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Rezension zu
My Love Story

Fliegen lernen

Von: Thomas Lawall
06.01.2019

Es kommt bei diesen Biografien immer darauf an, welcher Generation man als Leserschaft angehört. Den älteren Zeitgenossen und Fans sind so manche Fakten bestens bekannt, doch den jüngeren und jüngsten dürfte das Drama um Ike Turner nur wenig oder gar nicht bekannt sein. Schon deshalb lohnt sich die Lektüre von "My Love Story". Tina Turner hat sich für einen ungewöhnlichen Einstieg entschieden. Sie beginnt ihre Autobiografie, nach dem kurzen Prolog und einem Schlaglicht auf ihren Geburtsort Nutbush, Tennessee, bis weit in ihre Zukunft, mit einem gewissen Antrag eines gewissen Erwin Bach. 1989 war das, doch es sollte noch "eine ganze Weile" dauern, bis die dann fast Fünfzigjährige einem derartigen Ansinnen nachgeben sollte. Allein diese Geschichte ist ein triftiger Grund, diese Lebensgeschichte zu lesen, die auch und besonders, wie es der Titel vorwegnimmt, eine Liebesgeschichte ist ... Es wäre jetzt müßig, die einzelnen Stationen ihres Lebens aufzuzählen, oder näher darauf einzugehen, auf welche Art und Weise sie das tut. Der Rezensent fühlt sich dennoch verpflichtet, einer potentiellen Leserschaft das Buch einerseits schmackhaft und andererseits regelrecht ans Herz zu legen. Es wäre doch schade, wenn man nie erfahren würde, was ein Ziegenbock mit einer Lebensrettung zu tun hat, wieso Verkäuferinnen Tinas erstes zahlendes Publikum waren, warum man in bestimmten Situationen eine weiße Frau besser versteckt, wer Mick Jagger das Tanzen beibrachte, ob man Buddhismus mit Handfeuerwaffen in Einklang bringen kann oder weshalb um alles in der Welt man ein Rollenangebot von Steven Spielberg ablehnen kann! Und noch etwas: Tina Turner lüftet ein bislang gut gehütetes Geheimnis. David Bowie, dem sie sehr viel zu verdanken hat, stellt sie uns als "echten Gentleman" vor und erwähnt jenes denkwürdige Konzert in der NEC-Arena in Birmingham 1985. Dort wurde das Musikvideo zu "Tonight" aufgenommen. Angeblich ist es "eine der am meisten diskutierten Fragen in der Geschichte des Rock", was er ihr wohl bei einem gemeinsamen Tanz auf der Bühne ins Ohr geflüstert hat. Nun ist also die Wahrheit nachzulesen ... Viele Jahre hat es gedauert, bis Tina Turner ihre ganz persönliche Hölle durchlebt und verlassen hat. Als sie 39 Jahre alt war, erkannte sie, dass sie, anders als es der damalige Ehemann und Dauerpeiniger Ike immer behauptete, ohne ihn sehr wohl existieren konnte. "Ohne Ike konnte ich fliegen." Doch was ab ihrer Flucht aus dem Ehegefängnis 1976 geschah, war keineswegs ein leichter Weg oder gar eine "Overnight Sensation", wie sich nicht wenige damals ausmalten. Wie soll es auch gehen, wenn man nichts mehr hat außer zahlreichen Klagen und einem Almosen auf dem Papier: dem Recht, sich Tina Turner nennen zu dürfen! Wie sich das zutrug, warum und weshalb, erzählt dieses Buch. Und noch so viel mehr! Gegen Ende ihrer Autobiografie geht Tina Turner in allen Einzelheiten auf ihre Krankheitsgeschichte ein und zeigt damit, dass auch Weltstars bereit sein können, diese unangenehmen Kapitel nicht auszublenden. Auch den Selbstmord ihres Sohnes Craig (1958-2018) verschweigt sie, als Nachwort eingefügt, nicht. Damit erhält das Buch, nach einem Bericht der Premiere des Musicals "Tina - The Tina Turner Musical" am 17. April 2018, welcher einen guten Schluss des Buches abgegeben hätte und auch sicher so geplant war, eine traurige Aktualität. "Hallo, meine Liebe" begrüßte er sie dereinst ...

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