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Rezension zu
Kroatisches Roulette

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Krimi von und mit Miroslav Nemec

Von: glimrende
22.11.2018

Das Besondere an dem Krimi von Miroslav Nemec ist, dass zwar eine (rein?) fiktive Geschichte erzählt wird, die agierenden Personen aber zumindest zum Teil existieren. Die Hauptrolle spielt Miroslav Nemec selbst, aber auch z.B. seine Frau und seine Töchter tauchen in Nebenrollen auf. Ich fand die Idee interessant, war mir jedoch nicht sicher, wie deren Umsetzung gelingen würde. In „Kroatisches Roulette“ befindet sich Miroslav Nemec auf Geschäftsreise in Kroatien. Dort wird er in seinem Hotelzimmer von einer jungen Frau quasi „überfallen“. Die presst sich leichtbekleidet an ihn und ihre Komplizen machen kompromittierende Fotos von der Szene. Klassischer Fall von 'die Situation war in echt ganz anders, als das Bildmaterial aussieht'. Zurück in Deutschland gelingt es Miroslav Nemec, die Frau ausfindig zu machen, allerdings liegt sie in einer Blutlache, als er sie in ihrer Wohnung aufsucht. Er flüchtet und in der Folge beginnt ein abenteuerlicher Trip nach Kroatien, denn auch die Erpresser haben sich mittlerweile gemeldet. Es fällt mir ein bisschen schwer, ein Fazit zu dieser Geschichte zu ziehen. Vielleicht vorneweg, „Kroatisches Roulette“ liest sich super leicht, und ich war an knapp drei Tagen durch. Trotzdem fand ich die Sprache ein bisschen holprig. Festmachen möchte ich dies an Kleinigkeiten wie der Tatsache, dass z.B. zwei aufeinanderfolgende Sätze mit „ich“ beginnen. Den Verlauf der Geschichte kann man durchaus als spannend einordnen. Zumindest wollte ich wissen, wie Miroslav Nemec sich aus seiner immer misslicher werdenden Lage rettet. Das ist gleichzeitig aber auch einer der Schwachpunkte: „Kroatisches Roulette“ wird von Seite zu Seite bizarrer, um nicht zu sagen unglaubwürdiger. Zwar löst das Ende einige dieser überzogenen Situationen auf und schiebt eine logische Erklärung nach. Trotzdem war insbesondere eine zufällige Begegnung mir persönlich viel zu „zufällig“. Auch kann ich die Beweggründe mancher Gegenspieler von Miroslav Nemec nicht nachvollziehen. Hier offenbaren sich auch die Schwierigkeiten von Nemec‘ Idee, sich selbst in der Hauptrolle auftreten zu lassen. Zumindest hatte ich die ganze Zeit ein seltsames Gefühl, wenn er von einer ausweglosen Situation in die nächste getappt ist. Es war wahnsinnig schwierig, den realen Nemec von der Figur im Buch zu trennen. Überzeugen konnte mich hingegen der kroatische Lokalkolorit. Also wie Miroslav Nemec z.B. die Unterschiede zwischen den überkorrekten Deutschen und den lässigen Kroaten herausarbeitet. Klar, dass sind Klischees, aber ich denke, da ist zumindest ein Körnchen Wahrheit dran. Stark fand ich auch die Momente, in denen vom Balkankrieg die Rede war. Hier wird schmerzlich deutlich, wie sehr dieser grausame Krieg noch heute bei der Generation, die ihn miterleben musste, eine Rolle spielt. Da gibt es alte Seilschaften und Feindschaften oder ehemalige Soldaten, die nach Kriegsende auf die schiefe Bahn geraten sind. Mein Fazit fällt also gemischt aus. Fassen wir es so zusammen, ich sehe Nemec‘ Stärken eher als Ermittler im „Tatort“ denn als Autor von Krimis mit sich selbst in der Hauptrolle.

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