Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Franz Alt: Flüchtling – ein Quereinstieg mit kurzen Einblicken in das Buch

»Wir wollen jetzt erst recht Flüchtlinge«

Auch das gibt es im Herbst 2015 in Deutschland: Das Städtchen Altena in Nordrhein-Westfalen mit 17.500 Einwohnern und dem CDU-Bürgermeister Andreas Hollstein erlebt einen Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim. Ein Feuerwehrmann und sein Komplize hatten das Feuer gelegt. Später gaben sie an: aus Wut auf die Flüchtlinge.

Nachbarn hatten den Schwelbrand rechtzeitig entdeckt. Die Reaktion des Bürgermeisters und der meisten Einwohner von Altena: »Jetzt nehmen wir erst recht Flüchtlinge auf. Und zwar 100 mehr als ursprünglich vorgesehen.« Einzige Bedingung: Es sollten Bürgerkriegsflüchtlinge und möglichst Familien sein. Das würde die Akzeptanz erhöhen und die Integration erleichtern. Stadtverwaltung und alle Fraktionen unterstützen den Plan des Bürgermeisters.

Andreas Hollstein sagt der Tageszeitung »Die Welt«, dass ihn das Gerede seiner Kollegen über die »Grenze der Belastbarkeit« nerve. Man könne in Deutschland noch mehr Flüchtlinge unterbringen. Das sei eine Frage der inneren Haltung. Er fügt hinzu: »Angela Merkel hat recht, wenn sie sagt, wir schaffen das. Wir müssen es nur wollen.« Der Bürgermeister sieht die Flüchtlinge als Chance, weil sie seine Gemeinde bereichern werden.

Er rechnet in den nächsten zwei Jahren mit weiteren Flüchtlingen. Familien und alleinstehende Männer will er getrennt unterbringen. Er hofft, mit Hilfe von »Neubürgern« den Bevölkerungsschwund seiner Stadt stoppen zu können, und sagt: »Ich bin dankbar für jedes Kind, das zu uns kommt.« In spätestens vier Jahren, so hofft er weiter, werden die Flüchtlinge für den regionalen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. »Sie sind lernwillig, integrationswillig, und sie wollen arbeiten.«

Aber wie sollen die Vorbehalte einer Minderheit gegen Flüchtlinge, die es auch in Altena gibt, überwunden werden? »Die bisherigen Bürger und die Flüchtlinge müssen miteinander ins Gespräch kommen.« Andreas Hollstein freut sich, dass die ersten Skeptiker in seiner Stadt bereits umdenken. Er weiß aber auch, dass es Unbelehrbare und Hass gibt. Als der Schwelbrand gemeldet wurde, hat jemand auf der Straße gerufen: »Lass die Scheiße doch abbrennen.«