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Rezension zu
Die verborgene Wirklichkeit

Unendlichkeit und Doppelgänger

Von: Katrin
20.11.2018

Mein Stapel gelesener Sachbücher ist noch recht überschaubar. Am ehesten reizten mich bisher psychologische oder physikalische Themen. Auf Empfehlung eines Bekannten wagte ich mich nun an die Auseinandersetzung mit Paralleluniversen. Bisher war mir Brian Green, ein Professor für Physik und Mathematik an der Columbia University in New York, kein Begriff. Tatsächlich hat er jedoch mehrere populärwissenschaftliche Bestseller zu seinen Themengebieten verfasst. Für mich war dies nur ein weiterer Grund, das Buch Die verborgene Wirklichkeit näher unter die Lupe zu nehmen. In elf Kapiteln erklärt der Autor, welche Versionen von Paralleluniversen nach dem heutigen Stand der Wissenschaft möglich wären. Man merkt auf jeder Seite, wie gern er seine Begeisterung für das Thema teilt. So erklärt Greene umfassend, wie die verschiedenen Theorien entstanden sind, nimmt Stellung zu ihrer Wahrscheinlichkeit und erläutert unterhaltsam deren Ecken und Kanten. Meist gibt es mindestens einen Knackpunkt, dessen Nachweis oder Widerlegung das ganze Gedankengebäude zum Einsturz bringen könnte. Besonders gefällt mir die mit jedem Kapitel zunehmende Komplexität des Sachbuchs. Die Theorien bauen aufeinander auf oder ergänzen sich. Dann nimmt einen der Autor gekonnt an die Hand und schlägt den nächsten Weg ein. Im letzten Kapitel fasst Brian Greene für den Leser noch einmal wunderbar zusammen, welche Grenzen der Menschheit bei der aktuellen und künftigen Forschung zu diesem Themengebiet gesetzt sind. Zusätzlich spendiert der Autor seinem Text einen über 40 Seiten langen Anhang. Häufig dient er dazu, mathematisch interessierte Leser mit etwas mehr Details zu füttern. Ich gebe offen zu, dass ich diesen nur sporadisch gelesen habe, da mir bereits der reguläre Inhalt ziemliches Kopfzerbrechen bereitete. Das lag ganz sicher nicht an der lebendigen Schreibweise, sondern am Gehalt der Theorien, die mir meist ordentlich das Hirn verknoteten. Die Beispiele oder unterstützenden Illustrationen sind gut gewählt, doch fand ich sie oft zu anspruchsvoll. Keine der Theorien kann für sich beanspruchen, der Weisheit letzter Schluss zu sein. Im Gegenteil: immer wieder betont der Autor, wie wichtig es ist, offen für neue Entwicklungen und Konzepte zu sein, um die Wissenschaft wirklich voranbringen zu können. Diese Herangehensweise fand ich ungeheuer entspannend. So könnten wir uns in einem unendlichen Patchwork-Universum befinden, in dem sich Bedingungen zwangsweise wiederholen und exakte Kopien unserer Realität entstehen. Oder wir leben doch in einem zyklischen Multiversum auf einer Branwelt. Irgendwann kommt es dann zur Kollision zwischen Branen, sodass in einer Art erneutem Urknall ein zeitlich von uns getrenntes Universum entsteht. Brian Greene erörtert sogar recht ausführlich die Frage, ob künftige Zivilisationen vielleicht „in der Matrix“ leben. Denn seiner Ansicht nach legt unser rasanter technischer Fortschritt die Vermutung nahe, dass ein simuliertes Multiversum Realität werden könnte. Das Interessante bei der Mehrzahl der geschilderten Konzepte ist, dass die Existenz von Parallelweltern bisher nicht bewiesen werden kann. Gibt es weitere Universen da draußen in der unendlichen Leere, sind sie in der Regel völlig unserer Reichweite entrückt. Kontakt ausgeschlossen. Selbst falls Parallelwelten auf einer weiteren Bran ganz nah der unseren existieren, können wir unsere eigene Wirklichkeit nicht verlassen, um sie zu erreichen. Manch einem mag es sinnlos erscheinen, sich dann damit zu beschäftigen. Ich für meinen Teil finde es irgendwie tröstlich, dass an einem ähnlichen Ort fern meiner eigenen Realität vielleicht weitere Versionen meiner selbst sitzen und genau das gleiche tun. Oder auch etwas völlig anderes. Abgefahren, oder? Das klingt wunderbar nach Science Fiction und liegt doch im Bereich des Möglichen. Die verborgene Wirklichkeit ist ein Sachbuch von durchaus populärwissenschaftlicher Natur. Es liest sich ganz und gar nicht trocken, liefert jedoch für den durchschnittlichen Leser eine Fülle an überaus cleveren Ideen und Fakten. Die sind zwar nicht wirklich leicht verdaulich und waren für mich selbst keine leichte Kost. Trotz der häufig überfordernden abstrakten Gedankengänge und mathematischen Überlegungen blieb ich allerdings gefesselt. Wer sich mit den geschilderten Konzepten bereits beschäftigt hat, wird den Ausführungen des Autors sicher etwas müheloser folgen können. Am Ende habe ich zumindest einen Einblick in die Grundlagen der verschiedenen Theorien zu Paralleluniversen erhalten. Was mein Interesse geweckt hat, ebenfalls den Vorgänger aus dem Jahr 2000, Das elegante Universum, zu lesen. Entdecke den Wissenschaftler in dir! Katrin Autor: Brian Greene Buchtitel: Die verborgene Wirklichkeit – Paralleluniversen und die Gesetze des Kosmos Übersetzung: aus dem Englischen von Sebastian Vogel Verlag: Pantheon Dankeschön: an Random House für das Leseexemplar

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