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Rezension zu
The future is female!

Nicht ohne Schwächen, aber dennoch ein gelungener Beitrag zur feministischen Literatur

Von: Sabrina
22.11.2018

Vielfalt: Die stärkste Vielfalt beweist The future is female in seinen Beitragsarten: Es gibt Erfahrungsberichte, Anekdoten, poetische Texte, Listen, informative Texte, fiktionale Texte, Essays. Ich hatte beim Lesen wirklich das Gefühl, dass jede Autorin sich auf ihre Art einbringen konnte, ohne ihre Gedanken in eine vorgegebene Form bringen zu müssen. Beim Lesen haben mir die Abwechslung und die kurzen Kapitel geholfen, bis zum Ende nicht die Lust an dieser Lektüre zu verlieren. Ähnlich vielfältig wie die Form ist auch der Inhalt. Nicht nur durch die unterschiedlichen Ansatzpunkte der Beitragsformen, sondern auch durch die unterschiedlichen Lebensumstände der Frauen ergeben sich ganz verschiedene Themen. Manchmal geht es um ganz persönliche Erfahrungen im Alltag, im Beruf oder im Familienleben. Dann wieder wird die Gesellschaft unter die Lupe genommen. Natürlich kommt es auch zu thematischen Überschneidungen. So taucht immer wieder die Frage auf: Was bedeutet es, Feministin zu sein? Daran zeigt sich: Auch die Antworten auf die gleiche Frage können vielfältig sein. Für manche der Autorinnen ist Feminismus eine Selbstverständlichkeit, mit der sie sich aktiv jedoch kaum auseinandersetzen, andere sind engagierte Aktivistinnen mit einer klaren Agenda. Wieder andere sind verunsichert von der negativen Konnotation des Begriffs und wissen selbst noch nicht so richtig, wie sie Position beziehen können. Die Gegenüberstellung verschiedener Sichtweisen – auch bei anderen Themen – fand ich spannend und hilfreich, mir selbst klarer über meine eigene Positionierung zu werden. Identifikationspotenzial: Die Beiträge sind zum Großteil sehr persönlich. Obwohl sie einzig für dieses Buch verfasst wurden, hatte ich das Gefühl, dass einige Beiträge nicht primär für die Leserschaft geschrieben wurden. Hier haben Frauen ihre persönlichen Erfahrungen und Gedanken niedergeschrieben. Da war ganz viel dabei, in dem ich mich wiedererkannt habe: egal ob Alltagssituationen, die sicher (fast) jede Frau schon erlebt hat oder Unsicherheiten, die viele von uns beschäftigen. Da sich die meisten Frauen in ihren Beiträgen ganz offen äußern, wirken sie nahbar. So empfand ich auch Beiträge, die für mich völlig fern von eigenen Erfahrungen waren, als sehr berührend. Informationsgehalt: Für jemanden, dem Feminismus noch völlig neu ist und der sich erstmal durch Fakten ein Bild machen möchte, ist The future is female nicht das richtige Buch. Dennoch ist es informativ. Denn es gibt durchaus beispielsweise ein Kapitel, dass die Geschichte des Feminismus (im englischsprachigen Raum) umreißt. Behauptungen bleiben insgesamt selten so dahingestellt, sondern sind mit Studien belegt. Jene Studien oder Referenztexte sind dann stets in Fußnoten angegeben, was das Nachschlagen sehr erleichtert. Themen werden eigentlich nie völlig kommentarlos in den Raum geworfen, sondern stets kurz und knapp die Problematik dahinter und die wichtigsten Hintergründe erläutert. Diese Erläuterungen vermitteln natürlich kein solides Wissen, aber sie helfen, die Themen auch ohne Vorwissen zu verstehen. The future ist female soll überhaupt nicht informieren, aber es liefert genau die Informationen, die man zum Verständnis braucht und regt dazu an, sich an anderer Stelle selbst weiter zu informieren. Motivation: Das Buch ist in enger Zusammenarbeit mit Girl Up entstanden, einer Initiative, die Mädchen dabei hilft, sich aktiv für Gleichberechtigung einzusetzen. Die Initiative stellt sich im Vorwort vor und Girl-Up-Jugendbotschafterinnen aus aller Welt haben Beiträge beigesteuert. Unter der Rubrik Aktion berichten einige der Frauen von ihren eigenen Projekten, Initiativen und Aktionen. Dabei haben sie ganz unterschiedliche Schwerpunkte gelegt. Diese Frauen setzen sich unter anderem ein gegen Stereotype, gegen FGM (Female Genital Mutilation), gegen Menstruationsarmut, für mehr Austausch und für gegenseitige Unterstützung. Nach The Future is Female kann niemand mehr sagen, „ich würde mich gerne für Feminismus stark machen, aber ich weiß nicht wie“. Es werden bestehenden