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Bassermann Verlag

Über 130 Jahre Wilhelm Busch bei Bassermann

Von Herta Winkler

Ende 1908, als Otto Friedrich Bassermann, kurz vor seinem 70. Geburtstag, die Chronik des Verlages schrieb, lag die Gründung bereits über 60 Jahre zurück. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch er nicht viel über die Anfangsjahre berichten konnte. Seine einzige Quelle für die ersten 22 Jahre vor der Übernahme der Verlagsgeschäfte durch ihn selbst, waren ein Haupt- und ein Inventarbuch.

Daraus ging hervor, dass die verlegerische Arbeit der beiden Verlagsgründer Friedrich Daniel Bassermann und Karl Friedrich Wilhelm Mathy anfangs nicht gerade von wirtschaftlichem Erfolg gekrönt war. Der Verlag erhielt etliche umfangreiche Manuskripte gelehrter Männer, die zu fast unverkäuflichen Wälzern anwuchsen und die Lager blockierten – "honoriert waren sie aber" … Glücklicherweise erschienen aber auch einige besser verkäufliche Werke, aber dennoch: Der Verlag arbeitete mit Verlust bis zum Zeitpunkt als Otto Friedrich Bassermann ihn übernahm.

Nach dem Freitod des Verlegers Friedrich Daniel Bassermann im Jahr 1855 ging die Leitung des Verlages zunächst auf den Geschäftsführer Ludwig Aster über. Otto Friedrich, damals sechzehn Jahre alt, war über den Tod seines Vaters zutiefst erschüttert. Der junge Mann musste zunächst eine Lehrzeit im "Droguenhandel" absolvieren, anschließend, ab 1857, im Buch- und Kunsthandel in München.

In der bayerischen Landeshauptstadt machte Otto Friedrich Bassermann bald die Bekanntschaft von Mitgliedern des Künstlervereins "Jung München", zu denen auch Wilhelm Busch zählte. Die Freundschaft mit dem sieben Jahre älteren Künstler wurde prägend für das Leben des jungen Mannes, der immer noch unter dem Tod seines Vaters litt: "Diese Bekanntschaft, aus der bald innige Freundschaft wurde, war das folgenreichste Ereignis meines ganzen Lebens, folgenreich und glückbringend in jeglicher Beziehung."

1865 übernahm Otto Friedrich den Verlag seines Vaters; allerdings hatten ihm seine misstrauischen Onkel anfangs noch "den recht alten seitherigen Geschäftsführer L. Aster als Teilhaber aufgebürdet". Der junge Verleger musste anfangs schwer um seine wirtschaftliche Existenz kämpfen. Der Hauptautor des Verlags, Rettenbacher, war gestorben, mit einem anderen hatte sich Aster entzweit. Kein Wunder, dass der durchschnittliche Gewinn in den ersten acht Jahren bei 3500 Mark pro Jahr lag, wobei der Verleger im selben Zeitraum 22.000 Mark an Einzahlungen leistete.

Um in besseren Kontakt mit der wissenschaftlichen Welt, und damit zu mehr und besser verkäuflichen Manuskripten zu kommen, verlegte Bassermann den Verlag nach Heidelberg. Die dortigen Professoren gaben ihm jedoch nur diejenigen Manuskripte, die zuvor von anderen Verlegern abgelehnt worden waren. Auch sonst war der Umgang mit den gelehrten Herren nicht einfach; über einen von ihnen berichtete Bassermann: "Es wird nicht viele Gelehrte geben, die, so wie er, so misstrauisch sind, dass sie sich in der Druckerei an der Maschine vergewissern, ob nicht mehr als die vereinbarte Auflage gedruckt wird, und höchsteigenknieig in allen Bureaus herumkriechen, weil sie glauben, der Verleger habe ihr Manuscript vertrödelt, das sie einfach zu Hause hatten liegen lassen."

In dieser Situation kam ihm seine künstlerische Neigung zu Hilfe, die ihn befähigte, den Verlag in dieser Richtung auszubauen. Er gab eine illustrierte Prachtausgabe des Sommernachtstraums heraus, einen Band mit Landschaftsfotografien und andere Fotobände. Mit wechselndem Erfolg. Bis im Jahr 1871 der Tag kam, den er als wichtigsten, weil glücklichsten für den Verlag bezeichnet hat.

Wilhelm Busch hatte zu einem Treffen im "Holländer Hof" eingeladen. Als Bassermann dort eintraf, schickte Busch ihn in sein Zimmer mit den Worten: "Dort findest du zwei Sachen von mir, die du in deinem Verlag haben kannst, wenn du willst." Die zwei "Sachen" waren "Die fromme Helene" und die "Bilder zur Jobsiade" - beides Grundsteine für eine erfolgreiche Geschäftsverbindung, die bis zum Tod Wilhelm Buschs Bestand hatte.

Von 1872 bis 1904 erscheinen alle Werke Wilhelm Buschs in der Bassermann'schen Verlagsbuchhandlung. Lediglich das nachgelassene "Hernach" fand nach einem Streit mit den Erben eine neue verlegerische Heimat. Das Bassermann-Archiv befindet sich seit 1956 im Wilhelm-Busch-Museum Hannover.

Auch nach über 130 Jahren der wechselhaften Geschichte des Verlages wird das Lebenswerk Otto Friedrich Bassermanns fortgeführt - wenn auch unter gewandelten Bedingungen. Er würde sich bestimmt über die Wilhelm-Busch-Ausgaben gefreut haben, die der Verlag nach wie vor im Programm führt, auch wenn er selbst gar nicht so sehr an den zukünftigen Erfolg von Buschs humoristischen Werken geglaubt hat. Nachdem er nämlich den künstlerischen Nachlass seines Freundes gesichtet hatte, schrieb er:

"Herrliche Schöpfungen in fast unglaublicher Fülle und Mannigfaltigkeit kamen da erstmals und ganz überraschend zur Anschauung, und es werden wohl nur noch wenige sein, die das Hauptgewicht auf B.'s humoristische illustrierte Schriften legen."

Doch auch wenn Bassermann hier irrte, hat er doch Recht mit seinem Resümee über Wilhelm Busch: "Er war als Künstler, Humorist und Philosoph der Allergrößten einer."