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Jehuda Bacon und Manfred Lütz: Solange wir leben, müssen wir uns entscheiden

Jehuda Bacon und Manfred Lütz: Solange wir leben, müssen wir uns entscheiden

Jehuda Bacon über eine Begebenheit und die Auswirkungen auf ihn im späteren Auschwitz-Prozess

Gab es auch positive Erlebnisse?

Ich hatte ein herrliches Erlebnis, da war ich schon ein alter Häftling, über ein Jahr in Auschwitz, und das war schon sehr viel. Da kommt ein sehr gefährlicher SS-Mann – ich hatte gesehen, wie er viele Menschen totgeschlagen oder fast totgeschlagen hatte – und sucht sich 10 Häftlinge aus, ich war der zehnte. Und er sagt: Geht zum Tor. Das war in der Nacht lebensgefährlich, denn da saßen die SS-Wachen. Und wir dachten schon voller Angst, was wird wohl jetzt passieren? Und da führt er uns in einen Raum mit einem Tisch und auf dem Tisch liegt eine Salami. Und er schneidet sie in 10 Stücke, gibt jedem ein Stück und sagt: »Haut ab!« Das war für Auschwitz ein sehr harmloser Spruch. Und da sage ich wieder: In jedem Menschen ist dieser göttliche Funke, auch in einem solchen Verbrecher. Plötzlich ist er da gewesen!

Sind Sie diesem SS-Mann später noch mal begegnet?

Ja, im Frankfurter Auschwitz-Prozess, da musste ich als Zeuge aussagen. Und ich habe sehr vorsichtig gezeugt, nämlich nur gesagt, was ich gesehen hatte: Er hatte jemanden so geschlagen, dass der sich nicht mehr rührte, und dann ging er weg. Ich konnte nicht sicher sagen, ob er den totgeschlagen hat oder nicht. Aber ich erzählte in dem Prozess auch die Geschichte von der Salami.

Hat er nachher Reue gezeigt?

Man erzählte mir, dass er tatsächlich als Einziger gesagt hat: »Ja, ich bin schuldig.« Obwohl er eigentlich ein primitiver ungebildeter Mensch war. Doch dieser Mann ohne Erziehung war der Einzige, der zugegeben hat, dass er etwas Schlimmes gemacht hat. Alle anderen haben sich herausgeredet.