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Rezension zu
Die unterirdische Sonne

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Verstörend und real! Eine Warnung an Kinder, Jugendliche und Eltern

Von: JogiExperience
21.03.2015

Ich mag die Süden-Romane und mir gefällt Friedrich Anis Stil, mit eher leisen Worten Spannung und Atmosphäre zu erzeugen. Ani schreibt neben seinen Geschichten über Tabor Süden, so wie hier, auch Jugendromane, und er lässt auch dabei wieder ein brisantes Thema aus dem realen Leben nicht aus. Das spurlose Verschwinden von Kindern ist oftmals verbunden mit erwachsenen, kranken Geistern. In drei Akten ist der Leser in „Die unterirdische Sonne“ Zeuge in einem Kellergefängnis auf einer Insel, in dem sich zunächst fünf Kinder bzw. Jugendliche im Alter zwischen 11 und 15 Jahren befinden, die von ihren Peinigern in unregelmäßigen Abständen einzeln aus ihrem Verlies geholt werden. Friedrich Ani beschreibt nicht die Grausamkeiten, die die Gefangenen über sich ergehen lassen müssen, sondern die geschilderten Handlungen bleiben bei den Jugendlichen in den Momenten, in denen sie sich selbst überlassen sind. Und dennoch bekommt man mit Fortgang der Geschichte eine Ahnung von dem, was in den oberen Räumlichkeiten passiert. Ein nach eigenen Angaben 18-jähriger junger Mann, der als „neue“ und zusätzliche Geisel zur "Kellergemeinschaft" stößt, rüttelt die übrigen auf grausame Weise wach, bringt sie in die Realität, nimmt ihnen auf der einen Seite Hoffnung und sämtliche Illusionen, löst aber auf der anderen Seite auch eine Art von Kraft des Entgegenstemmen aus. Wie es ausgeht, soll hier nicht verraten werden. Man kann in der Tat lange darüber nachdenken, ob dieses Buch wirklich für Jugendliche ab 16 Jahre geeignet erscheint. Bedenkt man allerdings, in welche Situationen und Geschehnisse sich Kinder und Jugendliche heutzutage freiwillig begeben, dann halte ich die Altersbeschränkung für nahezu unbedenklich. Ganz im Gegenteil, denn Friedrich Ani rät in diesem Roman, ob gewollt oder nicht, zur Vorsicht. Ein Ratschlag auch für die Eltern. Ganz wichtig scheint dabei auch die Erkenntnis, dass es Opfer aus allen erdenklichen und sozialen Schichten gibt. Opfer, die im Zuge ihrer aussichtslosen Situation zunächst Sarkasmus und Ironie erlernen. Ani zeichnet hier eine Art Psychogramm der Entführten. Jede Kopf-, Hand- und Fußbewegung zeigt die Emotionen der Kinder, ebenso wie die Veränderungen, die im mentalen Bereich zum völligen Einbruch des Lebenswillens führen können. Sie versetzen sich gedanklich in eine andere Welt, um wenigstens punktuell, für kurze Momente, wenigstens geistig dem Elend zu entkommen. Schließlich und endlich sollte nach dem Zuklappen von „Die unterirdische Sonne“ allen Eltern und Kindern klar sein, dass Vermisstenanzeige bei der Polizei, Fahndungsplakate und jede weitere Art der Öffentlichkeitsfahndung nicht ausreichend sind, um solche Verbrechen zukünftig zu verhindern. Dieses Buch verlangt zeitweise ein sehr aufmerksames Lesen. Denn die Veränderung der jeweiligen Charaktere sind im Gesamtbild sehr wichtig. Jeder der Protagonisten liefert auf seine eigene Art und Weise ein verstörendes Bild ab, und da ist die Zuordnung der jeweiligen Sätze und Stimmungen in den Gesprächen unabdingbar. Ist man mit dem, zu keiner Zeit vorhersehbaren Buch durch, bleibt man nachdenklich, vielleicht sogar etwas schockiert, zurück. Mit dieser Aussagekraft ist Friedrich Ani ein sehr wichtiges Buch gelungen!

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