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Rezension zu
Neujahr

Familienurlaub

Von: Frau Lehmann
11.10.2018

Diese Rezension fällt mir schwer. Zum Einen, weil bei diesem Roman schnell zu viel erzählt ist und zum Anderen... Ich habe nach diesem Buch ein Kochbuch gelesen, ich hätte auch das Telefonbuch genommen, solange der Text unverfänglich und unbedrohlich ist. Die Beschäftigung mit Mehlmengen und der Anzahl der Eier pro Rezept hat mir geholfen, einige Szenen aus dem Roman zu verdrängen, die für mich an der Grenze zum Unerträglichen waren. Ich hatte schon immer ein zu gutes Vorstellungsvermögen, um Bücher aus den Bereichen Horror und blutiger Thriller zu lesen. Man kann darüber lachen, aber ich kann mich noch so richtig kindlich und kein bißchen erwachsen gruseln. Und brauche dann nachts als "Schutzschild gegen böse Geister" meine Hunde im Bett. Ich bin also genau die Leserin, die Juli Zeh sich gewünscht haben muss, die die Beklemmung und Panik der Protagonisten komplett mitlebt und erlebt. Zum Inhalt möchte ich nur wenig sagen. Ein junges Paar im Familienurlaub auf Lanzarote, ein Vater, der sich mit der ihm zugedachten Rolle überfordert fühlt, eine Radtour, um den Kopf frei zu bekommen und Zeit allein zu haben. Juli Zeh spielt. Wie die Katze mit der Maus. Und ich weiß jetzt, wie die Maus sich fühlen muss. Der Roman beginnt wie so viele Romane über junge Ehepaare, ein bißchen Stress, ein bißchen Streit, das Übliche, wenn die Paarbedürfnisse denen der Kinder weichen müssen und man nicht alles unter einen Hut bekommt. Und wenn der Leser sich gerade auf einen Roman über Paare im Familienstress eingestellt hat, dann, ja dann kommt der Prankenhieb, der einen quer durch den Raum an die Wand schießt. Und das ganz unangestrengt und leichtfüssig und weitestgehend unblutig. Der Roman ist recht kurz, aber im Gegensatz zu einigen anderen Stimmen glaube ich nicht, dass er länger und ausgearbeiteter besser geworden wäre. Es ist im Grunde nicht wichtig, was die Charaktere schlußendlich aus ihrer Situation machen. Wir sehen sie in einer Extremsituation, bekommen die Erklärung, wie es dazu kommt und werden dann nett vor die Tür begleitet. Und im Grunde reicht das völlig aus. Man braucht nicht seitenlanges Vorher und Nachher für diese Erzählung. Ich halte sie für eine Fingerübung, einen Könnensbeweis. Und eigentlich ist es schade, dass nicht mehr Schriftsteller sich das trauen, dass nicht mehr Kurzromane und Novellen erscheinen, denn diese Form ist in ihrer punktgenauen Verknappung ja hochinteressant und kann immens spannend sein. Von mir kommt eine definitive Leseempfehlung, auch wenn mir die Lektüre stellenweise sehr schwer gefallen ist. Das lag aber an der beschriebenen Situation, nie an der Umsetzung.

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