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Gisbert Haefs "Die Rache des Kaisers"

Buchempfehlungen zu "Die Rache des Kaisers"

In Zeiten des Krieges

Buchempfehlung von Ulrike Künnecke

Es ist reiner Zufall, dass Jakko überlebt. Der 15-Jährige sammelt gerade im Wald Pilze und Beeren, als das Dorf, in dem er mit seinen Eltern und Geschwistern lebt, überfallen wird. Die brutalen Angreifer metzeln die Bewohner nieder und machen die Siedlung dem Erdboden gleich. Jakko bleibt nichts anderes übrig, als von seinem Versteck aus verzweifelt und hilflos zuzusehen. Schockiert und überwach verfolgt der Junge das Geschehen. Die Gesichter der vorbei reitenden Mörder werden für immer im seinem Gedächtnis haften.

Das Massaker
Vier Männer sind es, allesamt auffällige Gestalten, die für das grausame Massaker verantwortlich sind. Jakko erkennt unter ihnen die Pilger, die am vorausgegangenen Abend um Essen und Unterkunft im Dorf gebeten hatten. Nun sind alle Bewohner des Dorfes tot, der Junge ist der einzige Überlebende. Der Gedanke an Rache kommt über ihn wie eine Offenbarung. Der Wunsch, die Mörder seiner Familie zu töten und den Grund für den Überfall herauszufinden, wird für Jakko zum neuen Lebensziel.

Neue Freunde
Doch zunächst wird er unsanft aus seinem Versteck gezerrt. Ein fremdländisch aussehender Herr mit zwei Dienern hat ihn aufgespürt. Kassem, Jorgo und Avram, wie die drei Reiter heißen, nehmen den Jungen mit sich und bilden ihn in den kommenden Jahren in den verschiedensten Kampfkünsten aus. Kassem ist als Kundschafter für den Fürsten von Tunis unterwegs, und gemeinsam mit seinen Gefährten reist er durch die zu Beginn des 16. Jahrhunderts in zahllose Feudalherrschaften zerstückelten und von Bauernaufständen bedrohten deutschen Lande.

Der Wunsch nach Rache
Der Araber Kassem wird zu einem zweiten Vater für Jakko, der im Schutz seiner neuen Freunde zum Mann heranwächst. Die Jahre vergehen, aber Jakko verliert nie das Ziel aus den Augen, das ihn seit jenem entsetzlichen Verbrechen antreibt. Er lässt nichts unversucht, Näheres über jene vier Männer zu erfahren, die seine Familie ermordeten. Jakko lässt sogar von einem Zeichner nach seinen Erinnerungen Porträts der Gesuchten anfertigen, die er herumzeigen kann, um die Namen der Täter herauszufinden

Unruhige Zeiten
Auf dem Weg nach Süden geraten die Reisenden jedoch zunächst in die Hände von Bauerntruppen, die gegen die Herrschaft der Fürsten und Adeligen revoltieren. Die von erdrückenden Abgabenlasten geknechtete Landbevölkerung schließt sich zusammen und bekämpft die Landesherren. Jakko, der lesen und schreiben kann, verfasst Schriften mit den ihm durchaus billig erscheinenden Forderungen der Bauern. Der lang aufgestaute Hass der Unterdrückten bricht sich schließlich in unmenschlicher Grausamkeit Bahn.

Ein grausames Ende
„Trommelwirbel ertönte. Einer nach dem anderen wurden die Gefangenen in die Gasse gejagt. Die ersten wurden sofort niedergestochen, die nächsten kamen fünf oder sechs Schritte weit. Ein paar der jungen Pferdeburschen wurden mit Spießen durchbohrt, die man dann aufrecht hielt, bis das arme Fleisch oben nicht mehr wimmern konnte. Ein grausames Ende für grausame Unterdrücker [...]. Ich begriff, weshalb Jorgo, der es offenbar geahnt hatte, es nicht hatte sehen wollen, aber ich stand wie gelähmt, gefesselt, unfähig mich zu rühren oder auch nur den Kopf abzuwenden. Losreißen konnte ich mich erst, als einige begannen, den toten Grafen zu zerstückeln und mit seinem Fett ihre Messer, Spieße oder Schuhe zu schmieren. Meine Augen brannten und mein Herz hämmerte, als ich zu Jorgo und den anderen zurückging.“

Ruheloses Reisen
Jakkos Weg führt in den Wirren der 1520er-Jahre durch die damals bedeutendsten Stätten Europas, lässt ihn die Großen der Zeit treffen und bis nach Übersee reisen, immer auf den Spuren jener Verbrecher, die seine Kindheit so abrupt beendeten. In Venedig schließlich findet er seine große Liebe, doch der Wunsch nach Rache erweist sich noch immer als stärker als alles andere. Jakko wird nicht ruhen, bis die Gründe des Attentats auf seine Familie aufgeklärt und die Morde gerächt sind.

In Zeiten des Krieges
Es ist ein pralles Panorama düsterer Zeiten, das Autor Gisbert Haefs hier vor den Augen seiner Leser entstehen lässt. Adel und Klerus, Bauern und Söldner kämpfen mit- und gegeneinander, eine Schlacht folgt der nächsten, es gibt Plünderungen und Verrat, stumpfe Gier und barbarische Grausamkeit. Haefs historischer Roman lässt uns wie gebannt den abenteuerlichen Wegen des jungen Jakko folgen, lässt uns mit seinen Augen sehen, mit ihm hören und riechen – bis zum Schluss des Buches, als sich das Schicksal des Helden erfüllt ...

Ulrike Künnecke
Literaturtest
Berlin, September 2009