Organisationen vorgestellt, denen man sich eventuell anschließen kann. Frauen zeigen, wie aus ihrer Eigeninitiative eine Bewegung wurde. Keine Sorge. Es ist ok, wenn sich nicht jeder gleich zu Großem inspiriert fühlt. Andere Beiträge betonen, wie wichtig es ist, sich vom Feminismus leiten zu lassen in der Erziehung und im alltäglichen Umgang miteinander. Repräsentation: Davon ausgehend, was ich im Vorfeld von dem Buch mitbekommen hatte, habe ich hauptsächlich Beiträge britischer Prominenter erwartet. Die deutsche Ausgabe wurde mit zusätzlichen Beiträgen ergänzt, sodass auf dem Cover schon mit den Namen Emma Watson, Keira Knightley und Katrin Bauerfeind geworben wird. Tatsächlich fällt auf, dass vor allem der englischsprachige Raum immer wieder im Fokus steht. Allerdings ergibt sich insgesamt durchaus ein bunteres Bild, als auf den ersten Blick zu erwarten wäre. Nicht nur Hollywood-Ikonen und Frauen mit einer ähnlichen Medienaufmerksamkeit kommen zu Wort. Auch Journalistinnen, Aktivistinnen und Unternehmerinnen teilen ihre Erfahrungen. Dazwischen sind immer wieder Beiträge von Girl-Up-Jugendbotschafterinnen aus aller Welt eingestreut. Ganz normale junge Frauen, die sich in ihrer Heimat für Feminismus stark machen. In verschiedenen Beiträgen heben die jeweiligen Autorinnen hervor, welchen zentralen Bestandteil Intersektionalität im Feminismus einnimmt. In der Auswahl der Autorinnen spiegelt sich diese Einstellung allerdings nur bedingt wieder. Viele der Namen haben mir nichts gesagt und ich habe keine Hintergrundrecherchen angestellt. Daher kann ich hierzu nur berichten, welchen Eindruck ich beim Lesen gewonnen hatte. Während zwar einige schwarze Frauen ihre Beiträge beisteuerten, erschien die LGBQ-Community unterrepräsentiert. Ich kann mich an genau einen Bericht einer Trans-Frau erinnern, Franzi zählt in ihrer Rezension (Link s.u.) „immerhin“ zwei. Gestaltung: Die Beiträge sind nach Kategorien geordnet, die Curtis als die fünf Stadien des Feminismus bezeichnet: Erleuchtung – Zorn – Freude – Zeit für ein bisschen Poesie – Aktion – Bildung. Dadurch ergibt sich eine thematische Struktur, an der man sich als Leser etwas entlanghangeln kann. Allerdings heißt das auch, dass sich die Beiträge innerhalb einer Kategorie teilweise stark ähneln und die gleichen Themen sich direkt nacheinander wiederholen. Spannend ist das, wenn die Beiträge verschiedene Sichtweisen darstellen (s.o.). Ermüdend hingegen, wenn sie sich an genau den gleichen Punkten abarbeiten. Ich hatte zufällig von der englischen Ausgabe erfahren und wusste sofort, dass ich dieses Buch lesen will. Ansonsten hätte ich die deutsche Ausgabe vermutlich nicht in die Hand genommen. Beim ersten Blick sticht einem sofort das schreckliche Pink des Umschlags ins Auge. (Mich hätte es nicht gewundert, wenn es im Dunkeln geleuchtet hätte.) Was soll das? Auch das englische Cover arbeitet mit einem Pinkton. Allerdings hat der einen thematischen Bezug zum Inhalt und wurde bewusst gewählt, da er wohl aggressives Verhalten reduziert. Dieser Farbton wird auch auf den Umschlaginnenseiten der deutschen Ausgabe aufgegriffen. Warum für die Außenseite stattdessen ein Pink gewählt wurde, das alles andere als beruhigt, ist mir schleierhaft. In weißen Großbuchstaben hebt sich nicht nur farblich, sondern auch plastisch der Buchtitel vom pinken Umschlag ab: THE FUTURE IS FEMALE! Ein Spruch, der gerne auch mal auf T-Shirts und Taschen prangt. Was gut gemeint Empowerment für Frauen fordert, hinterlässt bei mir immer einen schalen Nachgeschmack. Im Feminismus geht es nicht um eine weibliche Zukunft, sondern um eine gleichberechtigte Zukunft. THE FUTURE IS EQUAL! oder so müsste es heißen. Auch hier wurde beim englischen Original wieder die bessere Wahl getroffen: Feminists Don’t Wear Pink (and other lies) ist nicht nur witzig, sondern greift auch einen Gedanken aus einem der Beiträge auf. Leseempfehlung: Obwohl The future is female nicht ohne größere Schwächen daherkommt, bleibt es unterm Strich ein gelungener Beitrag zur feministischen Literatur. Mir gefällt, wie hier verschiedene Themen und Sichtweisen in einem Buch vereint werden. Ich fühlte mich beim Lesen verstanden, als auch inspiriert und motiviert.

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