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Rezension zu
Noir

Dunkle Käseschnecken – Christopher Moore

Von: Thursdaynext
30.10.2018

Was macht eine Käseschnecke 1947 in San Francisco? Und welche Rolle spielt eine schwarze Mamba bei den mysteriösen, bis heute ungeklärten Ereignissen in Roswell und wann hat nochmal der paranoide Antikommunist J. Edgar Hoover das FBI gegründet und befehligt? Nicht all diesen Fragen geht Christopher Moore in seinem, wie leicht am Titel zu erkennen, Krimi Noir auf den Grund. Wer Moore bereits gelesen hat, kann sich denken, dass es so richtig dunkel nicht werden kann, ist er doch bekannt für seinen amüsanten unkonventionellen Erzählstil, meist als Autor von abgedreht, schrägen, aber immer unterhaltsamen Urban Fantasys. Seit „Der Lustmolch„ und „Flossen weg“ bin ich ihm verfallen. Ebenfalls grandios war „Fool*“. Noir kann nicht gänzlich an diese Meisterwerke des skurrilen Humors anknüpfen, dafür eröffnet Moore sich eine neue Literaturgattung und das zu verfolgen ist interessant, denn so dialoglastig sein Roman ist, er wechselt elegant die Erzählperspektive, und ist sprachlich nicht unbedingt ein Highlight, doch solide, wenn auch derb wie gewohnt. Diesmal verzichtet er fast gänzlich auf fantastische Elemente, für mich sehr stimmig. In einem Krimi Noir seinen spezifischen, respektlosen, schwarzen Humor unterzubringen und dabei doch NOIR zu bleiben ist nicht einfach. Fast immer fand ich, es ist ihm gelungen. Die „Noir“-Atmosphäre schimmert oft durch, besonders in seinen Beschreibungen der Lebensumstände der damaligen Zeit an diesem Ort. Puristen mag das stören, ich bin da nicht so zimperlich, wenn es stimmig ist und das war es nach einer kurzen Durststrecke, bis Moore sein Personal vorgestellt hatte und der Plot an Fahrt aufnahm. Barkeeper Sammy „Two Toes“ Tiffin, hält sich kurz nach Ende des 2. Weltkriegs mit allen möglichen und unmöglichen Gelegenheitsjobs – Schlangenpisse als Geschäftsidee – über Wasser. Über seine Vergangenheit erfährt man zuerst kaum etwas, später gewinnt seine Figur an Tiefe. In Anbetracht des Jahrzehnts seiner Story in Ordnung, aber wenn er Sammy die Ladies beschreiben lässt, können sich einer Hardcore Emanze schon die Zehennägel aufrollen. Dabei ist er, zugeben, wirklich treffsicher in seinen Beschreibungen des Umgangs der Geschlechter miteinander. Er schreibt plakativ, aber nie oberflächlich, billigt jeder Figur ihre Würde zu. Der Zeit geschuldet, liest sich Etliches seltsam, etwa wenn Ladies mit Püppi gekennzeichnet werden, oder, wie im Fall der Käseschnecke, deren Vorname Stilton lautet, zuerst die Pin-Up Aspekte der Dame lang und breit ausgetreten werden. Nur so kann ich es mir erklären, dass ausgerechnet das muffige Altherrenmagazin PLAYBOY – das Hasi Magazin für Dumpfbacken, das nicht tot zu kriegen ist – auf dem hinteren Umschlag den Autor in so dämlicher Weise anpreist. Das hat Christopher Moore nun wirklich nicht nötig. Der hinkende Sammy bedient also eines Abends in der etwas runtergekommenen Kneipe, als die Käseschnecke selbige entert und kurz darauf hat es ihn erwischt. Das liegt sowohl an der Optik – „Büstenhalter…Gebaut wie ein Zoo – du weißt schon: sperr sie ein, aber so dass sie jeder sehen kann.“ – als auch an der Kommunikationsfähigkeit, respektive Schlagfertigkeit der jungen Witwe. Ihren, von Sammy geschätzten, gesunden Menschenverstand und Pragmatismus bedarf es auch, um gemeinsam mit Sammys Freunden das vor ihnen liegende Abenteuer zu bewältigen. FBI-Agenten, Auftragsmörder, ein steinreicher Anwalt, ein rassistischer Cop, ein Außerirdischer, ein Rotzbengel und diverse andere Protagonisten bereichern diese Liebes- und Lebensgeschichte die angesiedelt in San Francisco in den 40-er Jahren einen wunderbaren Platz gefunden hat. Bei Moore siegt das Gute, doch der Weg dahin ist nicht nur steinig und verschlungen, sondern so witzig, dass man sich gerne dazu aufmacht den Untergang des Bösen zu verfolgen, auch wenn es in Noir ab und an ein wenig lang dauert. Wer Mark Childress gerne gelesen hat, kann sich bei Noir via Kopfkino fröhlich weiteramüsieren. Diese Mischung aus Albernheit, Gesellschafts- und Menschenbetrachtung und richtig gutem schwarzen Humor macht Laune unterfordert dabei aber nicht. *(Shakespeares King Lear wunderbar verhunzt. Ein Buch zum reinlegen und amüsieren. Absolut sinnfrei und grandios. Inhaltlich nicht mal anspruchslos , da die verschiedenen Charaktere erstmal sortiert sein wollen, dankenswerteweise ist ein Personenregister enthalten. Die vom Autor vorausgeschickte Warnung sollte allerdings beachtet werden : „Dieses ist ein derber Schwank, randvoll mit entbehrlichem Beischlaf, Mord, allerlei Maulschellen, Verrat und einem ehedem ungeahnten Mass an Geschmacklosigkeit und Profanität, fürderhin unüblicher Grammatik, getrennten Infinitiven, und hier und da einem Onanisten. Solltet Ihr Euch an derartigem stören – dann edler Leser – wandelt Eures Weges, denn unser Streben gilt allein der Unterhaltung, nicht der Kränkung. Wenn Ihr aber glaubt solcherlei könnte Euch Freude bereiten, dann haltet Ihr genau das rechte Buch in Händen)

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