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Katri Dietz »Härtetest«

Katri Dietz im Gespräch

Liebe Frau Dietz, Sie haben einmal gesagt: Kinder sind das Schönste im Leben, aber auch: Das Leben mit Kindern ist nicht besser - nur anders? Wie anders ist ihr Leben seit der Geburt ihrer zwei Kinder geworden?
Katri Dietz: Also, erstmal komplett anders, als ich dachte. Ich wollte ja weiter meinen Radio-Job machen, und stellte dann fest, dass sich das, zumindest bei uns, sehr schlecht mit Familie vereinbaren ließ. Und dann ist es aber auch ungefähr genau so anstrengend, wie ich es mir vorgestellt habe – also man möchte schon gerne zweimal am Tag schreiend ums Haus rennen und gegen Bäume treten oder Steine in Fensterscheiben schmeißen, weil man denkt, man schafft es nicht. Aber irgendwie schafft man es doch, und dann sagt man freundlich zum millionsten Mal „Mausi, würdest du dich bitte JETZT endlich mal anziehen“ und „Nein, Schatz, die Trinkflasche gehört NICHT ins Klo“ und „Nein, die Knöpfe von der Stereoanlage sollen da DRAN bleiben und verdammte Sch…äh, NEIN der Deckel vom Mülleimer bleibt zu“, dann schreien alle durcheinander und man fährt abends zum Sport und hofft, dass die Kinder bald groß sind. Nee, es gibt auch schöne Momente, klar. Hab ich jedenfalls von Freunden gehört.

Sind Kinder ein Härtetest?
Katri Dietz: Ja. Was sonst?

In welcher Beziehung?
Katri Dietz: Mit „Beziehung“ haben Sie schon die Antwort:
Ja, vor allem sind sie der Härtetest einer Beziehung. Ich denke, Kinder sind die größte Herausforderung für eine Partnerschaft, die man sich vorstellen kann. Vor allem, wenn man einen latenten Hang zum Perfektionismus hat. Kinder machen einfach nicht das, was man selber meint, was sie tun sollten, und das erschwert so ein bisschen das harmonische Miteinander. Da die goldene Mitte zu finden, finde ich persönlich manchmal schwierig. Wenn dann die Beziehung der Eltern nicht darunter leiden soll, muss man schon so viel Zeit wie möglich miteinander als Paar verbringen, und ganz viel Vertrauen in sich und die Liebe haben. Kommunikation sollte auch nicht vergessen werden, was allerdings schwierig ist, wenn beide Erwachsenen arbeiten und die Kinder (in diesem Falle 5 Jahre und 1 Jahr alt) einen zu Hause auch nicht zu Wort kommen lassen. Zum Glück schreibe ich meinem Mann gelegentlich E-Mails, sonst würden wir gar nichts mehr voneinander hören.

Was war der größte Härtetest ihres Lebens? Auch ganz unabhängig von Kindern.
Katri Dietz: Dieses Buch zu schreiben! Da hab ich mir wirklich viel vorgenommen. Unser Kleiner steckt in den Anfängen der Trotzphase, zahnt und klammert sich meistens schreiend an mich, die Große rutscht gerade von der Trotzphase in die Vorpubertät, und ich meine, nebenbei noch lustig einen zweiten Roman schreiben zu können!? Was hab ich mir bloß dabei gedacht? Ich kann mich nur an mein Motto klammern „Wird schon werden“, mir selber Trost spendend die Schulter tätscheln, viel Kaffee kochen und die Nächte durchschreiben.
Ein anderer großer „Härtetest“ war unser Umzug aus Hamburg raus aufs Land. Haus und Garten, und so weiter, die Kinder sollen das ja schön haben…ich sag mal, ich bin mit der Therapie jetzt durch und hab mich auch ganz gut an die ländlichen Öffnungszeiten mit Mittagspause und „Mittwochs geschlossen“ gewöhnt, und daran, dass man hier kein indisches Essen bestellen kann.
Und die Luft ist ja auch so wahnsinnig frisch. Vor allem, wenn die Felder gedüngt werden.

Was war der schönste Moment mit ihren Kindern?
Katri Dietz: Ach, das kann ich gar nicht so pauschal sagen. Es gibt so viele wunderbare Momente, die alle gleich schön sind. Schön ist, wenn wir zusammen Mittag essen, die Große ihre Faxen macht und den Kleinen zum Lachen bringt, und wenn sie dann sagt „Ach Mami, das ist das schöööönste Mittagesssen von der ganzen Welt und du bist die allerbeste Köchin!“. (Es gab Ravioli aus der Dose.) Das sind so Kleinigkeiten, die aus der Situation heraus entstehen. Alle Eltern haben da andere Momente, und keiner kann die der anderen richtig nachempfinden. Aber schön sind sie trotzdem. Ich glaube, einer der allerschönsten Momente war, als wir eigentlich zum Kindergarten mussten und Stress hatten und ich beide in den Arm genommen und ihnen gesagt habe, wie sehr ich sie liebe. Da ist im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit für uns stehen geblieben. Meine Tochter hat mich dann ebenso gedrückt und geantwortet „Und ich liebe euch auch über alles“, und der Kleine fing an, meine Haare zu streicheln. Ganz klassisch und eigentlich auch nicht lustig, sondern wirklich nur wunderbar. Zum Heulen schön. So was gibt es nämlich auch.

