Cherie Dimaline: Die Traumdiebe

»Eine dystopische Welt, die erschreckend realistisch gezeichnet ist und damit sehr viel über unsere jetzige Welt sagt.«

Kirkus Reviews

In einer zerstörten Welt ist die Gabe zu träumen so selten wie gefährlich. Das muss der junge Frenchie schmerzvoll erfahren. Er und seine Freunde kämpfen in den undurchdringlichen Wäldern im Norden Kanadas ums Überleben. Und gegen ihre Verfolger, die ihre Träume verloren haben und sie nun den Ureinwohnern stehlen wollen. Sie schrecken vor nichts zurück. Doch Frenchie, die rebellische Rose, der weise Miigwan oder die kleine Riri, sie alle haben ihren Verfolgern mehr als nur die Träume voraus: Freundschaft, die Weisheit ihrer Urahnen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Als das Leben des Menschen, den Frenchie am meisten liebt, in Gefahr ist, trifft er eine Entscheidung, die alles verändert ...

Cherie Dimaline
© Robin Sutherland

Cherie Dimaline ist ein Mitglied der Georgian Bay Métis Gemeinschaft in Ontario. Sie hat bereits sieben Bücher veröffentlicht. Ihr Roman »Die Traumdiebe« wurde in Kanada zum Bestseller und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Cherie Dimaline lebt derzeit in Vancouver, wo sie an einer Fortsetzung der »Traumdiebe« arbeitet und an einer Filmadaption des Stoffes.

10 Fragen an Cherie Dimaline

Was bedeutet es für Sie, Teil der Métis-Gemeinschaft zu sein?

Es bedeutet mir alles. Meine Zugehörigkeit zur Gemeinschaft bestimmt, wer ich bin und woher meine Geschichten kommen. Wir haben unsere eigene Sprache, unsere eigenen Rituale, die eigene Art und Weise, wie wir auf die Jagd gehen, wie wir miteinander leben. All das zeigt mir nicht nur, was meine Persönlichkeit ausmacht, sondern auch, worin meine Verantwortung liegt. Ich hatte das große Glück, in diese Kultur hineinzuwachsen, und das gibt mir ein Zuhause, ganz egal, wo ich gerade lebe.

Haben Sie sich als Kind jemals vorgestellt, wie es wäre, in den Wäldern zu überleben, außerhalb der Zivilisation – so wie Frenchie es tun muss?

Als Kind habe ich immer im Wald hinter dem Haus meiner Großtante mit meinen Cousins und Cousinen gespielt und mir vorgestellt, das wäre unser eigenes kleines Königreich. Aber ehrlich gesagt habe ich nie daran gedacht, dass es keine Zivilisation geben könnte, kein Haus, in das man zurückrennen kann, wenn es dunkel wird. Voll Sorge denke ich, dass es für die Jugendlichen heute gar nicht mal ein so weit hergeholtes Gedankenspiel ist. Ein Leben außerhalb der Zivilisation führen zu müssen ist wahrscheinlicher geworden.

Glauben Sie, dass es einen Weg gibt, wieder in einer bestimmten Harmonie und im Gleichgewicht mit der Natur und ihren Ressourcen zu leben?

Der Weg, wie wir ein harmonisches und gutes Leben im Einklang mit der Natur führen können, war schon immer da und liegt direkt vor uns. Er wird in den indigenen Gemeinschaften aufgezeigt, und das Wissen darüber wird in den Geschichten und Weisheiten unserer Ältesten weitergegeben. Wenn die westliche Zivilisation ihren Raubbau beenden könnte und stattdessen mit uns ins Gespräch käme, würden die Menschen das lernen. Unsere Ältesten haben ein großes Herz, und unsere Geschichten sind zahlreich.

Was würde Ihnen am meisten fehlen, wenn es zum Zusammenbruch der Zivilisation käme?

Auf jeden Fall Büchereien und Buchhandlungen! Wie könnten wir ohne sie weiterleben? Und vielleicht auch noch Netflix … und meine Badewanne …

Können Sie sich an den schönsten und an den schlimmsten Traum erinnern, den Sie je hatten?

