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Rezension zu
Neujahr

Albtraum auf Lanzarote

Von: ulistuttgart
02.02.2019

Henning verbringt mit seiner Frau Theresa und seinen beiden Kindern im Kindergartenalter (2 und 4 Jahre) seinen Weihnachtsurlaub auf Lanzarote. Am Neujahrstag beschließt er für sich mit dem geliehenen Mountainbike eine Radtour zu machen. Während der Anstrengung des Fahrens und dem Kampf gegen den Wind, kommen ihm so manche Gedanken und Erinnerungen in den Sinn. Seine Frau und er arbeiten Teilzeit, damit sich beide um die Kinder kümmern können. Theresa arbeitet viel von zu Hause und zieht sich deshalb gerne in ihr Home Office zurück. Henning arbeitet praktisch genau so viel wie vor den Kindern und verdient das Gehalt der Teilzeitkraft. Dafür darf er sich dann in seiner „Freizeit“ sehr intensiv um seine Kinder kümmern. Er fühlt sich ausgelaugt und ist unzufrieden mit seinem Dasein. Zu allem Überfluss plagen ihn auch noch Angstzustände und Panikattacken. Das alles und noch viel mehr geht ihm beim Fahrradfahren am Neujahrstag durch den Kopf. Erster-Erster … Das Buch von Juli Zeh ist klasse. Erstmal die Wahnsinns Beschreibungen von Lanzarote. Jedes Haus und jede Pflanze wird beschrieben. Die Landschaft mit Palmen, Kakteen und Bougainvilleen. Da ich Lanzarote sehr liebe, sehe ich all die Dinge vor mir und weiß genau an welchem Ort sich Henning und seine Familie gerade befinden (Puerto del Carmen, Playa Blanca …). Das alles wird von der Autorin sehr detailliert beschrieben. Auch die Panikattacken von Henning erläutert sie sehr anschaulich. Genau wird dargestellt wann „ES“ (so bezeichnet er seine Angstzustände) auftaucht und wie es sich auswirkt. „ Es beginnt mit einem Brennen im Zwerchfell, wie eine Mischung aus Lampenfieber und Flugangst. Sein Herz fängt an zu rasen, dann zu stolpern. Hennings Körper und Geist geraten außer Kontrolle. Manchmal weckt ES ihn mitten in der Nacht. Er fährt dann aus dem Schlaf und bekommt keine Luft …“ – einfach grandios erzählt. Die Doppelbelastung von Arbeit, Kinder und Haushalt belasten ihn sehr. Er kann nichts zu Ende bringen, hat für nichts richtig Zeit … Auch im Urlaub kann er nicht abschalten. Henning versucht sich beim Radfahren zu entspannen. Dort ist er mit sich selbst alleine. „Eine schmale Schneise zwischen Beruf und Familie.“ Erster-Erster Seine Gedanken rasen durch seinen Kopf … Und plötzlich kommt Henning alles so bekannt vor. Es fühlt sich für ihn an, als ob er schon einmal dort war … Erinnerungen kommen bruchstückhaft auf … Und dann wird es schrecklich. Seine Flashbacks sind unfassbar. Das Erlebte ist erschreckend, Wahnsinn, Horror … Fazit: Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass dies mein erster Roman von Juli Zeh ist. Und ich bin begeistert. Begeistert von Schreibstil, den detaillierten, eindrucksvollen Beschreibungen und dem tiefsinnigen Thema. Sicher wegen seiner Intensität und Tiefenpsychologie nicht für Jedermann der passende Lesestoff, aber ich bin restlos begeistert. 5 Sterne !!!

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