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Eithne Shortall »Liebe in Reihe 27« (Diana)

Eithne Shortall im Interview zu ihrem Roman »Liebe in Reihe 27«

Eithne Shortall
© Barry Cronin
Was hat Sie dazu inspiriert, einen Roman über das Verkuppeln im Flugzeug zu schreiben? Immerhin ist das Flugzeug nicht unbedingt ein besonders romantischer Ort. Außerdem sind die Leute normalerweise wenig erpicht auf Small Talk...

Die Inspiration kam aus meiner eigenen Leidenschaft fürs Verkuppeln. Das mache ich schon seit Jahren, und ohne überheblich klingen zu wollen, aber inzwischen bin ich echt gut darin! Ich habe bereits viele Freunde und Bekannte einander vorgestellt, und auch wenn es bei einigen letztlich nicht geklappt hat, war ich bei vielen erfolgreich. Letztes Jahr erst war ich bei der Hochzeit von zwei Menschen, die ich zusammengebracht hatte. Die Eltern des Brautpaars waren mächtig stolz – aber ich auch! Eines Tages im Flugzeug nach Paris dachte ich: »Was wäre, wenn neben mir die Liebe meines Lebens sitzt?« Und dann habe ich mich gefragt: »Was wäre, wenn jemand vom Bodenpersonal mit Absicht dafür gesorgt hat, dass ich neben diesem Menschen sitze?« So entstand die Idee für das Buch.

Es stimmt natürlich, dass Reisende oft tunlichst vermeiden, mit ihrem Sitznachbarn zu reden. Deshalb muss Cora bei der Auswahl ihrer Kandidaten auch so sorgfältig vorgehen und braucht Nancy, ihre befreundete Stewardess-Kollegin, um bei der Anbahnung eines Gesprächs zwischen den potenziellen Turteltäubchen ein wenig nachzuhelfen.

Was war der kurioseste Ort, an dem Sie je geschrieben haben?


Dieser Roman ist an allen möglichen Orten entstanden. Die erste Rohfassung schrieb ich, als ich drei Monate in London lebte. Ich ging jeden Tag zum Schreiben in die Bibliothek – daher auch die Inspiration für Roisin, Coras Mitbewohnerin, die in einer Bibliothek angestellt ist und ein Lied von nervigen Besuchern singen kann. Ich habe auch in verschiedenen Londoner Cafés am Text gearbeitet. Dort habe ich viele Gesprächsfetzen aufgeschnappt und sie für mein Buch »geklaut«. Die zweite Fassung entstand dann in Dublin – am Schreibtisch, im Bett, im Auto, auf der Couch, einfach überall.

Welche Szene hat Sie als Autorin vor die größten Schwierigkeiten gestellt?

Das Ende habe ich mehrfach umgeschrieben, bis alles passte. Damit habe ich mich wirklich schwergetan. Ich hatte unzählige Ideen, wie das Leben von Cora und das ihrer Vielflieger enden würde. Und es hat bestimmt sechs Anläufe gebraucht, bis die endgültige Fassung stand.

Liebe in Reihe 27 ist zwar vorwiegend eine romantische Komödie, aber Sie behandeln darin auch ernste Themen: das irische Referendum über die gleichgeschlechtliche Ehe, das Recht auf Abtreibung und die Alzheimer Krankheit. Wie kam es dazu?

Liebe in Reihe 27 hat einen optimistischen Grundton, ist aber trotzdem in der realen Welt angesiedelt, in der es nicht immer ein Happy End gibt. Am Flughafen treffen die unterschiedlichsten Lebensgeschichten aufeinander, und wenn man sich auf einem Flug von England nach Irland befindet, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass irgendwo eine Frau im Flugzeug sitzt, die soeben eine Abtreibung hinter sich hat. Als ich an dem Roman schrieb, wurde gerade die „Ehe für alle“ öffentlich diskutiert – so floss auch dieses Thema ins Buch mit ein. Alzheimer ist eine Krankheit, die viele Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld kennen. Doch selbst wenn nicht, wird sicher jedem irgendwann einmal schmerzhaft bewusst, dass die eigenen Eltern eines Tages sterben werden und man nicht mehr auf ihre Unterstützung zählen kann. Ich versuche bei diesen Themen keinesfalls, irgendeine definitive Aussage zu treffen. Ich will einfach nur eine möglichst reale Welt abbilden – aber mit einem hoffnungsvollen Ausblick.

