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Rezension zu
Zeckenbiss

Ein etwas anderer Thiesler-Roman, aber nicht minder spannend als seine Vorgänger

Von: Annette Traks
10.02.2019

Die erfolgreiche Anwältin Lara Sennen und ihr Mann verbringen wieder einmal einen Urlaub in der Toskana. Sie möchten dort gerne ein Haus kaufen, und so fährt ein Makler mit Lara auf Besichtigungstour ... von der sie allerdings nicht zurückkehrt. Stattdessen findet man ihre Leiche auf einem einsam gelegenen Anwesen. Bernd Gernersheim wohnt in Deutschland, ist ein pensionierter Richter und verwitwet. Nun hat er mit der 38 Jahre jüngeren Veronika wieder sein Glück gefunden. Aber am Tag ihrer Hochzeit erscheint ein Fremder bei der Feier und bittet Gernersheim um ein Gespräch. Später findet man den Bräutigam ermordet im Park des Gasthauses. Diana Klee (45) ist Gefängnis-Psychologin, die sich für ihre Schützlinge engagiert, was bei einigen Vollzugsmitarbeitern nicht immer auf Verständnis stößt. Sie ist Single, hat sich aber immer sehnlichst ein Kind gewünscht. Nun ist es endlich soweit: Sie ist schwanger und könnte nicht glücklicher sein. Aber nach einer Fehlgeburt wird auch sie umgebracht. Ein weiterer Protagonist ist Faruk - jugendlicher Intensiv- und Mehrfachtäter. Er hat bereits wegen diverser Delikte vor Gericht gestanden, aber jedes Mal eine milde Strafe bekommen. Während der Morde an Lara Sennen, Bernd Gernersheim und Diana Klee sitzt er zwar im Gefängnis, es drängt sich jedoch bald der Verdacht auf, dass er trotzdem etwas mit den Taten zu tun hat. Resümee: Sehr differenziert beschreibt Sabine Thiesler auf der einen Seite die berufliche Situation der engagierten Anwältin Lara Sennen und des Richters Bernd Gernersheim. Beide beschäftigen sich gewissenhaft mit jedem einzelnen ihrer Fälle, denn beiden geht es um gerechte Urteile. Dabei werden sie aber bei jugendlichen Straftätern von dem Gedanken geleitet, ihnen durch zu harte Strafen nicht die Zukunft zu verbauen, sondern ihnen die Chance zur Resozialisation zu geben. Gleiches gilt auch für die Gefängnis-Psychologin Diana Klee, der von anderen Vollzugsmitarbeitern oft Realitätsferne vorgeworfen wird, wenn sie sich für die Lockerung von Haftbedingungen einsetzt. Auf der anderen Seite stehen die Opfer und ihre Angehörigen, also die im wahrsten Sinne des Wortes Leidtragenden. Sie empfinden die milden Urteile meist als Schlag ins Gesicht und geben den Verantwortlichen außerdem vielfach die Schuld dafür, dass die Täter nach ihrer Freilassung weitere, oft sogar schwerere Taten begehen. Wie der gefährliche Biss einer Zecke (Titel) bohren sich dann vielleicht Rachegedanken in ihr Hirn. Im Rahmen der Handlung arbeitet Sabine Thiesler die Sichtweisen beider Gruppen sehr detailliert und kritisch heraus - als Leser kann man die Motivation aller Betroffenen sehr gut nachvollziehen und verstehen. Und die Täter selbst? Erkennen und ergreifen sie die ihnen gewährten Chancen? Sehen sie nach der Freilassung ihre kriminelle Karriere wirklich als beendet an und bemühen sich um ein gewaltfreies, bürgerliches Leben? Im Fall von Faruk, um den es beispielhaft in diesem Roman geht, kann man das verneinen: Er ist ein jugendlicher Intensiv- und Mehrfachtäter, der schon oft vor Gericht gestanden hat, und immer mit milden Strafen davongekommen ist. Eine Chance hat er darin nie gesehen, im Gegenteil, er hat danach nicht nur weitergemacht wie gehabt, sondern zum Schluss im Rahmen der Vergewaltigung seiner 15-jährigen "Freundin" durch ihn und seine Kumpel sogar einen Mord an ihr begangen. Faruks kriminelle Laufbahn erfährt der Leser in Rückblenden im Verlauf der Handlung, seine Einstellung ist auch und gerade während des aktuellen Geschehens - er verbüßt eine Gefängnis-Strafe - ständig präsent. Obwohl die Autorin eine reale und hochaktuelle Problematik sehr ausgewogen beschreibt, ist die fiktive Handlung sehr spannend. Zunächst rätselt der Leser, ob die Morde an Lara Sennen in der Toskana und Bernd Gernersheim in Berlin in einem Zusammenhang stehen, und ggf. in welchem. Doch allerspätestens wenn es um Diana Klee geht, sind Motiv und Täter klar ... was der Dramatik allerdings keinen Abbruch tut, im Gegenteil. Etwas kürzer als in anderen Thiesler-Romanen kommt diesmal Donato Neri weg, Commissario im toskanischen Ambra. Aber das ist kein Wunder, da ein Großteil der Handlung diesmal in Berlin spielt. Die polizeilichen Ermittlungen jedoch treten dort ziemlich in den Hintergrund. Vielmehr lernen sich die Witwe von Bernd Gernersheim und der Mann der ermordeten Lara Sennen kennen und stellen intensive Recherchen an. Fazit: ein etwas anderer Thiesler-Roman, aber nicht minder spannend als seine Vorgänger

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