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Rezension zu
Endstation Tokio

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannend und mit viel Lokalkolorit

Von: Michael Lehmann-Pape
12.11.2018

James Buckler kennt sich aus. Vor allem in der namensgebenden Stadt des Romans. Wie sein Protagonist Alex hat auch Buckler in Japan gelebt, zu Zeiten zumindest. Wobei zu hoffen ist, dass Buckler nicht in ähnliche „Urlaubsflüge“ verstrickt war, wie Alex gleich zu Beginn des Romans, denn der Inhalt der kleinen Reisetasche des Mannes birgt durchaus tödliche Gefahren, wie man im Verlauf der Ereignisse sehen wird. Was Alex alles eigentlich gar nicht gut gebrauchen kann. Denn der Engländer ist weniger aus Lust und Laune von London nach Tokio umgesiedelt, sondern aufgrund handfester und schwieriger Ereignisse, von denen seine Narben ein Leben erzählen werden. Gut, dass Hiro ihn wenig fragt. Der alte Studienfreund ist aktuell engste Anlaufstelle für Alex. Aus alter Freundschaft. Weil er sonst keinen kennt in Tokio, wo er sich als Sprachlehrer verdingt und in einer kleinen Pension sein Leben fristet. Vielleicht aber legt Alex auch deswegen so großen Wert auf seinen Kontakt zu Hiro, dem Investmentbanker, weil dessen Jugendfreundin Naoko ziemlich Eindruck bei Alex hinterlassen hat. Doch nicht nur Alex trägt Lasten der Vergangenheit mit sich, die ihn auch in der Gegenwart in dunkle Geschäfte verstricken werden, auch Naoko erzählt noch längst nicht alles, weder über ihr Tatoo noch über ihre fast lebenslange Bekanntschaft mit Hiro. Der wiederum hinter der glatten und gepflegten Fassade ganz eigene Gedanken hegt und mit bestimmten Entwicklungen ganz und gar nicht einverstanden sein wird. Was sich Seite für Seite mehr zuspitzt und im letzten Drittel des Romans für intensive Momente der Bedrohung und des Misstrauens aller so gut wie allen gegenüber führen wird, bis diese letzte Reise am Bahnhof ihre Strecke beginnen wird. Das alles ist flüssig geschrieben, in den rechten Momenten spannend, wenn auch hier und etwas konstruiert wirkend. Was wettgemacht wird vor allem durch die ebenfalls flüssigen, nicht übertriebenen, aber mit vielfacher Kenntnis des Alltags in Japan und speziell in Tokio von Buckler versehen wird. Wenn um zwei Uhr morgens in einem Restaurant der Tischgrill bestückt wird, ist das ebenso lebhaft vor die Augen des Lesers gesetzt, wie das Gesicht von Hiros Mutter, die Beschreibung des „Alleinseins unter Millionen“ anderen Bürgern der Stadt, wie die plakativen Schilderungen der Wohnungen (eng) und der komplexen Verbindungen untereinander (Hiro und seine Mutter und viele andere mehr). So dass am Ende ebenso gute Unterhaltung, wie ein Einblick in die japanische Mentalität und Lebensweise beim Leser verbleibt. Ein gelungenes Debüt.

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