Was war der schönste Moment nach der Veröffentlichung von Liebe in Reihe 27?

Da gibt es jede Menge. Als das Buch herauskam, haben mich unzählige Leute kontaktiert. Alle fragten mich, ob ich sie oder ihre Freunde verkuppeln könnte. Das war großartig … allerdings auch einseitig, denn mich schrieben ausschließlich heterosexuelle Frauen an – ohne die entsprechende Anzahl an heterosexuellen Männern war das ein eher kniffliges Unterfangen.

Sogar eine echte Pilotin hat mir geschrieben, wie toll sie den Roman fand. Und von ein paar Flugbegleiterinnen habe ich erfahren, dass sie tatsächlich manchmal versuchen, Passagiere zu verkuppeln. Total begeistert war ich von den verschiedenen Designs der Buchumschläge für die unterschiedlichen Länder, in denen der Roman veröffentlicht wird. Bislang ist das deutsche Cover mein Favorit – ganz ehrlich, das sage ich nicht nur so. Es ist faszinierend, wie andere die eigenen Ideen interpretieren, und ich fühle mich geradezu geehrt, wenn meine Worte in eine andere Sprache übersetzt werden.

Hatten Sie selbst jemals ein Blind Date?

Nein, hatte ich nie. Wie die meisten Kuppler lege ich in dieser Hinsicht eine gewisse Doppelmoral an den Tag. Während es uns Spaß macht, uns in das Liebesleben anderer einzumischen, sind wir nicht so begeistert, wenn andere das bei uns versuchen. Cora ist da genauso; sie verkuppelt alle möglichen Leute, aber wenn sie jemand auf ihr eigenes Liebesleben anspricht, macht sie dicht. Darin finde ich mich absolut wieder.

Da auch Musik in Ihrem Buch eine Rolle spielt: Was ist Ihrer Meinung nach der perfekte Song, wenn man Liebeskummer hat, die Welt umarmen möchte, von allem genervt oder total verliebt ist?

Es hat mir unheimlich Spaß gemacht, die Musik für den Roman auszusuchen. Die Episode, in der Cora und ihre Freundinnen sich betrinken und Platten hören, war eine meiner Lieblingsszenen beim Schreiben. An einer anderen Stelle im Buch, als Cora sich selbst bemitleidet, liegt sie im Bett und hört Joni Mitchell. Das beruht auf eigener Erfahrung. Egal mit welchen Problemen man sich gerade herumschlägt, Joni findet die treffenden Worte. Und wenn das nicht klappt, dann Laura Marling. Wenn ich traurig bin oder Liebeskummer habe, brauche ich Musik, zu der ich mitsingen und heulen kann – das ist die ideale Kombination.

Beyoncé ist perfekt, wenn man vor Leidenschaft sprüht und man sich so fühlt, als könnte nichts und niemand einen aufhalten. Und The Cure ist super zum Nachdenken. Alles in allem eine interessante Playlist …

Was war bislang Ihr schönstes Flugerlebnis?


Als ich mal nach einem zweiwöchigen Campingurlaub von Biarritz nach Dublin zurückflog, saß ich neben einer unfassbar schönen Frau. Ich war völlig gebannt von ihr. Sie saß in der Mitte, ich am Fenster und neben ihr am Gang ein junger Mann, der sie tatsächlich ansprach. Er lud sie sogar auf einen Drink ein. Es war wie bei einem Date, und ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen. Allerdings schien das Ganze letztlich im Sande zu verlaufen. Aber es war für mich wahnsinnig spannend, heimlich ihrer Unterhaltung zu lauschen. Wie sich herausstellte, war diese wunderschöne Frau eine ehemalige Schönheitskönigin!

Was ist die wichtigste Botschaft, die Leser aus Liebe in Reihe 27 mitnehmen sollen?


Während meiner Arbeit am Roman dachte ich: Ich möchte ein Buch schreiben, in das man sich hineinkuscheln kann wie in eine Decke. Tröstlich sollte es sein und einem ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln – ein Buch, das Herz und Kopf anspricht. Die Geschichte ist nie albern, aber trotzdem witzig. Im Grunde möchte ich, dass die Leser sich wohlfühlen. Das Leben ist nicht immer leicht und die Welt kann grausam sein. Wenn ich es schaffen sollte, dass dem Leser – und sei es auch nur für ein paar Stunden –, leicht ums Herz ist, dann macht mich das glücklich.

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