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Rezension zu
Das geheime Lächeln

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die Frau im Schatten

Von: Martinas Buchwelten
08.01.2019

Bewertung: 3 1/2 Sterne Im Zuge der Bloggeraktion #litlovehistory habe ich zu Bettina Storks Roman "Das geheime Lächeln" gegriffen, welcher sich schon viel zu lange auf meinem SuB Stapel befand. Die Journalistin Emilia Lukin entdeckt in einem Auktionskatalog ein Gemälde mit einem Frauenportrait, welches ihr Interesse weckt. Das Anlitz der Unbekannten ähnelt ihrem eigenen auf unheimliche Weise. Bei der Frau kann es sich nur um ihre Großmutter Sophie Langenberg handeln, dem schwarzen Schaf der Familie, über die nicht gesprochen werden durfte. Emilia entschließt sich in den Elsass zu fahren und das Bild zu ersteigern, um es in Familienbesitz zu bringen. In zwei Handlungssträngen, die in den 30igern des letzten Jahrhunderts und in der Gegenwart spielen, erzählt Bettina Storks die Geschichte rund um ein Familiengeheimnis. Emilia begibt sich auf Spurensuche und dabei auf eine emotionale Reise in die Vergangenheit. Etwas Abwechslung tut ihr gut, nachdem ihre Ehe mit Vladi gerade einiges an Konfliktpotential birgt. Ihr Ehemann hat sie betrogen und Emilia ist sich noch nicht sicher, ob sie ihr Vertrauen in Vladi wiederfinden kann. Die beiden Söhne Leo und Mischa sind erwachsen und Mutter Pauline befindet sich in einer psychiatrischen Einrichtung. Emilia ersteigert das Bild "Frau im Schatten" und begibt sich anschließend nach "La Lumière" im Luberon, einem kleinen Ort in der Provence, wo Sophie einst gewohnt hat. Das Haus wurde nach ihrem Tod an ihre Tochter Pauline, Emilias Mutter, vererbt. Deswegen verspricht sich Emilia vor Ort mehr Informationen über ihre Großmutter zu erhalten. Ihr journalistischer Spürsinn und ihre Hartnäckigkeit lassen sie nicht ruhen und so werden aus Tagen Wochen, in denen sich ihr eigenes Leben von Grund auf verändert.... Emilia erhofft sich vom geheimnisvollen Jean-Pierre Roche mehr Informationen über Sophie, der ihre Großmutter angeblich gekannt hat. Doch der alte Mann weist Emilia erstmals zurück. Ganz langsam wird das Geheimnis um Sophie aufgedeckt und die zwei Zeitebenen verbinden sich schlussendlich zu einem Ganzen. Dabei kommt Emilia einer Lebenslüge auf die Spur, welche noch Auswirkungen bis in die Gegenwart hat. Die ersten hundert Seiten überzeugten mich noch nicht wirklich, was sich im Laufe der Geschichte etwas änderte. Trotzdem konnte ich das Buch jederzeit aus der Hand legen und ich hatte kein drängendes Bedürfnis weiterzulesen. Mir fehlte weitgehend die Spannung. Der Großteil des Romans ist aus der Sicht von Emilia in der Gegenwart geschrieben, aber auch Jean-Pierre und Sophie kommen zu Wort. Der historische Anteil ist jedoch wesentlich kleiner. Die Charaktere von Emilia, Sophie und Jean-Pierre wurden von der Autorin wunderbar gezeichnet und lebensecht dargestellt. Der unnahbare und gebildete Jean-Pierre wirkt einerseits geheimnisvoll und sympathisch, aber auch verschwiegen und distanziert. Er bleibt rätselhaft....das sollte er auch. Emilia ist emotional und steht an einer Wende in ihrem Leben. Die plötzliche Suche nach ihren familiären Wurzeln kam mir jedoch etwas zu spontan und unglaubwürdig vor. Viele ihre Emotionen konnte ich gut nachvollziehen, auch wenn sie mir mit der Zeit etwas zu fokusiert und theatralisch wirkten. Manche wiederum weniger. Besonders der Umgang mit ihrer Mutter erfüllte mich mit Unverständnis. Pauline leidet angeblich an Demenz und Emilia redet immer wieder auf sie ein und will ihr Dinge und Wahrheiten aufzwingen. Meine Mutter erkrankte ebenfalls an dieser Krankheit und reagierte auf diese Art "persönlichen Angriff" sehr ungehalten. Sie lebte in ihrer eigenen Blase und Wahrheit, welche man auch respektieren sollte. Emilias Verhalten empfand ich als Übergriff gegenüber ihrer Mutter. Das machte sie mir nicht immer sympathisch. Von Sophie erfährt man meiner Meinung nach zu wenig. Ich konnte mich weder in sie hineinversetzen, noch kam bei mir Nähe zur Figur auf. Ihr Leben in den 30iger Jahren in Paris, die Liebe zum Künstler Paul-Raymond Fugin, die Künstlerkolonie und der Beginn des Zweiten Krieges wurden mit viel Empathie erzählt, doch danach war Sophie für mich nicht mehr wirklich greifbar. Die Zeit in der Provence fand ich noch lückenhafter. Sophies Leben wird größtenteils aus Briefe und Tagebucheinträge zusammengetragen bzw. aus Erzählungen von Jean-Pierre. Vielleicht war das auch mein Problem zu Sophie keine richtige Beziehung aufbauen zu können. Sehr interessant fand ich die historische Erwähnung des Dorfes Dieulefit, dessen Bewohner sich während des Krieges geschlossen gegen die Nazis stellten und heimlich Flüchtlinge versteckten. Bettina Storks hat diese historischen Fakten wunderbar in ihren Roman verwoben. Schreibstil: Bettina Storks schreibt poetisch und mit viel Liebe zum Detail. Die dichte atmosphärische Erzählung und die bildgewaltige Beschreibung der Landschaften und Dörfer in Südfrankreich machten es mir leicht sich alles vorzustellen, obwohl ich noch nie dort war. Selbst der immer wieder erwähnte Mistral, der starke und kalte Fallwind der im Mittelmeerraum vorkommt, blies mir beim Lesen um die Ohren. Die Charaktere sind lebendig, trotzdem kam nicht unbedingt Sympathie zu ihnen auf. Vorallem die eher distanzierte Beziehung der Söhne zu Emilia oder diese zu ihrer Mutter Pauline fand ich teilweise erschreckend kühl und emotionslos. Fazit: Der Roman lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Die Idee und die bildhaften Beschreibungen, sowie den Schreibstil mochte ich sehr. Die Charaktere nur teilweise und die Spannung fehlte mir ebenfalls. Es ist ein Roman der leisen Töne, der aufzeigt, dass das Leben oft ungeahnte Wege geht und dessen Auswirkungen oft noch Generationen später betrifft.

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