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Rezension zu
Gott

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Von Menschen und Göttern

Von: Steve McGregor
26.11.2018

Bereits der Titel seines Buches „Gott – eine Geschichte des Menschen“ verrät dem Leser ein wenig von dem, was Autor Reza Aslan vorhat. Ja, es geht in seinem Buch um Gott. Nicht nur um einen, sondern um viele Götter. Aber genauso geht es um den Menschen. Um die menschliche Entwicklung, um Hoffnungen, Sehnsüchte und Träume und die Frage, was Religion oder der Glaube an Gott mit all dem zu tun haben. In diesem ersten Teil des Buches legt Aslan die Grundlagen für die weiteren Kapitel. Als Leser erfährt man einiges über die Ursprünge der Gottesvorstellung bei verschiedenen Völkern und in verschiedenen Kulturkreisen. Es gibt verblüffende Ähnlichkeiten, deren sich die meisten Leser vermutlich vorher nicht bewusst waren. Die Entwicklung blieb jedoch an diesem Punkt nicht stehen und so führt uns Reza Aslan folgerichtig in die Entstehung der ersten erfolgreichen monotheistischen Religion ein. Spannend hierbei war für mich die Unterscheidung von zwei verschiedenen Göttern im Alten Testament, die im Laufe der Zeit zu einem einzigen Wesen verschmolzen und fortan (bis heute) für viele Gläubige als der einzig wahre Gott gelten. Von hier geht die Entwicklung weiter Richtung Christentum, wo die Idee eines „Gott-Menschen“ ihre eigenen theologischen Probleme mit sich brachte. Das Christentum nimmt in diesem Buch gerade einmal zwanzig Seiten ein, deutlich weniger als die antiken Götter. Vielleicht geht der Autor davon aus, dass diese Geschichte den meisten seiner Leser zumindest in den Grundzügen bekannt ist. Ähnlich sieht es beim Thema Islam aus, der als jüngste der großen monotheistischen Religionen die Reihe der Gottesvorstellungen abschließt. Meine ursprüngliche Sorge, das Buch könnte eventuell zu „hoch“ für mich sein, wurde schnell zerstreut. Der Autor beschreibt die Ergebnisse historische Ausgrabungen so spannend, dass man am liebsten selbst dabei gewesen wäre. Dabei liefert er nicht nur Fakten, sondern verbindet diese zu einem größeren Zusammenhang, so dass es als Leser leichtfällt, dem roten Faden zu folgen. Soweit möglich, verzichtet der Autor auf umständliche Fachbegriffe und falls sie doch einmal nötig sind, werden sie leicht verständlich erklärt. Reza Aslan schafft es beispielsweise, in zwei Sätzen die Hypersensitive Akteur-Erkennung (HADD) und das Konzept der Theory of Mind so zu erklären, dass man auch als absoluter Laie versteht, worum es geht und was das Ganze mit der Entwicklung von Gottesvorstellungen zu tun hat. Was ich am Autor sehr schätze, ist sein durchgehend sehr sachlicher Ton. In einer Zeit, in der Religion oft stark polarisiert und schnell zu Ausgrenzung führt, schafft Aslan es, die unterschiedlichsten Glaubensvorstellungen sachlich darzulegen. Vielleicht liegt das mit daran, dass er in verschiedenen Glaubensvorstellungen zu Hause war: Zuerst Muslim, dann Christ, dann wieder Muslim (diesmal Sufist) und schließlich… ja, was eigentlich? Im letzten Kapitel (Fazit) seines Buches versucht Aslan, sein derzeitiges Gotteskonzept darzulegen und erklärt uns am Ende alle zu Gott. Seine Antwort auf die Frage nach der Gottesbeziehung liegt im Pantheismus: Gott ist in allem und alles ist Gott. Oder, in der naturwissenschaftlichen Variante: E = mc2. Dieses Fazit kam für mich ein bisschen plötzlich und wird leider nicht weiter ausgeführt. Auf knapp zweihundert Seiten die komplette Religionsgeschichte der Menschheit darstellen zu wollen, ist ein ehrgeiziges Unterfangen. Vieles muss zwangsläufig oberflächlich bleiben – die asiatischen Religionen werden beispielsweise fast komplett ausgeklammert. Dafür gibt es einen sehr umfangreichen Anhang mit Literaturverzeichnis und ausführlichen Anmerkungen. Insgesamt ist Reza Aslans Buch zu empfehlen, wenn man sich einen (ersten) Überblick über die Entstehung der Religionen und Gottesvorstellungen verschiedener Zeitalter verschaffen möchte. Auch für gläubige Menschen kann es interessante Impulse liefern und regt definitiv zum Nachdenken an.

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