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Rezension zu
WIR

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Absolut lesenswertes Buch: Bravo, Bonn Camillo!

Von: Loring Sittler aus Berlin
01.11.2018

Picken erläutert seine „Strategie: WIR“ (S.25), in der er seine Erfahrungen verdichtet und konkretisiert. Seine Kernthese lautet: „Erfahrungen neuer Formen zivilgesellschaftlicher Kooperation vor Ort verweisen auf einen Lösungsansatz. Wenn Menschen zusammenrücken und in ein Miteinander finden, wenn sie sich als WIR verstehen und in Bewegung setzen, wird Zukunft möglich.“ (S.30) Er hält sich dabei an seine Devise: „Beschönigungen, die den Ernst der Lage verschleiern und den Bürger in Sicherheit wiegen wollen, schaden jeder konstruktiven und lösungsorientierten Debatte.“ (S.14) Und er macht sich mit „realistischem Pessimismus und begründeten Optimismus“ (S.18) an seine Darstellung. Systematisch beschreibt Picken nacheinander die schweren Krisen in Ehe, Familie und Partnerschaften, in Erziehung und Bildung, bei Alter, Sterben und Pflege. Die Flüchtlingshilfe als Lernerfahrung“ wird im 4. Kapitel erläutert und im 5.Kapitel unter dem Titel „Wege aus der Polarisierung“ das Verhältnis der gesellschaftlichen Gruppen und Milieus zueinander bestimmt. Im 6.Kapitel erfolgt eine kritische Bestandsaufnahme der gesellschaftlichen Rolle von Wirtschaft, Staat und Kirchen. Abschließend skizziert er im 7.Kapitel die Grundprinzipien seiner Strategie WIR für die Zivilgesellschaft von morgen. Picken deckt zahllose katastrophale Mängel und verallgemeinert seine Befunde zu verbreiteten gesellschaftlich schädlichen Einstellungen und grundlegend falschen politischen Prioritäten. Nur als besonders krasses Beispiel, das sich insbesondere (aber nicht nur!) auf die Unterbringung der unter Dreijährigen in Kindestagesstätten bezieht: „Es ist so offensichtlich wie beschämend: Wir sparen an unseren Kindern. Wenn wir nicht aufpassen, entwickelt sich aus den geschilderten Defiziten eine strukturell bedingte, systematische Gefährdung des Kindeswohls.“ (S.90). Fast wütend beschreibt er die Vielzahl jeweils konkreter Defizite und die absolut mangelhafte Gesamtstruktur des Sozial-, Pflege- und Bildungssystems, zeigt aber auch Wege und Modelle auf, wie man im Einzelnen mit vereinten Kräfte erfolgreich und pragmatisch dagegen angehen kann und welche Forderungen noch zu erfüllen sind. Ein Haupthindernis auf dem Weg zur neuen Zivilgesellschaft ist die von Picken so benannte und der scheinbar allmächtigen Politik und den Parteien attestierte „Lüge der Machbarkeit,...ein skandalöser Sündenfall der Vernunft, der der weiteren Erosion an den Fundamenten unserer Gesellschaft Vorschub leistet.“ (S.100f) und zugleich „Resultat einer Verweigerung vor der Wirklichkeit und ihren Folgen ist.“ (S.107). Immer wieder fordert Picken geradezu beschwörend die Belebung der Familie und sozialer Netzwerke (S.125) und demonstriert zugleich verschiedene gesellschaftlich wirksame Lösungsansätze an kleinen Beispielen. „Bürger verlangen dann nicht mehr zuerst nach dem Staat, sondern überlegen, was sie gemeinsam und gegebenenfalls mit dem Staat zusammen tun können. Der Staat seinerseits widersteht der Versuchung, für alles zuständig zu sein, fördert die Eigeninitiativen der Gesellschaft und agiert mit der Gesellschaft zusammen, wo es sinnvoll und notwendig ist. Wenn WIR die Gesellschaft so organisieren, wäre der Gewinn bei allen.“ (S.20)

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