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Rezension zu
Kill 'em all

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

John Niven: “Kill 'em all” (Heyne Hardcore)

Von: Christian Funke
30.01.2019

„Alle Imperien sind aus Feuer und Blut erbaut.“ Pablo Escobar Der 47 Jahre alte Steven Stelfox genießt sein luxuriöses Leben im Vorruhestand, als ihn der Anruf seines ehemaligen Weggefährten James Trellick zurück an die Front holt. Sein Künstler Lucius Du Pre galt als der erfolgreichste Musiker, der jedoch gleichzeitig einem extravaganten Lebensstil auf seiner Ranch Narnia mit einem eigenen Vergnügungspark frönte. Soweit nicht dramatisch, wäre da nicht die unangenehme Vorliebe des Künstlers für kleine Jungs. Und nun existiert auch noch ein Video, welches die Gerüchte auf widerwärtige Weise unterstreicht. Ein Fall für den skrupellosen Problemlöser Steven Stelfox, der einen perfiden Plan verfolgt… Wer befürchtet hat, dass John Niven seinen Biss verloren hat, der kann sich auf Kill 'em all freuen. Denn hier zeigt Niven, ein Kriegsberichterstatter der modernen Wohlstandsgesellschaft, dass er es wie nur wenige andere Autoren beherrscht, ohne jegliche eigene Wertung ein bissiges, zynisches und immer treffsicheres Bild unserer Gesellschaft zu skizzieren und dies dabei so bitterböse zu formulieren, dass es sich einem durch die Netzhaut ins Hirn frisst. Und wer ist dazu besser geeignet, eine unangenehme Bestandaufnahme der Gegenwart zu liefern? Natürlich Steven Stelfox, der ehemalige A&R-Manager, spätere Produzent und Juror der Fernsehshow American Pop Star und jetzige millionenschwere Lebemann im Vorruhestand, der nur noch punktuell gegen ein fürstliches Honorar als freiberuflicher Berater tätig ist. Zuerst begegnete man ihm in dem 1997 spielenden Roman Kill your friends, später trat er in Gott bewahre in Erscheinung, hier nun erleben wir ihn erneut als Hauptprotagonisten des im Jahr 2017 angesiedelten Kill 'em all. Dabei scheint es, als bekomme jedes Jahrzehnt den Beobachter, den es verdient und so haben wir eben für die Zeit der letzten zwei Jahrzehnte einen menschenverachtenden, geldgeilen Zyniker, der diese in allen Belangen unruhige Zeit bissig kommentiert und jede Gelegenheit nutzt, seinen persönlichen Vorteil daraus zu ziehen. Dabei glänzt John Niven mit einem detaillierten Hintergrundwissen und zeigt uns die schmutzige Seite des Business, die jeder erahnt hat, aber immer hoffte, dass es so nicht sei. Parallelen zu bekannten Größen der Kunstszene sind dabei natürlich völlig unbeabsichtigt. Kill 'em all (Originaltitel: Kill 'em all, Großbritannien 2018) erscheint in einer Übersetzung aus dem Englischen von Stephan Glietsch als Hardcover mit rot eingefärbten Seitenschnitt bei Heyne Hardcore (384 Seiten, €20). Kill 'em all ist ein bissiger, unglaublich zynischer Roman, der einem mit seinen schwarzhumorigen Inhalt oftmals das Lachen im Halse stecken bleiben lässt. Wer meint, der Autor übertreibe in seiner Figurenskizzierung, der schaue nur einmal kurz in die aktuellen Nachrichten und treffe dort auf Menschen, denen jegliche Moral und Ethik fremd sind und die für den höchstmöglichen Gewinn bereit sind, alles zu tun, was nötig ist. Der fiktive Steven Stelfox ist nur ein Abziehbild zahlreicher realer Vorbilder, die ihre Macht tagtäglich auf Kosten anderer ausleben… Wie gesagt, bei der Lektüre von Kill 'em all bleibt einem nicht nur einmal das Lachen im Hals stecken! Christian Funke

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