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Rezension zu
Morgengrauen

Wer gerne eindringliche Geschichten liest, die einen nicht mehr loslassen, ist hier sehr gut beraten.

Von: Daniela Vödisch
04.01.2019

Ich mag schicksalsträchtige Geschichten sehr und wenn sie aus anderen Kulturen kommen, umso besser. Deswegen war für mich klar, dass ich das Buch lesen möchte, als ich es bei Amazon entdeckt habe. Der Autor Selahattin Demirtas ist ein türkischer Politiker und ehemaliger Vorsitzender einer Partei, die Minderheitenrechte befürwortet. 2014 ist er als einer von drei Kandidaten gegen Erdogan bei der Wahl angetreten. Seit November 2016 sitzt er in einem Hochsicherheitsgefängnis in Edirne. Ihm wird auf Initiative von Erdogan Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in einer bewaffneten Terrororganisation (PKK) vorgeworfen. Dafür findet sich kein einziger Beweis in der Anklageschrift und doch wurde er am 4.12.2018 in zweiter Instanz verurteilt. Seitdem gilt er in der Türkei als ein verurteilter Gefangener. Im Gefängnis begann er, Erzählungen nieder zu schreiben, diese wurden nach einer Prüfung durch die Gefänfnisdirektion an einen Verlag gefaxt. Dieser gab die Sammlung 2017 heraus und Morgengrauen wurde zum Beststeller. In der Türkei hat sich das Buch bereits über 200.000 Mal verkauft. Die Erzählungen beginnen mit den Schilderungen der Haftbedingungen, was mir bereits die Tränen in die Augen getrieben hat. Und doch versuchen er und der Parlamentsabgeordnete Abdullah und er das beste draus zu machen. Man merkt dem Autoren die Ironie und auf der anderen Seite das Gefühl deutlich an, mit der er die Geschichten erzählt. Was mir aufgefallen ist, ist das die Atmosphäre der Erzählungen stark schwanken wie wahrscheinlich auch seine Stimmung. "Morgengrauen" sollte man aber nicht nur dem Hintergrund des Autors wegen lesen, denn die Geschichten sind so gut geschrieben, dass sie auch für sich alleine stehen können. Politische Gründe stehen in den Geschichten eher hinten an, vielmehr geht es um die türkische Gesellschaft. Die problematische Situationen der türkischen Frauen kommt zur Sprache, ebenso wie die "Ehre" der türkischen Männer und die nicht vorhandene Meinungs- und Pressefreiheit. Auch die Doppelmoral und die ursprünglichen Verhaltensweisen der Türken wird behandelt, und auch vor Vergewaltigung macht der Autor nicht halt. Die Geschichte fand ich persönlich am krassesten, besonders das Ende hat mich umgehauen. "Morgengrauen" ist ein sehr intensives Buch, eines der wenigen, die man liest und nie wieder vergisst. Von einem Lesevergnügen kann man hier nicht sprechen, aber ich denke, dessen ist man sich bewusst, wenn man so etwas liest. Ich finde dieses Buch sehr sehr wichtig, da die Geschichten verschlüsselt von den Figuren erzählen, die in der Türkei zu kurz kommen. Fazit: Wer gerne eindringliche Geschichten liest, die einen nicht mehr loslassen, ist hier sehr gut beraten.

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