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Sara Nuru im Interview

Du hast nach deinem Sieg bei GNTM lange in der Modebranche gearbeitet – bis dich die Lust auf Veränderung gepackt hat. Was hat dich angetrieben?

Mich haben mehrere Dinge angetrieben. Meine vorrangige Motivation war, dass ich etwas Sinnschaffendes tun wollte, etwas, was für mich persönlich mehr Tiefe hat, in dem ich mich mehr entfalten konnte – ohne das Modelleben schlecht machen zu wollen. Und zum anderen wollte ich das Land meiner Eltern, Äthiopien, von einer anderen Perspektive zeigen. Weg von den klassischen Bildern von Dürre und Armut, hin zur Schönheit und Vielfalt des Landes. Meine Schwester Sali und ich haben lange überlegt, was wir tun könnten, um Äthiopien aus einer anderen Perspektive zu zeigen. Und so sind wir auf das Konzept des Social Business gestoßen, dass man durch wirtschaftliches Handeln Gutes tun kann. Dieser Ansatz hat uns sehr gefallen.

Zusammen mit deiner Schwester Sali hast du nuruCoffee gegründet; ihr importiert Kaffee aus Äthiopien, dem Heimatland eurer Eltern. Warum ist gerade der Kaffee so wichtig für dich?

Kaffee war für uns ein schönes Produkt, um auf das Land aufmerksam zu machen, ohne über Armut zu reden. Denn jeder trinkt Kaffee, aber die wenigsten wissen, dass Äthiopien das Ursprungsland des Kaffees ist, und der Kaffee einst dort entdeckt wurde. Kaffee ist das größte Exportgut des Landes.

Mit unserem Projekt wollen wir die Menschen sozusagen auf eine Reise mitnehmen und ihnen den Herstellungsprozess von Kaffee erklären – vom Anbau der Pflanze (eine Kaffee-Pflanze braucht zum Beispiel drei Jahre bis sie Früchte trägt) bis hin zur Aufbereitung und Verarbeitung. Denn wenn man begreift, wie viel Arbeit tatsächlich in einer Tasse Kaffee steckt, dann hat man einen ganz anderen Bezug zu dem Produkt und auch eine größere Wertschätzung dafür. Und diese Wertschätzung wollen wir vermitteln.

Deine Familie ist geprägt von starken Frauen. Deine Mutter ist in den 1980er Jahre alleine mit deinen beiden älteren Schwestern nach Deutschland geflüchtet. Wie haben sie sich damals integriert und wie hat dich das beeinflusst?

Meine Mutter hatte wahnsinniges Glück, dass sie von einer Familie in Niederbayern sehr herzlich aufgenommen wurde. Diese hatte ein altes, umgebautes Wirtshaus, und dort haben sie meiner Mutter und meinen zwei Schwestern eine Wohnung zur Verfügung gestellt. Aber nicht nur das, sie haben sie wirklich in ihr Leben integriert, haben bei Behördengängen geholfen, sind gemeinsam in den Urlaub gefahren, haben meiner Mutter das Fahrradfahren beigebracht, solche Dinge.

So wurde meine Mutter in diesem Vorort von Erding, einem Dorf mit 200 Einwohnern, gut aufgenommen, auch wenn es am Anfang natürlich trotzdem nicht immer ganz leicht war.

Um das Eis zu brechen hat meine Mutter zum Beispiel, wie es in Äthiopien üblich ist, das Dorf zu einer traditionellen Kaffeezeremonie eingeladen. Doch am Anfang ist niemand gekommen, weil die Dorfbewohner Angst vor der fremden Frau hatten. Aber mit der Zeit haben sich dann doch die ersten Leute zu ihr getraut, dann wurden es immer mehr, und bald war es ganz normal, dass es mittwochs immer Kaffee bei den Nurus gab.

Meine Eltern wurden so selbstverständlich integriert und sind dafür sehr dankbar. Ich bin sehr unvoreingenommen und habe eine Leichtigkeit, die ich von meiner Familie vermittelt bekommen habe, sodass ich mich eigentlich nie als anders empfunden habe.

Du bist eine große Inspiration für junge Mädchen und Frauen, mit der wichtigen Botschaft, sich voller Mut und Zuversicht den eigenen Lebenstraum zu erfüllen. Wer hat dich inspiriert und warum?

Mich inspirieren unterschiedliche Menschen. Eigentlich sind es eher die Geschichten von Menschen, die neue Wege gegangen sind, die mich inspirieren. Ob das jetzt mein bester Freund ist, der eigentlich Mediziner ist, im Krankenhaus gearbeitet und seinen Facharzt gemacht hat, sich dann aber entschieden hat, in Teilzeit zu gehen und in der restlichen Zeit als Model zu arbeiten. Oder eben meine Mutter, die mit Mitte Zwanzig ganz alleine ohne jegliche Sprachkenntnisse geflüchtet ist. Oder Menschen, die mit Vierzig anfangen zu studieren. Menschen, die nicht den konventionellen Weg gehen. Ich bin kein Fan von bestimmten Persönlichkeiten, es sind alltägliche Menschen und Begegnungen, die mich inspirieren.

Model, Botschafterin für „Menschen für Menschen“, Moderatorin, erfolgreiche Unternehmerin – und jetzt Autorin. Wie bist du auf die Idee zum Buch gekommen, welche Inhalte willst du mit deiner Lebensgeschichte unbedingt transportieren?

Ich muss gestehen, dass ich lange gebraucht habe, mich dafür zu entscheiden, ein Buch zu schreiben. Als ich in meiner Selbstfindungsphase war, in der ich nicht genau wusste, ob ich beim Modeln bleiben soll, wer ich eigentlich bin und was mich erfüllt, in dieser Zeit habe ich mir oft gewünscht, mehr Menschen im öffentlichen Leben zu sehen, die mutig waren, neue, unkonventionelle Wege zu gehen.

Ich weiß, dass es viele Menschen da draußen gibt, denen es so ähnlich geht wie mir. Ich möchte mit meiner Geschichte diesen Menschen zeigen, dass jeder Zweifel und Unsicherheiten hat und das Gefühl kennt, nicht zu wissen, wer er ist. Ich möchte mit dem Buch niemanden belehren, sondern zeigen, dass es total in Ordnung ist, nicht den klassischen Weg zu gehen. Wenn ich mit meinem Buch auch nur eine Person ermutigen kann, ihren eigenen Weg zu gehen, habe ich mein Ziel erreicht.

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