Ich kann mir vorstellen, dass Sie mit ihren Roman „Wickelkontakt“ und auch „Härtetest“ und ihrer wunderbar chaotischen, witzigen Heldin Sophie jungen Müttern Mut machen, dass sie das schon hinkriegen mit den Kindern. War das auch ein Anliegen, als sie die Romane schrieben? Und was wäre Ihr Rat an junge Mütter?
Katri Dietz: Ja, das hab ich mir so gedacht. Zumindest hoffe ich, dass Mütter oder auch Nicht-Mütter einfach heitere Stunden mit dem Buch verleben und kurz von ihrem eigenen Alltagseinerlei abgelenkt sind. Das würde mir schon reichen. Wenn ich damit noch anderen Mut mache, hab ich ja schon mehr erreicht, als ich eigentlich wollte.
Ich finde, es ist ganz wichtig, dass man weiß, in all dem Irrsinn ist man nicht allein, und dass es (hoffentlich) allen jungen Müttern so geht, wie ich das beschreibe. „Wickelkontakt“ richtet sich ja an Babymütter, während Sophie in „Härtetest“ mit ihrer Trotz-Tochter zurecht kommen muss – beides sind Lebensabschnitte der Kinder, die nicht gerade leicht sind. (Moment, welcher Lebensabschnitt eines Kindes ist denn leicht? Das muss ich noch mal recherchieren)
Mit einem Baby stellt sich die ganze Welt auf den Kopf. Vier Jahre später hat sich der graue Mutti-Alltag eingeschlichen, und man lebt vielleicht ein ganz anderes Leben als vor der Geburt des Kindes, oder ein anderes, als man es sich erträumt hat. Der Wunschtraum vom Familienleben und die Realität liegen ja oft nicht so ganz direkt beieinander. Was vorher nach Friede, Freude, Eierkuchen aussieht, kann auch mal schnell nach verbrannten Pfannkuchen riechen, und dann liegen auch noch überall die Krümel rum, und die muss man wegwischen. Das war's dann mit dem Wunschtraum. Willkommen im Leben.

Ihre Romane wenden sich immer sehr unterhaltsam gegen perfekte Übermuttis. Was zeichnet das Feindbild „Perfekte Übermutti“ aus? Und ist ihnen mal eine in Reinkultur begegnet?
Katri Dietz: Eine? Hunderte! Nee, Scherz. Eine einzige Supermutti, die so alles richtig macht, habe ich zum Glück noch nicht getroffen. Aber in vielen Müttern schlummert eine Übermutti. Das äußert sich ja oft in diesen müttertypischen Vergleichen: „Wie, deine kann noch nicht Rad fahren? Das konnte meine schon mit achtzehn Monaten!“ Ätsch, dafür konnte meine mit zwei schon perfekt sprechen…und so weiter. Jede möchte doch auch mal zeigen, was sie richtig macht. Und die, die „alles“ richtig machen, gibt es, glaube ich, nicht. Zumindest hoffe ich das! Meine Übermuttis in den Büchern sind so stark überzeichnet, dass man hoffentlich auch merkt, dass sie nicht ernst gemeint und „aus dem Leben gegriffen“ sind. Mein persönlicher Alptraum wäre eine Mutter, die es schafft, Vollzeit in ihrem Traumberuf zu arbeiten, viel Geld zu verdienen, sich gleichzeitig Vollzeit um ihre drei Kinder zwischen eins und fünf zu kümmern, stets glücklich und ausgeglichen zu sein, top aussieht, nebenbei noch Haushalt und Garten alleine wuppt und in mehreren Ehrenämtern tätig ist. Und die dann sagt: „Ach, das ist doch alles ein Klacks – wie? DU schaffst das nicht?“

Was macht für Sie eine gute Heldin aus? Ist eine Heldin für Sie auch immer so etwas wie eine gute Freundin, während sie schreiben? Oder wundern sie sich manchmal über die Entwicklung oder die Aktionen der Heldin im Roman?
Katri Dietz: Sophie ist mir einerseits eine gute Freundin, andererseits wundere ich mich manchmal darüber, wie verpeilt sie ist. Und dass sie trotzdem, auch wenn es manchmal so scheint, als hätte sie den Überblick verloren, ihr Leben wieder in den Griff bekommt. Das ist ja das schöne an den Heldinnen: Sie sind ungefähr so chaotisch wie man selbst, nehmen aber alles nicht so schwer, und auf wundersame Weise lösen sich ihre Probleme.

Wenn Härtetest verfilmt würde, wer wäre Ihre Traumbesetzung von Sophie und wer von ihrem Mann Jonas?
Katri Dietz: Drew Berrymore und Josh Hartnett. (der Hübsche aus Pearl Harbour)

Härtetest

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