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Den narzisstischen Mann verstehen

Das Verhältnis zu Frauen

Nachdem wir seinen beruflichen Werdegang thematisiert haben, will der junge W. in der nächsten Woche ein ganz neues Kapitel aufschlagen: sein Verhältnis zu Frauen. »Da bin ich extrem.« Das habe schon mit drei Jahren im Kindergarten angefangen, wo er immer den Mädchen hinterherlief. Zwischen fünfzehn und 18 Jahren hatte er dann seine erste wirkliche Freundin Nadja.

»Die war extrem fesch, und ich habe viel mit ihr angegeben. Aber sie hat mich gequält. Das war eine Hassliebe. Danach war ich beziehungsunfähig und bin es immer noch. Ich habe viele Frauen, viele One-Night-Stands, oft zwei Frauen parallel …

Das Typische ist: Ich finde eine Frau attraktiv und interessant. Will mich in sie verlieben. Ich nehme sie mir. Dann sind wir zusammen. Aber nach ein, zwei Wochen verliere ich das Interesse. Weil sie mir das Gefühl nicht geben kann, das ich brauche. An dem Punkt empfinde ich dann einfach nichts, es geht nicht mehr; dagegen kann ich mich nicht wehren. Ich muss dann Schluss machen, so schnell wie möglich. Ich bin jetzt gerade mit einer 19-Jährigen zusammen. Mit ihr bin ich nicht immer glücklich. Wenn ich ihre Nähe spüre, dann greift mein Unterbewusstsein, und meine Mauer kommt. Das spüre ich richtig. Die Beziehung neigt sich dem Ende zu, obwohl sie so in mich verliebt ist.

Ich bin jetzt seit zehn Monaten in diesem Studentenhaus in Salzburg. Leider hab ich dort schon 15 bis 20 Frauen durch … Eine davon war Jungfrau, die hatte ich dann zwei Monate. Das war echt geheimnisvoll – bis sie nicht mehr Jungfrau war. Jetzt hab ich nicht grad den besten Ruf. Es wird viel über mich geredet und geschrieben unter den Mädels. Auch meine jetzige Freundin ist schon angequatscht worden: ob sie die Nächste sein will, mit der ich Schluss mache. Aber sie hält zu mir. Das Problem: Sie passt mir nicht mehr. Aber ich kann jetzt nicht Schluss machen, denn dann ist abzusehen, was kommt: Die Stimmen im Haus werden lauter, und denen will ich keine Genugtuung geben. Das ist ein Dilemma. Mein Ruf ist, dass ich ein Arschloch bin und es extra mache und es mir egal ist was die Frau denkt und fühlt. Das stimmt nicht. Ich gehe immer mit guter Absicht hinein.

Früher hab ich eine Frau erobert und war dann stolz drauf Jetzt ist in mir der Wunsch, dass es klappt, dass ich wieder das Gefühl habe, das ich bei meiner ersten Freundin Nadja hatte. Unterbewusst vergleiche ich alle mit ihr. Am Anfang bin ich nicht richtig verliebt, aber ich will verliebt sein. Ich will ein Sicherheitsgefühl, Gefühl der Geborgenheit … dasselbe Gefühl wie bei Nadja. Dasselbe Gefühl, wie wenn man Hasch raucht. Das Gefühl hatte ich von meiner Mutter erhofft. Ich suche in einer Frau ein Gefühl, das sie auslöst.«
Eine neue Dimension tut sich hier auf. Der junge W. missbraucht eine Frau nach der anderen, offensichtlich ist er hier ein exzellenter Jäger. Aber eine langfristige Beziehung schafft er nicht. Interessant ist es, dass bei ihm gerade die Frauen besonders anonym sind. Seine derzeitige 19-jährige Freundin nennt er nicht mal beim Namen, so wenig scheint sie ihm zu bedeuten. Auffallend ist seine Sehnsucht nach einem bestimmten Gefühl. Es geht ihm nicht um den Menschen, um das Du, sondern um das von der Frau induzierte Gefühl. Einerseits versteht und durchschaut er die Dynamik der zwanzig verlassenen Mädchen, andererseits ist er nicht willens, sich mit dem durch ihn provozierten Leid auseinanderzusetzen. Erst hier können wir das volle Ausmaß seiner Egozentrik ausloten: Sowohl die unpersönlichen, verschwommenen Frauengesichter in seiner Darstellung als auch seine Sehnsucht nach einem Gefühl, das das weibliche Wesen in ihm zu induzieren hätte, zeigen, wie sehr der junge W. um sich selbst kreist.

Männlicher Narzissmus

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