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Rezension zu
Der Himmel gehört uns

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Aufwühlend, emotional und so voller Liebe

Von: Buntes Tintenfässchen
14.12.2018

"Der Himmel gehört uns" ist der Debütroman des britischen Journalisten und Autoren Luke Allnutt und hat mich vor allem aufgrund der Thematik interessiert. Schon der Klappentext macht deutlich: Leichte Kost ist dieser Roman sicher nicht. Denn es geht um die furchtbarste Krankheit unserer Zeit und gleichzeitig um das Schlimmste, das man sich vorstellen kann: Den Tod des eigenen Kindes. Denn mit dieser entsetzlichen Tatsache werden Rob und Anna Coates konfrontiert, als bei ihrem kleinen Sohn Jack ein unheilbarer Hirnturmor diagnostiziert wird. Etwas, das man sich auf gar keinen Fall auch nur vorstellen möchte, und etwas, das durch Luke Allnutts Geschichte erschreckend real und greifbar wird. Aber der Reihe nach: Luke Allnutt erzählt die Geschichte der kleinen Familie von dem Moment an, in dem sich die Protagonisten Anna und Rob auf einer Studentenparty kennenlernen. Er erzählt, wie sie sich ineinander verlieben, sich gegenseitig ergänzen, einfach zueinander gehören. Ich mag es sehr, wie verschieden Allnutts Charaktere sind und wie sie in der Liebe zueinander ihren gemeinsamen Nenner finden. Klingt kitschig, ist es aber überhaupt nicht. Tatsächlich hat sich die Geschichte von Rob und Anna für mich überhaupt nicht übertrieben romantisch angefühlt, sondern einfach ganz nah und echt. Mitten aus dem Leben gegriffen und doch besonders. Dabei ist es auch einmal etwas erfrischend anderes, dass die Geschichte nicht von einem allwissenden Erzähler und auch nicht aus Annas Sicht, sondern aus der Sicht des Mannes erzählt wird. Insbesondere weil der Fokus im Verlauf der Handlung ganz klar auf Robs Gefühlen liegt - und die haben es in sich. Der gemeinsame Sohn Jack krönt nach einigen Jahren endlich die Liebe der beiden und es ist rührend zu verfolgen, wie Rob in seiner Vaterrolle aufgeht, wie vernarrt er in seinen Sohn ist. Und umso tiefer ist der Fall, als bei Jack ein unheilbarer Hirntumor diagnostiziert wird - was harmlos begann, entwickelt sich für die jungen Eltern zum schlimmsten Alptraum und zur Tortur für den kleinen Jack. Ab da wird die Geschichte, wie könnte es angesichts der Thematik anders sein, unheimlich emotional und schwer zu verkraften. Das Schicksal des kleinen Jack, vor allem aber das Schicksal seiner Eltern, die von einem Moment auf den nächsten vor dem Nichts stehen und wie besessen um ihren Sohn kämpfen, immer in dem Wissen, dass sie ihn nicht retten können, geht einem mächtig an die Nieren. Bemerkenswert und wahnsinnig bewegend fand ich dabei, dass Allnutt das Geschehen auf unheimlich klare, ehrliche und wenig zurückhaltende Weise schildert, dabei aber wahnsinnig viel Einfühlungsvermögen beweist. Allnutt schlidert mit brutaler Ehrlichkeit, wie Jacks Diagnose vor allem Rob den Boden unter den Füßen wegzieht. Wie die Krankheit seines Sohnes Rob zu einem anderen Menschen macht, ihn irrationale und bisweilen zweifelhafte Entscheidungen treffen lässt. Wie er nach jedem noch so kleinen Hoffnungsschimmer greift, sich zu vollkommen abwegigen Methoden hinreißen lässt. Man kann Robs Handeln nicht immer nachvollziehen, was ja absolut logisch ist, weil man sich kaum vorstellen kann, was diese Erfahrungen mit einem Menschen machen können. An vielen Stellen, vor allem im letzten Drittel des Buches, war Rob mir sogar richtiggehend unsympathisch - und gleichzeitig hatte ich wahnsinniges Mitleid mit ihm. Luke Allnutt gelingt es hier, das, was die Krebsdiagnose beim eigenen Kind mit den Eltern macht, auf erschütternd ehrliche und dabei sehr berührende Art und Weise in Worte zu fassen. Abgesehen vom emotionalen Faktor der Geschichte gibt es auch einige wissenschaftliche Aspekte, die ich sehr interessant fand und die mich beim Lesen erschüttert haben. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber Allnutt geht in "Der Himmel gehört uns" auch darauf ein, wie dubiose Heilmethoden für Eltern, die jegliche Hoffnung aufgegeben haben, plötzlich eine neue Chance darstellen können - wie verlockend die Heilungsversprechen zwielichtiger Ärzte, die das Leid der Familien ausnutzen, sein können. Mich hat das unglaublich erschüttert und wütend gemacht und auch wenn die Geschichte fiktiv ist, habe ich keinen Zweifel daran, dass es solche widerwärtigen Menschen wirklich gibt. Leider - und das macht mich wahnsinnig traurig. Luke Allnutt hat dem kleinen Jack in seinem Roman eine Stimme gegeben - und damit allen Kindern, die an Krebs erkranken. Vor allem aber hat er ihren Eltern eine Stimme gegeben, was ich unendlich wichtig, wenn auch schmerzhaft und tragisch finde. Diese Aspekte machen "Der Himmel gehört uns" für mich zu einem unglaublich emotionalen und aufwühlenden Roman, auch wenn man dem Buch hier und da anmerkt, dass es ein Erstlingswerk ist. Ich hatte das Gefühl, dass Allnutt an einigen Stellen die richtigen Worte fehlten und dass er sich, vor allem in Hinblick auf Robs Job, der einem bis zum Ende irgendwie schleierhaft bleibt, oftmals in unwichtigen Details verliert, die sich schließlich nicht ganz sauber in die Handlung einfügen. Das sind aber nur Kleinigkeiten, die die Geschichte nicht weniger bewegend und mitreißend machen. Mein Fazit In "Der Himmel gehört uns" gibt Luke Allnutt allen Eltern, deren Kindern an Krebs erkrankt sind, eine Stimme. Mit unglaublichem Einfühlungsvermögen geht er auf ihre Ängste, Gefühle und Sorgen ein - und ich verspreche euch, dabei bleibt kein Auge trocken. Auch wenn Allnutts Erzählstil mir hier und da noch nicht ganz ausgereift zu sein schien, hat mich seine Geschichte mitgerissen, mich tief berührt und schockiert. Dieser Roman ist sicher keine leichte Kost, er hat es in sich - aber am Ende ist er auch so wunderschön.

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