigen japanischen Ästhetik. Ohne sich damit tiefer auseinanderzusetzen, wissen wir um die beiden großen Gegensätze. Tanizaki Jun‘ichiro wiederfährte immer wieder diese Gegensätze in seinen Werken: und das zur Sicherung und Bewahrung dieser japanischen Kultur - zu recht und notwendig. Inhaltlich zusammengefasst kann ich sagen, dass die reine sichtbare Ästhetik erst durch den zweiten Blick im Schatten im Glanz erstrahlt und wirksam wird, beziehungsweise die sichtbare Ästhetik durch das Vorhandensein des Schattens in seiner unterschiedlichen Kraft an Bedeutung gewinnt. Wir begleiten Tanizaki Jun‘ichiro u.a. bei einem Hausbau, im Tempel von Kyōto, bei Fantasien eines Schriftstellers, zum Papier, im Restaurant Waranji-ya, in einer Tokonoma (Wandnische) in einem japanischen Wohnraum, zu den Frauen und die Klagen der Älteren. Was ein nachhallender Inhalt -für mich-. Ein erneutes Jahreshighlight von mir und klare Empfehlung. Tanizaki Jun‘ichiro, 1886-1965, gehört zweifelsfrei zu den großen japanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Die Übersetzung ins Deutsche und der Schreibstil gefielen mir außerordentlich. Ein kleines Buch zum entfliehen und eröffnen neuer Sichtweisen.

Lesen Sie weiter

Lob des Schattens

Von: AZ

16.03.2020

Jun’ichirō Tanizakis Essay „Lob des Schattens“ ist ein wichtiges Dokument zum Verständnis japanischer Ästhetik und Kultur der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Hier denkt der japanische Schriftsteller und Essayist über den Einbruch der Moderne in die japanische Lebensweise nach. Im Jahre 1933 als Zeitschriftenartikel veröffentlicht, wird dieser Essay zu einem historischen Dokument, das uns wertvolle Informationen zur japanischen Architektur, Traditionen und Lebensräumen vermittelt. Eingeteilt in kleine, leicht lesbare Abschnitte, ist der Text nicht ohne Humor. Die ersten Abschnitte, zum Beispiel, handeln von der (negativen) Rolle des Lichtes, also Helligkeit, in Badezimmern, ein Ort, den bereits Meister Sōseki mit einem physiologischen Wohlgefühl (S. 12 & 15) in Verbindung brachte. Gestört werde dieses Gefühl des Behagens durch das unangebrachte Licht der modernen Badezimmern europäischen Stils. Wir erfahren, und dies ist das zentrale Anliegen des Essays, dass das (elektrische) Licht aufdringlich ist und in unkontrolliertem Einsatz die Harmonie und innere Ruhe des japanischen Lebensraumes stört. Tanizaki stellt Überlegungen zur Lichtqualität von japanischem und chinesischem Papier an, aber auch zu japanischer Lackarbeit. Über diese schreibt Tanizaki (S. 29): „Es ist in der tat berechtigt, «Dunkelheit», zu den notwendigen Bedingungen zu rechnen, wenn die Schönheit einer Lackarbeit beurteilt werden soll.“ Doch er bleibt nicht bei dieser Beobachtung und gelangt von einer Beschreibung der Schönheit der japanischen Lackarbeit zu einer Meditation über die japanische Kultur des Essens (S. 32): „Wenn ich die Suppenschale vor mir habe, wenn ich die Schale singen höre mit jenem ganz leisen, wie von einem fernen Insekt herstammenden Ton, der gleichsam ins Innerste des Ohrs einsickert, wenn ich meine Sinne auf den Vorgeschmack der Speise richte, die ich gleich kosten werde, dann fühle ich mich immer in einen Zustand der Selbst­ver­ges­sen­heit versetzt.“ Tanizaki schließt seinen Essay mit einem Programm für sein eigenes literarisches Schaffen (S. 80): „Ich jedenfalls möchte versuchen, unsere schon halb verlorene Welt der Schatten wenigstens im Bereich des literarischen Werkes wieder aufleben zu lassen.“ Dieser Essay ist aber auch das Testament einer tiefen Iden­ti­täts­kri­se, mit der sich jede Gesellschaft, nicht nur die japanische, zu Umbruchzeiten konfrontiert sehen muss. Die Kri­se wird ausgelöst durch den Fortschritt und die Industrialisierung, die aber nicht japanischen Ursprungs sind, und somit Eigenheiten der einheimischen Kultur nicht berücksichtigen können. Die Konfrontation mit einer fremden Kultur, die der Auslöser der Veränderungen ist, verschärft den Konflikt zwischen Tradition und Kultur auf der einen Seite und Fortschritt und Pragmatismus auf der anderen. Tanizakis Überlegungen zur Re­for­mie­rung der japanischen Schrift finden Parallelen in anderen Kulturen und Ländern, wie zum Beispiel in der Türkei und Ländern, wo die arabische Schrift im Einsatz ist. Der Text ist lesbar und zugänglich, Tanizakis Gedankengänge leicht nachvollziehbar. Man sollte diesen aufschlussreich Text nicht nur als eine Abhandlung über japanische Ästhetik lesen, sondern auch als ein Essay über Tradition, Pragmatismus und Einbruch der Moderne. Thematisch lassen sich sehr einfach Parallelen zu anderen Gesellschaften ziehen. Eine Zeittafel, Anmerkungen und eine biografische Notiz erleichtern den Zugang zum Essay. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Manesse Verlag und dem Bloggerportal der Verlagsgruppe Random House für das Leseexemplar.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.

