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Rezension zu
Arthur und Lilly

Im Land der Chinesen bin ich noch nie gewesen

Von: TochterAlice aus Köln
17.12.2018

erstens hatte ich keine Zeit, zweitens war der Weg zu weit! Dieses Lied sang Arthur Kern im fernen Kalifornien noch im hohen Alter und zwar auf Deutsch, das außer ihm keines seiner Familienmitglieder spricht. Arthurt Kern ist als Oswald Kernberg in Wien geboren worden, Ende der 1920er Jahre in eine jüdische Familie und er ist durch den Kindertransport gerettet worden, zunächst nach Frankreich, dann verschlug es ihn in die USA, wo er den - umfangreichen - Rest seines Lebens verbrachte. Weder seine Eltern noch sein Bruder überlebten, sie wurden nach Polen deportiert und starben dort irgendwo - Arthur kennt weder den Ort noch die Umstände. Eine harte Kindheit - dennoch ist aus Arthur ein heiterer, lebenslustiger und beruflich sehr erfolgreicher Mensch geworden, ein Familienmensch noch dazu - zusammen mit seiner Frau Trudie hat er eine richtig große Sippe begründet. In der außer ihm niemand Deutsch spricht, nicht einmal seine Frau, die ebenfalls als Jüdin in Wien geboren wurde und dort den ersten Teil ihrer Kindheit verbrachte, doch das ist eine andere Geschichte. Allerdings eine, die ebenfalls in diesem Buch vorkommt. Wie so vieles andere, das Autorin Lilly Maier scheinbar beiläufig hineinflicht in ihre Biographie Arthur Kerns, die auch ihre eigene Geschichte beinhaltet: denn die Begegnung der beiden hat den Stein erst ins Rollen gebracht, Lillys Interesse an Zeitgeschichte und vor allem an den Kindertransporten wurde dadurch geweckt. Dabei war sie erst elf, damals im Jahr 2003, als Arthur Kern vor der Wohnungstür der Maiers in Wien stand - vor der Wohnung, die bis 1939 seine eigene, bzw. die seiner Familie gewesen war. Lilly und ihre Mutter öffneten diese Tür für ihn und später öffnete Arthur für Lilly viele weitere Türen - nicht zuletzt die zu seinem Herzen. Lilly Maier, inzwischen Historikerin und auf dem Weg zur Promotion, ist seit Jahren zum Familienmitglied der Kerns geworden. Das war quasi der erste Zufall, der in diesem Buch zur Sprache kommt. Und dem noch viele weitere folgen. Sie hat Ungeheuerliches zustande gebracht, diese ehemals kleine Lilly, die sich schon als elfjähriges Mädchen für Geschichte, zunächst die der Familie Kern(berg), dann für die der Kindertransporte und für das drumherum. Das Sachbuch "Arthur und Lilly" liest sich wie ein spannender Roman, man kommt gar nicht mehr los von dieser Geschichte und nimmt doch dabei so vieles mit über die Zusammenhänge der europäischen und transatlantischen Geschichte. Ich freue mich besonders darüber, dass Lilly Maier noch so jung ist, ihr dreißigster Geburtstag liegt noch in weiter Ferne. Denn das bedeutet, dass sie noch viele wunderbare historische Werke erschaffen kann, in denen sie das Thema Kindertransporte oder auch ein anderes - wer weiß, worauf sie noch kommt - weiter untersucht. Sie hat teilweise in den USA studiert und den angelsächsischen Schreibstil der Historiker verinnerlicht, der so viel unterhaltsamer und lebensnaher ist als der in Deutschland übliche, oft trockene Stil, der nicht nur mir häufig die Lektüre historischer Werke erschwert. Ein ganz besonderes Buch ist dieses historische Werk, das zeigt, das ein Sachbuch auch warmherzig und empathisch sein kann. Ich empfehle es aus ganzem Herzen, auch denen, die sich normalerweise nicht für Bücher dieser Art interessieren!

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