Die besten Träume, die ich habe, sind diejenigen, die sich in Geschichten und hoffentlich auch irgendwann in Bücher verwandeln. Einmal habe ich von einem Mädchen geträumt, um deren Kopf ein ganzes Sonnensystem kreiste, hinterher habe ich tatsächlich ein Buch über sie geschrieben. Die schlimmsten Albträume sind immer die, in denen ich irgendetwas verliere. Manchmal ist es etwas wirklich Großes, Wichtiges, sogar eine geliebte Person. Gerade letzte Woche verlor ich meine Tasche mit dem Laptop (auf dem all meine Geschichten gespeichert sind), ich habe sie im Traum auf einem Bahnsteig liegen lassen. Noch schlimmer wird es in den Träumen nur, wenn ich sehe, wie die Dinge durch meine Finger rutschen, ohne dass ich sie festhalten kann.

Frenchie muss sehr stark sein. Wie würden Sie seine wichtigsten Eigenschaften beschreiben?

Frenchies wichtigste Qualität, die es ihm erlaubt, zu überleben, ist seine Fähigkeit zu lieben. Manchmal bringt ihn das auch in Schwierigkeiten. Aber die Fähigkeit, zu lieben, bewirkt, dass er sehr rasch begreift, was wirklich wichtig ist und wofür es sich zu kämpfen lohnt. Und sie gibt ihm auch die Entschlossenheit, nützliches Wissen wie die Sprache seiner Vorfahren und die traditionellen Rituale zu bewahren.

Wie kam Ihnen die Idee zu »Die Traumdiebe«? Hatten Sie zuerst eine Figur im Kopf oder eine bestimmte Situation, etwa eine besondere Gefahr?

Eigentlich erhielt ich den Auftrag, eine Kurzgeschichte für eine Anthologie zu schreiben. Ich las dafür viele Endzeitgeschichten und merkte schnell, dass sich das Szenario vertraut anfühlte: Deine Welt wird plötzlich fremd und feindselig, Menschen, die du liebst, schweben in Gefahr, eine neue Zivilisation (manchmal sogar mit Aliens oder Zombies) unterdrückt und jagt dich, du musst überleben und gleichzeitig die Werte retten, die wichtig für dich sind. Mir wurde klar, dass ich als eine Angehörige der indigenen Bevölkerung bestens geeignet bin, eine Endzeitgeschichte zu schreiben, da wir alle die Apokalypse bereits überlebt haben.Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen als das, was man unseren Leuten angetan hat – das kanadische System der Residential Schools, durch das uns unsere Kinder weggenommen wurden: Sie durften ihre Sprache nicht mehr sprechen und ihren Glauben und ihre Traditionen nicht mehr leben, zudem wurden Unzählige von ihnen Missbrauchsopfer. Viele dieser Kinder kehrten nie wieder in ihr Zuhause zurück.Aus diesen Überlegungen entstand »Die Traumdiebe«.

Was ist Ihre Lieblingsfigur in »Die Traumdiebe«?

Ich habe tatsächlich eine Schwäche für Wab. Sie ist eine wirklich brillante Anführerin.

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort zu leben, wann und wo würden Sie gern sein? Und wer wären Sie gern?

So langweilig es ist: Ich wäre gern eine Autorin in einer der prägenden Epochen der Literaturgeschichte, z. B. zur Zeit der Beat Generation oder als Henry Miller und William S. Burroughs auftauchten. Aber dann hätte ich wohl weiß sein müssen. Und ein Mann. Als Frau hätte ich vermutlich die Manuskripte von anderen abtippen dürfen oder mir ein männliches Pseudonym zulegen müssen. Es sei denn, ich wäre Anaïs Nin! Aber ich bin mir nicht sicher, dass ich ihr ganzes Leben aushalten würde, vielleicht eher nur ein Jahr.

An welchem Ort schreiben Sie am liebsten?

Ehrlich gesagt schreibe ich, wo ich gehe und stehe. Und am liebsten in meinem Arbeitszimmer, besonders an einem Regentag. So ein Tag, an dem die Tropfen wie ein Orchester gegen das Fenster prasseln, und neben mir steht eine Tasse Tee.

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