Alle anzeigen

Vita

Jun'ichiro Tanizaki

Tanizaki Jun'ichiro (1886-1965) wurde in Tokio geboren. Beide Eltern stammten aus alten Kaufmannsfamilien. Der hochbegabte Jun'ichiro, der schon in der Schule durch stilistische Glanzleistungen Aufsehen erregt hatte, studierte in Tokio englische und japanische Literatur. Er verließ die Universität jedoch ohne Abschluss und entschied sich für die Schriftstellerlaufbahn. Beeinflusst von Oscar Wilde, Edgar Allan Poe, Charles Baudelaire und seinem Lehrer Nagai Kafu nahm er von Anfang an einen antinaturalistischen Standpunkt ein und wurde zum Bannerträger des Ästhetizismus. Sein Hauptthema ist die Suche nach Schönheit und nach einer oft übersteigerten, sich am Rande des Abartigen bewegenden Sinnlichkeit und Erotik.
1923 zog er in das Gebiet von Kyoto-Osaka und wandte sich vermehrt der traditionellen Kultur zu. Sein Hauptwerk, der umfangreiche Familien- und Gesellschaftsroman «Sasame yuki» («Feiner Schnee»), entstand 1943-1948. Tanizaki schreibt eine breit angelegte, kraftvolle, präzise Prosa.
Der lange Essay «In'ei raisan» («Lob des Schattens», 1933) ist ein Schlüsselwerk für Tanizakis Ästhetik, zeugt sowohl von seinem ausgeprägten Sensualismus wie für seine Hinwendung zur Tradition und reflektiert in einzigartiger Weise die Situation des Umbruchs, die Spannung zwischen Alt und Neu, zwischen Ost und West, in der sich Japan in den dreißiger Jahren befand und noch heute befindet.

Zum Autor

Links

Pressestimmen

»Außerordentlich schöne und kundig kommentierte Ausgabe.«

SWR 2 Forum Buch (08. May 2011)

«Tanizaki setzt einer elektrisch erhellten westlichen Welt mit weißen Wänden und strahlendem Besteck ein abgedunkeltes japanisches Schönheitsideal mit bewusster Patina alten Teegeschirrs entgegen.»

Architektur aktuell, 1.8.2007

«Der heute noch lesenswerte Essay gilt als ‹ästhetisches Testament Japans›.»

SonntagsBlick Magazin (CH) (17. July 2016)

»Ein Muss für alle, die sich für Form und Gestaltung - nicht nur die japanische - interessieren.«

sandammeer.at, 14.10.2010