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Leseprobe

VORWORT
Einer der Aspekte, die vor vielen Jahren mein Interesse an der Psychiatrie weckten, war, dass diese Fachdisziplin menschlichen Leiden, die sich in besonderem Maß auf die Persönlichkeit auswirken, auf den Grund zu gehen versucht: klinisch relevante Störungen, die unser Selbst, unser emotionales Gleichgewicht, unsere Bewusstseinszustände, unser Erinnerungsvermögen und unsere Vorstellungen von der Welt und ihre Beziehung zu uns prägen. Als junger Mediziner schien mir der facettenreiche Inhalt psychischer Gesundheitsprobleme wesentlich interessanter zu sein als physische Gesundheitsprobleme wie geschwollene Knöchel oder Hautjucken. Aus der wissenschaftlichen Perspektive fand ich es außerdem höchst interessant, dass alle diese psychischen Symptome ihren Ursprung offenbar im Gehirn hatten, auch wenn der Zusammenhang zu der Zeit noch nicht bekannt war. Schon damals gelangte ich zu der Schlussfolgerung, dass wir uns bezüglich der Behandlung und Prävention psychischer Störungen in einer erheblich stärkeren Position befinden würden, wenn es uns gelänge, den Mechanismen des Gehirns, die sie hervorrufen, auf die Spur zu kommen. Außerdem würden wir vermutlich mit weniger Schamgefühlen oder Ängsten über psychische Gesundheitsprobleme sprechen, wenn es gesichertes Wissen über ihre Entstehung oder ihre Ursachen gäbe. Und so wurde das Anliegen, mehr über die Zusammenhänge zwischen Gehirn und psychischen Symptomen herauszufinden, zu einem vorrangigen, langfristigen Ziel meiner beruflichen Forschungstätigkeit, als ich ungefähr dreißig Jahre alt war. Damals, in den 1990er Jahren, richteten viele Psychiater ihre Aufmerksamkeit auf chemische Substanzen im Gehirn wie Dopamin und Serotonin als mögliche Ursache psychischer Störungen, beispielsweise bei Psychosen und Depressionen. Doch es lag auf der Hand, dass noch ein gewaltiger Aufklärungsbedarf bestand. Mir wurde bewusst, dass ich mit meiner Tätigkeit eine Brücke zwischen Forschung und klinischer Psychiatrie, sprich zwischen Theorie und Praxis schlagen musste. In den 1990er Jahren wurde ich als Doktorand mehrere Jahre lang vom Wellcome Trust unter dem Vorsitz von Professor Michael Brammer am Institute of Psychiatry in London unterstützt. Damals gelangten die ersten Funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) – Scanner an einigen handverlesenen Orten rund um die Welt in Umlauf, und ich wurde in die mathematische Analyse dieser »neumodischen« fMRT-Messdaten einbezogen; sie sollten dazu dienen, die Hirnfunktionen gesunder Menschen und Patienten mit psychischen Störungen zu kartografieren. Ich begann, als Autor und Co-Autor zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen über Neuroimaging – die bildhafte Darstellung der Anatomie und dynamischen Vorgänge des zentralen Nervensystems beim einzelnen Menschen –, über Neurowissenschaften und psychische Gesundheit zu verfassen. Das war für mich eine außerordentlich spannende Übergangsphase. Ich hatte das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um die erste Welle der fMRT-Forschung zu erwischen, die sich seither massiv im globalen Ökosystem der Wissenschaft ausgebreitet hat.

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Edward Bullmore
© Judith Weik

Über den Autor

Edward Bullmore

Professor Edward Bullmore, BA, MB, PhD, FRCP, FRCPPsych, FMedSci, Neuropsychiater und Neurowissenschaftler, absolvierte ein Medizinstudium an der University of Oxford und seine praktische Ausbildung im St. Bartholomew's Hospital in London. Nach seiner Dozententätigkeit als Mediziner an der University of Hong Kong folgte eine Ausbildung zum Psychiater in London. Seit 1999 ist er Professor für Psychiatrie an der University of Cambridge, wo er heute die psychiatrische Abteilung und das Wolfson Brain Imaging Centre in der Abteilung Clinical Neurosciences leitet. Im Rahmen seiner Tätigkeit für den NHS Foundation Trust ist er als Honorarberater für Psychiatrie und Leiter des Bereichs Forschung und Entwicklung für die Grafschaften Cambridgeshire und Peterborough tätig. Seit 2005 arbeitet er darüber hinaus Teilzeit für das britische Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline und leitet derzeit ein Konsortium, bestehend aus Akademikern und Fachleuten der Industrie, das mit der Entwicklung neuer entzündungshemmender Medikamente gegen Depressionen befasst ist. Er gilt weltweit als einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Neurowissenschaften und psychischen Gesundheit.