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Der Manesse-Prachtband »Gullivers Reisen« von Jonathan Swift

Kaum ein Werk der Weltliteratur hat im Bewußtsein der Menschen so tiefe Spuren hinterlassen wie "Gullivers Reisen". Selbst in der Sprache - von "Liliputaner" bis "Yahoo" - hat das Werk des satirischen Großmeisters Niederschlag gefunden. Daß dieser grimmige Generalangriff auf alles Menschliche ausgerechnet in seiner Bearbeitung als Kinderbuch ungebrochene Popularität genießt, ist dabei eine besondere Ironie seiner Wirkungsgeschichte.

Als naiver Gutmensch geht der Schiffsarzt Gulliver auf Reisen, um am Ende seiner phantastischen Abenteuer als desillusionierter Menschenverächter heimzukehren. Allein durch die Verschiebung der Größenverhältnisse im Zwergenland Lilliput und in Brobdingnag, dem Land der Riesen, ist alles menschliche Treiben der Lächerlichkeit preisgegeben. Während er in Lilliput eine ganze Kriegsflotte mit einer Hand übers Meer ziehen kann und sein Appetit eine Hungersnot auszulösen droht, muß er unter den Riesen selbst als Spielzeug in der Hand eines Säuglings um sein Leben fürchten. Die mit unerschöpflicher Fabulierlust bis ins Detail realistisch und plausibel gestalteten Erlebnisse Gullivers in den fremden Reichen sind gespickt mit Seitenhieben auf Staat und Stände, Kirche und Wissenschaft, Philosophie und Rechtswesen.

Auch wenn sich nicht mehr jede Anspielung von selbst erschließt, bleibt die Kritik in ihrem Kern gültig. So liest sich etwa der berühmte Disput um die richtige Technik des Eieraufschlagens, der auf einen aktuellen theologischen Streit gemünzt war, als hochkomische Entlarvung dogmatischer Haarspalterei und ideologischer Verbohrtheit. Letztendlich ist es immer die Gattung Mensch an sich, der Swifts bitterster Spott gilt. Jede Episode wirft neue Schlaglichter auf deren Erbärmlichkeit und Selbstüberschätzung. Was Gulliver noch an Illusionen über sein Geschlecht geblieben ist, verliert er auf der letzten Station seiner Reisen. Im Land der intelligenten Pferde erfährt er, daß die Welt dieser allein der Vernunft gehorchenden Wesen um vieles "humaner" ist als alle Realität des vermeintlich vernünftigen Menschen.
"Wahrlich, überall ist Lilliput, wo ein großer Mensch unter kleine Menschen gerät, die unermüdlich und auf die kleinlichste Weise ihn abquälen […]"
Heinrich Heine

"Swift schrieb seine Sprache in der höchsten Genauigkeit, die er in einer Menge von Einkleidungen zu erhalten wußte. Sein Roman der Menschenfeindschaft, 'Gulliver', ist vielleicht vom menschenfreundlichsten, aber kranken, tiefverwundeten und seines Geschlechts überdrüssigen Denker geschrieben."
Johann Gottfried Herder

"Es steht also Zeitloses, es steht Menschliches in diesem Buch, das uns alle angeht, heut wie damals."
Hermann Hesse

"Ich glaube, 'Gullivers Reisen' bedeutet mir mehr als irgendein anderes Buch, das je geschrieben wurde. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich es zum ersten Mal gelesen habe, ich war höchstens acht Jahre alt, und es hat mich seitdem immer begleitet. Ich meine, daß kein Jahr vergangen ist, in dem ich nicht wenigstens einen Teil daraus nochmals gelesen hätte."
George Orwell

Der Autor: Jonathan Swift

Jonathan Swift (1667-1745) studierte Theologie in Dublin und wurde anglikanischer Geistlicher. Mit zahlreichen Flugschriften und ersten satirischen Erzählungen nahm er Stellung zu kirchlichen und politischen Themen. "Gulliver's Travels", die 1726 zunächst anonym erschienen, wurden zu einem überwältigenden Publikumserfolg und machten ihn zum bis heute bedeutendsten englischsprachigen Satiriker.

Die Übersetzerin: Christa Schuenke

Christa Schuenke, geboren 1948 in Weimar, studierte Englisch und Französisch in Leipzig und absolvierte ein Philosophiestudium in Berlin. Sie ist seit 1978 als literarische Übersetzerin aus dem Englischen und Amerikanischen aktiv. Einen Namen machte sie sich vor allem mit Klassikerübertragungen, darunter William Shakespeare, John Donne, Herman Melville, John Keats oder Edgar Allan Poe. Dafür wurde sie u.a. mit dem Christoph-Martin-Wieland-Preis und dem Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW ausgezeichnet. Christa Schuenke lebt in Berlin.

Der Künstler: Anton Christian

Anton Christian, geboren 1940 in Innsbruck, studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und an der Académie des Beaux-Arts in Paris. Nach seinen ersten Ausstellungen erhielt er ein Arbeitsstipendium in London. Auf eine frühe Phase vorwiegend konzeptioneller Kunst folgte Mitte der 70er Jahre die Hinwendung zu Zeichnung und Graphik, wobei das Ineinandergreifen von Text und Bild zum integralen Bestandteil seines Schaffens wurde. Anton Christian lebt und arbeitet heute in Natters bei Innsbruck. Sein Werk wurde mit Ausstellungen in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien und den USA geehrt. Für die Manesse-Ausgabe von "Gullivers Reisen" gestaltete der Künstler 16 farbige Originalgraphiken sowie den Schmuckschuber.

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