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Interview mit Christy Lefteri über ihren Roman »Das Versprechen des Bienenhüters«

Christy Lefteris Roman »Das Versprechen des Bienenhüters«

Christy Lefteri
© Privat
Liebe Leserinnen und Leser,

die Sommer der Jahre 2016 und 2017 verbrachte ich als Freiwillige in einem Geflüchtetenzentrum in Athen. Ich lernte Geflüchtete aus der ganzen Welt kennen und hörte ihnen zu, wenn sie ihre Geschichten erzählten. Tagsüber arbeitete ich im Zentrum, kümmerte mich um die Kinder, kochte Tee – tausende Tassen Tee – und reinigte die Duschen, damit sich die Menschen endlich den Schmutz und den Krieg von ihren Körpern waschen konnten. Nachts besuchte ich die Camps und sprach mit den Leuten auf der Straße. Ich erfuhr, wo sie herkamen, wo sie hinwollten. Ich erfuhr auch von den Schmugglern, den Schwarzmärkten, von Menschenhandel und anderen Dingen, von denen ich später hoffte, sie wieder vergessen zu können. Aber ich konnte sie nicht vergessen, kein einziges Detail. Und so begann ich zu schreiben. Ich wollte die Geschichte eines Mannes und seiner Frau erzählen, die alles betrauern, was sie verloren haben und doch einen Weg finden, die Welt neu zu sehen und wieder zu lieben. Denn das ist es, wonach die Menschen sich wirklich sehnen. Wirklich mit offenen Augen zu sehen, ist das schwierigste Unterfangen von allen.

Zurück in England traf ich einen Mann, der früher einmal Imker in Damaskus gewesen war. Er hatte einen Weg gefunden, in England Bienenstöcke zu bauen und anderen Geflüchteten das Imkern beizubringen. Seine Geschichte und seine Stärke inspirierten mich. Ich verstand,
dass die Bienen ein Symbol waren für Verletzlichkeit, aber auch für Leben und Hoffnung. Mein Protagonist Nuri war einst ein stolzer Vater und Bienenhüter, der es verstand, den Rhythmus und die wunderschönen Tänze der Bienen zu lesen, der wusste, wie man mit Bienen spricht als wären sie ein einziger atmender, lebendiger Körper mit einem
Herzen. Jetzt muss Nuri es schaffen, die Verbindung zu seiner Frau Afra zu finden, sie aus den dunklen Gängen ihrer Gedanken zurückzuholen. Afra hat ihren Sohn sterben sehen, sie ist von der Explosion, der er zum Opfer fällt, erblindet. Doch sie kann sich nicht lösen, kann Aleppo nicht verlassen, denn obwohl alles zerstört wurde, ist es der Ort, an dem sie
zuletzt glücklich war.

Nuri und Afra kennen die Wahrheiten des Anderen aber nicht ihre eigenen. Erst wenn sich beide erlauben, sich selbst zu betrachten, sich selbst zu betrauern und wieder Nähe und Liebe füreinander zu spüren, können sie einen Schritt nach vorne machen. Denn das ist die wirkliche Reise, die Afra und Nuri antreten müssen:
Die Reise des Herzens und der Gedanken.

Ihre
Christy Lefteri

Fragen für Ihren Lesekreis:

(1) Was sind für Sie die zentralen Themen des Romans?

(2) Welche Auswirkungen hat der Krieg auf das Leben der Protagonisten?

(3) Zu Beginn des Romans möchte Afra in Syrien bleiben. Verstehen Sie sie? Was könnte dieser Wunsch über ihren psychischen Zustand verraten?

(4) Welcher der beiden Protagonisten scheint zu Beginn des Romans stärker – Afra oder Nuri? Ändert sich dies im Laufe der Geschichte?

(5) Gibt es Ähnlichkeiten und Unterschiede darin, wie Nuri und Afra mit den Hindernissen, die sie überwinden müssen, umgehen?

(6) Warum, glauben Sie, hat die Autorin die Figur des Mohammed in den Roman geschrieben? Was könnte die Beziehung zwischen Nuri und Mohammed über Nuris psychischen Zustand verraten?

(7) Was symbolisieren für Sie die Bienen und das Imkern im Roman?

(8) Am Ende des Romans sagt Nuri »Mustafa war schon immer derjenige gewesen, der mir einen Grund zum Hoffen gegeben hat.« Zu welchem Grad beeinflusst Mustafa die Entscheidungen, die Nuri während seiner Reise mit Afra trifft? Inwiefern gibt die Freundschaft der beiden Männer dem Leser Grund zur Hoffnung?

(9) Nuri möchte nach Großbritannien, weil Mustafa bereits dort ist. Warum, glauben Sie, kontaktiert Nuri Mustafa nicht gleich nach seiner Ankunft dort?

(10) Nuri ist mit für den Mord an Nadim verantwortlich. Verurteilen Sie sein oder finden Sie es gerechtfertigt?

(11) Halten Sie Nuri für einen schwachen oder für einen starken Mann?

(12) Welche Figur verändert sich für Sie im Laufe des Romans am meisten?

(13) Warum, glauben Sie, hat Nuri so große Schwierigkeiten damit, eine emotionale oder körperliche Verbindung zu Afra herzustellen?

(14) Was könnte Afras Blindheit über ihre psychische Verfassung verraten?

(15) Wir lernen Sami nie direkt kennen. Was erfahren wir dennoch über ihn?

(16) Inwiefern verändert sich die Beziehung zwischen Nuri und Afra im Laufe des Romans?

(17) Am Ende des Romans sagt Afra zu Nuri »Du denkst, ich bin diejenige, die blind ist«. Was könnte sie damit meinen? Und stimmen Sie ihr dabei zu?

(18) Welche Figur im Roman ist für Sie emotional am Stärksten?

(19) Was, glauben Sie, geschieht nach dem Ende des Romans?

(20) Glauben Sie, dass das Lesen eines Romans über die Erfahrungen von Geflüchteten eine neue Perspektive eröffnen kann oder den Leser emotional anders ansprechen kann, als Medienberichte dies tun?

Das Versprechen des Bienenhüters

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