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Eliyah Havemann, Wie werde ich Jude? (Banner)

Special zu »Wie werde ich Jude?« von Eliyah Havemann

»Mit dem Judentum habe ich meine mir fehlenden Wurzeln gefunden«

Eliyah Havemann über seinen Übertritt zum Judentum und sein Buch
»Wie werde ich Jude?«

Was kann der Leser aus Ihrem Buch lernen?
Eliyah Havemann: Mehr als er erwarten würde. Das Buch ist wie ein kleiner Reiseführer: Das heißt, man muss nicht alles, was man im Buch findet, lernen, sich merken oder sofort verstehen, um den Rest des Buches weiter genießen zu können. Jeder pickt sich heraus, was ihm gefällt, und für manche wird es eine Motivation sein, tiefer in die Materie einzusteigen.

Was war Ihr erster Berührungspunkt mit dem Judentum?
Eliyah Havemann: Die Geschichten über meine Großväter. Der eine war ein Hamburger Jude und Kommunist und wurde von den Nazis in Auschwitz ermordet. Der andere hat in der Nazizeit Juden Ariernachweise gefälscht, wurde erwischt und zum Tode wegen Hochverrats verurteilt. Er wurde jedoch durch die Rote Armee befreit und überlebte. Mein erster Kontakt mit dem Judentum war also eigentlich ein Kontakt mit dem Holocaust. So geht es vielen Menschen in Deutschland, und ich war unglaublich überrascht, als ich zum ersten Mal lebendiges Judentum erlebt habe. Es war nicht mehr schwarz/weiß wie alte Filme, sondern buntes Leben.

Glauben Sie, dass die Religion ein Ersatz für eine fehlende Verwurzelung für Sie ist?
Eliyah Havemann: Ich glaube, dass ich mit dem Judentum meine mir fehlenden Wurzeln gefunden habe, und die Religion gehörte zu dem Paket einfach dazu.

Wie hat Ihr Umfeld, v.a. Freunde und Familie, darauf reagiert, dass Sie zum orthodoxen Judentum konvertiert sind?
Eliyah Havemann: Keiner war ausgesprochen glücklich darüber. Keiner meiner Freunde und Familienangehörigen hat etwas gegen Juden, aber Religion ist vielen von ihnen sehr fremd. Daher war nicht die Konvertierung zum Judentum für sie befremdlich, sondern die Wandlung von einem Atheisten zu einem religiösen Menschen. Inzwischen haben sie sich damit abgefunden. Sie sind, denke ich, heilfroh, dass ich einigermaßen »normal« geblieben bin, also nicht in schwarzer Robe mit Schläfenlöckchen in einer Ultraorthodoxen Siedlung tagtäglich in der Jeschiva sitze.

Wie gehen Sie mit der Rolle »Als Sohn von Wolf Biermann« um?
Eliyah Havemann: Das hat sich in meiner Kindheit und Jugend oft gewandelt und reichte von damit anzugeben bis zum Verleugnen. Als Erwachsener freue ich mich einfach, einen so interessanten Vater zu haben, der wunderschöne Gedichte und Lieder schreibt.

Wie wurden Sie von der jüdischen Gemeinde als deutscher Konvertit aufgenommen?
Eliyah Havemann: Ich war ja nicht der Einzige. Die Gemeinde beäugt Neuankömmlinge natürlich immer etwas misstrauisch. Aber als klar war, dass sie mich nicht mehr loswerden, haben sie mir den Job gegeben, Neuankömmlinge zu begrüßen. Das war ihre süße Rache.

Haben Sie Ihre Entscheidung je bereut bzw. daran gezweifelt?
Eliyah Havemann: Bereut nie, gezweifelt andauernd. Wenn man sich selbst nicht regelmäßig infrage stellt, dann kommt man nicht vorwärts im Leben.

Gibt es etwas, das Sie vermissen?
Eliyah Havemann: Nordseekrabbensalat.

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