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Rezension zu
The Hills

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Matias Faldbakken: “The Hills” (Heyne Encore)

Von: Stephan Kottkamp & Christian Funke
06.12.2018

Zwischen Parabel und absurdem Theater In „The Hills“ kämpft die Tradition gegen die Moderne Der norwegische Autor und bildende Künstler Matias Faldbakken legte im Jahre 2003 mit „The Cocka Hola Company“ seinen Debütroman vor. Nun 15 Jahre später veröffentlicht der 1973 geborene Autor mit „The Hills“ einen furiosen Roman, der dem Leser einiges abverlangt. Die Handlung von Matias Faldbakkens neuem Roman spielt in dem eleganten und konservativen Restaurant „The Hills“ in Oslo. Zumindest vordergründig. Denn eigentlich ist das „The Hills“ wohl nur eine Parabel auf unsere heutige Zeit, insbesondere auf das heutige Europa. Oder doch nicht? Phasenweise erinnert das, was Faldbakken seinem Leser in gedämpftem Ton erzählt an absurdes Theater. Am Ende der 238 Seiten bleiben viele Fragen offen. Die Handlung des Romans wird streng aus der Perspektive eines Ich-Erzählers geschildert. Bei diesem Ich-Erzähler handelt es sich um einen Kellner, von dem der Leser nie erfährt, wie er heißt und wie alt er ist. Man erfährt aber, dass er schon sehr lange im „The Hills“ arbeitet und das Lokal der Mikrokosmos ist, in dem er den Großteil seines Lebens verbringt. Traditionen, Routinen und Hierarchien sind die Kompassnadeln, an denen der Kellner sein Leben ausrichtet. In seiner paranoiden und neurotischen Art erinnert der namenlose Kellner an Elling, den von Faldbakkens norwegischem Landsmann Ingvar Ambjörnsen erdachten Protagonisten mehrerer inzwischen verfilmter Romane. Das (Arbeits)leben des Kellners funktioniert in seiner immer gleichen Art und Weise tadellos bis eines Tages eine Frau im Restaurant auftaucht, die die Welt des Kellners ins Wanken bringt. Plötzlich ist nichts mehr so, wie es zuvor war. Der Kellner verletzt sich an einer Schublade, er serviert das falsche Essen, er irritiert Personal und Gäste mit skurrilen Gesprächen. Je mehr sich verändert, desto unsicherer werden die Handlungen des Kellners. Sicherheit bietet ihm auch seine so geliebte Kellnerjacke nicht mehr, zu der er eine fast erotische Beziehung pflegt. Neben dem Kellner gibt es noch weitere Protagonisten, die Faldbakken dem Leser durch detailreiche Darstellungen sehr nahebringt – Personal des Restaurants und Gäste. Hierbei handelt es sich um eine illustre Runde von unterschiedlichsten Charakteren. Da ist zum Beispiel das Schwein, ein Geschäftsmann, der jeden Tag zur exakt gleichen Uhrzeit sein Mittagessen im „The Hills“ einnimmt. Doch eines Tages verspätet er sich und wird zudem noch von einer fremden Frau begleitet, die der Kellner fortan als „Kindfrau“ bezeichnet. Da sind aber auch die Mitarbeiter des Restaurants – vom strengen Maitre D’, über die allwissende Barchefin bis hin zum wenig lebhaften Pianisten. Sie alle werden von Faldbakken derart plastisch beschrieben, dass sie dem Leser stets präsent sind. Überhaupt kümmert sich Faldbakken intensiv um seine Leser und nimmt sie mit. Mit auf eine Reise in eine Welt, die sich massiv wandelt und die bislang gültige Konstanten in Frage stellt bzw. zerstört. Dies alles hat Tiefgang und ist meistens sehr berührend. Der Norweger erzählt in gedämpftem Ton, nur selten wird es etwas schriller. Und trotzdem hallen Faldbakkens Worte nach und regen an – zum Nachdenken über uns und unsere sich im Wandel befindliche Welt.

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