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Alissa Hamilton: Die Milch macht`s

Interview mit Alissa Hamilton

Die große Milch-Lüge

Alissa Hamilton über ihr Buch "Die Milch macht`s"

In Ihrem Buch begeben Sie sich auf eine Forschungstour in die Geschichte des Milchkonsums. Für alle, die mit der Materie nicht vertraut sind: Was sind die wichtigsten Punkte, über die Sie informieren wollen?

Ich habe immer gedacht, dass Menschen, die den Zucker in der Milch nicht verdauen können, ein Leiden haben, etwa vergleichbar mit Asthma. Allein die Bezeichnung des Phänomens klingt nach einer Krankheit: "Laktoseintoleranz." Die Geschichte und die Tatsache, dass die Mehrheit der Erwachsenen Laktose nicht verdauen kann, weisen jedoch in eine andere Richtung. Vereinfacht ausgedrückt sind die Erwachsenen, die Laktose verdauen können, eine Laune der Natur. Genau genommen ist diese Minderheit der Erwachsenen "laktasepersistent". Alle anderen sind normal oder "laktaseimpersistent". Dies zu unterscheiden, ist insofern bedeutsam, als Regierungsbehörden und Vertreter der Gesundheitsberufe laufend von "Laktoseintoleranz" sprechen, als würde es sich um eine Krankheit handeln.

Ein wesentliches Anliegen Ihrer Arbeit ist, Konsumenten zu einer kritischen Haltung gegenüber den von ihnen gewählten Lebensmitteln zu erziehen. Welche Veränderungen im Marketing und in den Auszeichnungspflichten könnten zu einer solchen kritischeren Einstellung beitragen?

Heutzutage muss man schon einen Kurs belegt haben, um die Aufschriften auf Lebensmittelverpackungen zu verstehen. Das fängt mit dem Tagesbedarf an. Wer weiß schon, wenn er nicht gerade Ernährungsspezialist ist, dass die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA den Tagesbedarf an Magnesium bei 400 mg festgesetzt hat und was das in der Praxis bedeutet? Rechnet man dann noch die allgemeine Verwirrung hinzu, die dadurch entsteht, dass die Verwendung mancher Begriffe, wie etwa "organisch", gesetzlich geregelt ist, während andere wie "natürlich" frei verwendbar sind, wird eines offensichtlich: Es ist höchste Zeit, das ABC der Verpackungsaufschriften in die Lehrpläne von Schulen aufzunehmen.

Die Rezepte in Ihrem Buch sind kreativ und köstlich. Was ist das Besondere an ihnen?

Ich wollte Menüs entwickeln, die zeigen, wie einfach es ist, sich mit allen notwendigen Nährstoffen wie Kalzium aus anderen Quellen als der Milch zu versorgen. Konfrontiert man die Milchindustrie mit der Tatsache, dass Milch für starke Knochen und die Gesundheit insgesamt nicht notwendig ist, argumentiert sie immer wieder, dass Milch und Milchprodukte die am leichtesten verfügbaren Kalziumquellen seien. Es stimmt, Milch enthält tatsächlich viel Kalzium. Aber was nicht stimmt, ist, dass es schwierig wäre, uns all die für die Knochengesundheit notwendigen Nährstoffe zuzuführen, wenn wir auf Milch oder künstlich mit Kalzium angereicherte Lebensmittel verzichten. In meinen Rezepten stehen neben Kalzium auch Magnesium und Eiweiß im Vordergrund. Magnesium, das in der Milch nur in relativ geringen Mengen enthalten ist, ist nämlich für die Knochengesundheit genauso entscheidend wie Kalzium.

Wie kann man Mythen, die sich um Lebensmittel ranken, am effizientesten durchbrechen oder infrage stellen?

Mythen sind definitionsgemäß mehr als irreführend. Es sind Geschichten, die sich tief in die Psyche der Nation eingegraben haben. An die Logik und den Verstand zu appellieren, ist darum zwar notwendig, wird aber zu ihrer Entkräftung nicht ausreichen. Nur ähnlich spannende Geschichten können das Bild zurechtrücken. Die Milch macht's ist ein persönliches und aus dem Herzen heraus geschriebenes Buch, gleichzeitig aber auch objektiv und fundiert. Ich habe damit liebevoll einen Samen gepflanzt, in der Hoffnung, damit die Wahrheit zum Blühen zu bringen.

Interview: gekürzte Fassung, © University of California